Die "Riesen vom Rhein" fallen

Die Stadtförsterei verkauft die 113 Pappeln an einen niederländischen Unternehmer. Die Aufforstung in Schwarzrheindorf soll im Herbst beginnen.

Die "Riesen vom Rhein" fallen
Foto: Max Malsch

Schwarzrheindorf. Sie haben 60 Jahre lang das Rheinufer von Beuel geprägt, nun fallen die Pappeln im Tagesrhythmus. Insgesamt 113 Baumriesen sägt die Stadtförsterei seit dem Valentinstag ab. Die Fällarbeiten werden voraussichtlich noch bis Montag, 28. Februar, andauern.

Das kalte, trockene Wetter kommt Revierförster Sebastian Korintenberg und seinen 13 Mitarbeitern zugute: Die Arbeiten kommen gut voran, nur noch eine letzte Baumreihe steht am Trampelpfad. Diese Pappeln haben es aber in sich. Sie müssen einzeln angeseilt und mit einem Forstspezialschlepper in die richtige Sturzrichtung gezogen werden.

Die Baumsatzung der Stadt Bonn
schützt vor Abholzung ...Laubbäume ab 100 Zentimeter Stammumfang und
...Nadelbäume ab 150 Zentimeter Stammumfang, gemessen jeweils in einer Höhe von 100 Zentimetern über dem Erdboden.
Nicht geschützt sind dünnere Bäume, Obstbäume (mit Ausnahme von Nussbäumen und Esskastanien) sowie Waldbäume. Auch für Bäume, die als Naturdenkmale unter Schutz stehen, gelten die Regeln nicht. Die Baumsatzung erlaubt übliche Pflege- und Erhaltungsschnitte, verbietet aber Eingriffe, die zum Absterben des Baumes führen können - wie Asphaltieren, Abgraben, Ausschachten oder das Anwenden von Herbiziden. Die Stadt kann (auch bei Bäumen auf Privatgrund) Pflegemaßnahmen anordnen.
Geschützte Bäume dürfen auf Antrag gefällt werden, wenn sie etwa Neubauten im Weg stehen, wenn von ihnen Gefahren ausgehen, wenn der Baum krank ist oder wenn ein öffentliches Interesse an der Beseitigung besteht. Im Einzelfall dürfen Bäume auch fallen, wenn sie zu nah an Gebäuden stehen, sie beschädigen oder verschatten. Die Genehmigung kann mit der Pflicht zu Ersatzpflanzungen oder Ausgleichszahlungen verbunden werden. Wer geschützte Bäume ohne Genehmigung fällt, kann mit Geldbußen bis 50 000 Euro bestraft werden. Laut Stadt wurden im vorigen Jahr 814 geschützte Bäume in Bonn gefällt, im Jahr 2009 waren es 751 Bäume. Wie viele Anträge auf Fällung abgelehnt wurden, konnte die Stadt nicht sagen. (kf)"Während der Fällarbeiten haben wir festgestellt, dass mindestens 60 Prozent der Bäume so faul sind, dass sie jederzeit hätten umstürzen können. Somit ist die Fällaktion absolut gerechtfertigt", erklärte der Stadtförster.

Ärgerlich ist für die Waldarbeiter, dass die Spaziergänger sich nicht an die Absperrungen halten, die Zäune und das Toilettenhäuschen der Arbeiter immer wieder umkippen. "Die Menschen gehen einfach an den Schildern vorbei und laufen durch die Baustelle. Das ist wegen der herabstürzenden Äste viel zu gefährlich", sagte Korintenberg. Er appellierte an die Bürger, bis nächste Woche andere Wege am Rhein zu nutzen. Nahezu das gesamte Schwarzrheindorfer Werth ist für die Öffentlichkeit gesperrt.

Ein niederländischer Unternehmer hat alle Holzstämme von der der Stadt gekauft. Täglich rollen die Lastwagen an und laden die Bäume in Höhe der Wolfsgasse auf. Aus dem Holz werden größtenteils Spanplatten gefertigt. Die besseren Stämme können für höherwertige Nutzungen verarbeitet werden - eventuell für die Möbelindustrie.

Ab Herbst wird die Stadtförsterei mit dem Pflanzen neuer Bäume beginnen. Zwischen 800 und 1 000 Jungbäume werden im Landschaftsschutzgebiet bis zur Siegmündung gepflanzt, vorwiegend Ulmen, Spitzahorn, Eichen, Eschen, Bergahorn und Schwarzpappeln.

Besonderen Wert legt Korintenberg auf Letztere. Mit den Botanischen Gärten der Universität Bonn wurde eine Zuchtform ausgesucht. "Diese Pappelart wird relativ schnell dafür sorgen, dass der Charakter des ehemaligen Landschaftsbildes wieder neu entsteht. In etwa zehn Jahren werden die Pappeln rund zehn Meter hoch sein. Die anderen Bäume wachsen wesentlich langsamer", so der Stadtförster.

Die Neugestaltung des Auenwaldes kostet rund 10 000 Euro. 80 Prozent davon werden vom Land Nordrhein-Westfalen getragen. Durch den Holzverkauf kann die Stadt ihren Eigenanteil fast komplett refinanzieren. Eine dicke Baumscheibe wird übrigens zur Erinnerung an die Pappeln im Haus der Natur auf dem Venusberg ausgestellt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort