3. Bonner Integrationskonferenz Diskussion über interkulturelle Öffnung

Bonn · Da organisiert man mit viel Idealismus und auch ein wenig Stolz eine Integrationskonferenz, um dann vom ersten Referenten, dem quirligen Professor Doktor Paul Mecheril, die Begriffe Integration und Migration dermaßen um die Ohren gehauen zu bekommen, dass man sich danach die Plakette "Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn" am liebsten von der Brust nehmen würde.

 Volles Auditorium im Haus der Geschichte: Coletta Manemann (links) eröffnet die Konferenz.

Volles Auditorium im Haus der Geschichte: Coletta Manemann (links) eröffnet die Konferenz.

Foto: Volker Lannert

Aber Coletta Manemann, Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn, ist eine Frau mit Humor und nahm die steilen Thesen des Pädagogikprofessors mit demselben. "Sie rennen hier offene Türen ein, sonst hätten wir sie ja auch nicht eingeladen, ätsch", konterte Manemann.

Die ganze Diskussion um Integration und Menschen mit Migrationshintergrund läuft in Deutschland meist ganz schön neben der Spur und insbesondere der Zeit hinterher, so der stark vereinfachte Tenor eines bissigen und interessanten Vortrages voller unbequemer Thesen. "Wir sprechen so viel über Menschen mit Migrationshintergrund, weil wir sonst nicht wüssten, wer wir sind, weil wir sonst nicht wüssten, dass wir legitim hier sind", sagte Mecheril. "Pauschalisierend, grotesk und lustig" seien die "Zuschreibungspraxen", die Unterscheidung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Und so plädierte der Professor folgerichtig und nicht ganz ernst gemeint dafür, einen Tag im Jahr einzuführen, an dem nicht über "MMM's" geredet wird - Menschen mit Migrationshintergrund.

Das wird wohl nicht der Tag der 4. Integrationskonferenz sein, die nach dem Erfolg der gestrigen sicher wieder stattfinden dürfte. Denn als Erfolg wertet Manemann die Veranstaltung, die mit 180 Anmeldungen so gut besucht war, wie nie zuvor. Erfolge sieht sie auch in ihrer Arbeit. "Wir sind beim Thema Integration weiter gekommen", sagte Manemann.

Vieles sei aufgebaut worden, es gebe mittlerweile ein Integrationskonzept und zwei Moscheen seien gebaut worden. Trotzdem gebe es noch viel zu tun. Was genau, darüber wurde in zwei Fachforen diskutiert: Die Anerkennung beruflicher Qualifikation sowie die Interkulturelle Öffnung, letzteres Forum wurde moderiert von GA-Redakteur Cem Akalin.

Engin Sakal vom Landesintegrationsrat NRW war einer der Referenten. Laut Sakal steht man in Deutschland bei dem Thema noch ganz am Anfang. "Aber wir sind gezwungen, zu handeln, es geht um die Zukunft der Gesellschaft", sagte Sakal. Rüdiger Frings vom Personalamt der Stadt referierte die Entwicklung aus Bonner Sicht. Seien 2008 noch acht Prozent Migranten bei der Stadt beschäftigt gewesen, seien es mittlerweile 25 Prozent. "Vieles ist im Fluss, das ist uns ein echtes Anliegen", sagte Frings.

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