Sportpolitik in Bonn Die Positionen der Ratsfraktionen im Überblick

BONN · Sport ist in der Regel dynamisch, schnell und kraftvoll. Für die Bonner Sportpolitik gilt das nicht: In den vergangenen fünf Jahren wurde viel diskutiert, aber wenig umgesetzt. Beispiele gefällig? Die Hallenbäder versprühen immer noch den Charme der 60er Jahre, keines wurde saniert. Viele Sporthallen sind in schlechtem Zustand.

 Viele Füße, die in verschiedene Richtungen wollen - ein Sinnbild für die Sportpolitik. Das Archivbild zeigt die German Open im Synchronschwimmen in Bonn.

Viele Füße, die in verschiedene Richtungen wollen - ein Sinnbild für die Sportpolitik. Das Archivbild zeigt die German Open im Synchronschwimmen in Bonn.

Foto: Horst Müller

Der Bau von Kunstrasenplätzen kommt im Schneckentempo mit einem Platz pro Jahr voran. Die Sanierung des Sportparks Nord und der Bau der Flutlichtanlage nahm die Stadt 2011 mit Zuschüssen des Bundes aus dem Konjunkturpaket in Angriff. Sonst dominierte oft der Rotstift: Das Viktoriabad wurde 2010 aus finanziellen Gründen geschlossen.

Dennoch kam Bewegung in den Sport, doch nicht durch die Politiker. Dass die Stadt die Oper, Theater und Konzerte üppig subventioniert, aber den Sport sogar noch mit einer Nutzungsgebühr für Sportstätten belegen wollte, sorgte für die Gründung der Initiative "Pro Sportstadt Bonn".

Die Akteure dort, überwiegend langjährige Vereinsfunktionäre, forderten ein neues Verhältnis bei der Zuteilung der Zuschüsse im Verhältnis zur Kultur. Eine Demonstration, bei der 2012 rund 5000 Menschen auf die Straße gingen, war ein starkes Signal. Der Stadtrat hielt inne und versprach quer durch alle Parteien Besserung.

Die Revoluzzer gingen noch weiter: Sie übernahmen den Stadtsportbund, um politisch eine starke Stimme zu erheben. Die Nutzungsgebühr für Sportstätten wurde vom Rat fallen gelassen, und erstmals wird es einen Fördervertrag geben, wie ihn die Kultur längst hat. 1,3 Millionen Euro soll er schwer sein.

Was war sonst? Viel Aufregung in erster Linie. Um das Gutachten, das den Bädern miserable Noten gab und den Neubau eines Familienfreizeitbades vorschlug (mit Schließung von zwei alten Bädern). Passiert ist nichts davon, aber in der Zwischenzeit wurden alle Investitionen eingefroren. Die Sanierung der Kinderbecken im Römerbad, in Beuel und in Rüngsdorf wurden aufgeschoben.

Der Rat beschloss, dass alle Freibäder erhalten bleiben und keins zugemacht wird. Eine Befragung von ausgesuchten Bürgern, wie es dann mit den Hallenbädern weiter gehen soll, ging aus wie das Hornberger Schießen. Als klar war, dass es das Kurfürstenbad in Bad Godesberg treffen sollte, gingen die Ortspolitiker dort auf die Barrikaden, und die Schließungspläne wurden einkassiert.

Das sagt die CDU

"Die Bonner Bäder sollen möglichst erhalten bleiben. Das Kurfürstenbad soll vermarktet werden. Die Freibäder bleiben alle bestehen. Teile des Melbbadgeländes sollen verkauft werden. Die Förder- und Schwimmsportvereine sollen mit Eigenleistungen zur Betriebskostensenkung beitragen.

Gemeinsam mit dem Sportbund wurden zur weiteren Finanzierung gangbare Umsetzungsbeschleunigungsmöglichkeiten gefunden. Auch bei den Sportanlagen können die Kosten durch mehr Vereinsengagement gesenkt werden. Die Sportförderrichtlinien wurden geändert. Und durch sinnvolle Kooperationen und eigenverantwortliches Handeln können die Zuschüsse sogar erhöht werden."

Das sagt die SPD

"Die Entwicklung der Bäder ist in den letzten Jahren keinen Schritt vorangekommen. Die SPD will die Bäder erhalten und den Sanierungsstau auflösen. Statt Geld in Gutachten und Telefonumfragen zu stecken, muss eine geeignete Betriebsform gefunden werden, wie es andere Städte vormachen.

So kann ein verbesserter Kostendeckungsgrad erreicht werden. Die Arbeit von Sportvereinen braucht geeignete bauliche Rahmenbedingungen. Die SPD will auf der Grundlage eines Sportstättenkatasters eine Sportstättenleitplanung entwickeln, um die Infrastruktur - Hallen, Plätze, aber auch das "Drumherum" (Umkleiden, Vereinsheime und so weiter) - kontinuierlich und planmäßig zu verbessern.

