Dieckmann kündigt Maßnahmen zur Jugendhilfe an

Bonner Kriminologe schwächt Aussage des Kollegen aus Niedersachsen ab - OB: Das haben die Städte nicht verdient

Bonn. Hat jede Stadt die Jugendkriminalität, die sie verdient, wie es Professor Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, im Gespräch mit dem GA nach der Überfallserie auf Tankstellen in Bonn und der Region ausgedrückt hat. Diesen Satz schwächt jetzt der Geschäftsführende Direktor des Kriminologischen Seminars der Universität Bonn, Professor Torsten Verrel, etwas ab und rückt ihn ins rechte Licht.

Pfeiffer habe praktisch eine Aussage von Alexandre Lacassagnes, einem französischem Arzt und Kriminologen im 18. Jahrhundert, zitiert und zugespitzt formuliert. Lacassagnes hätte darauf hingewiesen, dass Kriminalität hauptsächlich gesellschaftliche Ursachen habe.

Für Verrel sind die vermehrten Überfälle auf Tankstellen kein Zeichen einer speziellen Situation in Bonn. "Dieses Phänomen steht nicht für Jugendkriminalität. Jugendkriminalität bezieht sich überwiegend auf Bagatelldelikte", sagt Verrel. Nach seiner Ansicht gibt es in Bonn "kein besonders großes Problem mit Jugendkriminalität".

Allerdings sei das Alter zwischen 16 und 21 Jahren das, in dem die Kriminalitätsgefährdung am größten sei. Der Kriminologe betont, dass Jugendkriminalität auf der Straße naturgemäß besonders sichtbar sei und "unser Bild von der Jugendkriminalität prägt". Das hänge übrigens vom Anzeigeverhalten ab, und das habe sich verändert.

Die Menschen seien eher sensibilisiert als vor einigen Jahren. Eine Tatserie wie die zurückliegende liefere natürlich Schlagzeilen. Ausländerkriminalität, so gibt er zu bedenken, sei ein vielschichtiger Begriff. Man müsse unterscheiden zwischen Asylbewerbern, Touristen, Nicht-Deutschen, die hier lebten, und Spätaussiedlern. "Kriminalität in großen Städten ist häufiger als auf dem Land, und die meisten Ausländer wohnen in großen Städten", so Verrel.

"Die Aussage von Herrn Professor Pfeiffer, einem Kenner der Materie, haben die Städte nicht verdient", meinte OB Bärbel Dieckmann auf GA-Anfrage. Richtig sei jedoch, dass es auch in Bonn Defizite gebe. Mit einem Bündel an Maßnahmen solle diesen entgegenwirkt werden: von der Ganztagsbetreuung und Sozialarbeitern in Schulen über Jugendzentren bis zu Anti-Gewalt-Projekten.

"Wir als Kommune können dieses gesamtgesellschaftliche Problem aber nicht allein lösen und stimmen uns ab mit den Trägern der Jugendhilfe, mit Schulen und Polizei. Und natürlich sind auch die Eltern gefragt."

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