Dazu gehört die weitere Ausstattung der Sportplätze mit Kunstrasen gemäß einer Prioritätenliste mit objektiven Kriterien. Vereinseigenes Engagement begrüßen wir ausdrücklich."

Das sagen die Grünen

"Wir haben uns als Fraktion geschlossen an das Ergebnis der Bürgerbefragung gehalten. Wir stehen zum Erhalt sämtlicher Freibäder; wobei aus Kostengründen und zur Finanzierung von Attraktivitätssteigerungen Randbereiche wie am Melbbad veräußert werden können. Mit der Sanierung und Aufwertung des Frankenbades ist unverzüglich zu beginnen.

Wir fordern von der Stadtverwaltung mehr Transparenz. Und dazu gehört als erstes ein aktuelles Sportstättenkataster. Die großen zentralen Sportanlagen genießen aus gesamtstädtischer Sicht Priorität. Wir wollen, dass die Stadtverwaltung Initiativen von Vereinen aufgreift, die sich mit Arbeitsleistungen oder finanziell beteiligen wollen. Dies darf aber nicht zur Benachteiligung von armen Vereinen in sozial benachteiligten Stadtteilen führen."

Das sagt die FDP

"Unser seit Jahren vertretenes Konzept sieht die Schließung des Frankenbades vor, das Gelände soll vermarktet werden. Unmittelbar neben dem Römerbad soll dafür ein modernes Familienbad (kein "Spaßbad"!) errichtet werden. Dadurch kann zum Teil die vorhandene Infrastruktur mit genutzt werden. Die übrigen noch nicht sanierten Hallenbäder müssen saniert werden.

Im Vordergrund steht neben einer Steigerung der Attraktivität vor allem die Sanierung im Energiebereich. Die Sportvereine wollen mehr Verantwortung für ihre Sportanlagen übernehmen. Wir unterstützen dieses Engagement. Wenn sie selbst ihre Sportstätten verbessern, wollen wir städtische Zuschüsse für die Beschaffung von Material ermöglichen.

Wir setzen uns für den Bau weiterer Kunstrasenplätze ein und unterstützen das Prioritätenprogramm. Fußballvereine, die sich um die Mitfinanzierung von Kunstrasenplätzen bemühen, sollen unterstützt werden. Auch beim baulichen Zustand der Sporthallen ist ein erheblicher Sanierungsbedarf entstanden.

Wir fordern, dass die Stadt ein Sportstättenkataster erstellt - für einen genauen Überblick über die Sportanlagen. Damit können wir den Zustand, geplante Investitionen und die Belegung der Sportstätten auswerten."

Das sagt der Bürger Bund

"Bonn verfügt über vergleichsweise großzügige Schwimmbad-Kapazitäten. Das Bäderproblem muss angepackt werden, auch um dringende Sanierungsmaßnahmen durchführen zu können. Strukturelle Veränderungen, bis hin zur Schließung eines Schwimmbads, dürfen nicht tabuisiert werden. Wir befürworten als künftige Betriebsform eine Bäder-GmbH.

Wir unterstützen das SSB-Modell, nach dem weiter jährlich 700.000 Euro von der Stadt bereitgestellt werden und mindestens ein Platz pro Jahr saniert wird. Vereine können durch ein tilgungsfreies Darlehen die Platzsanierung selbst in die Hand nehmen und beschleunigen. Sporthallen und Plätze müssen besser in Stand gehalten werden.

Wir können uns Kooperationen zwischen Vereinen und Stadt vorstellen, die Geld sparen hilft. Aufgrund der Haushaltslage wäre es unseriös, eine Erhöhung des Sportzuschusses in Aussicht zu stellen. Fakt ist aber, dass im Sportbereich weitere Einschnitte kaum möglich sind."

Das sagt die Linke

"Wir finden es falsch, Bäder ersatzlos zu schließen und sprechen uns für ihren Weiterbetrieb aus. Das Bädergutachten hat einen guten Ansatz aufgezeigt: Neubau eines großen Kombi-Familienbads, was den geänderten Bedürfnissen der Bonner entspricht und im Betrieb günstiger wäre als zum Beispiel zwei alte Bäder. Verwaltung und Rat waren in der letzten Periode zu ängstlich, um diese Empfehlung ernsthaft anzugehen.

Lösungen für die Sanierung der Sportplätze liegen auf dem Tisch: Die Bereitschaft der Vereine ist da, etwa als Bauherr zu helfen. Dies traf auf eine fast durchgängige Blockadehaltung von CDU und Grünen, die bei der Sanierungsreihenfolge der Plätze aus schwer nachvollziehbaren Gründen jede zügige und positive Entwicklung ausgebremst haben. Wir werden weiter darauf drängen, dass dieses Problem nicht mehr im Schneckentempo angegangen wird."

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