Eine Opferkerze für die Stadtpatrone

Hunderte Bonner strömen am Sonntag zu Ehren von Cassius und Florentius in das Bonner Münster - Der "Mordkapellenpfad" am Fuße des Kreuzbergs erinnert an die Geschichte der beiden Märtyrer

Eine Opferkerze für die Stadtpatrone
Foto: Lannert

Bonn. Die Geschichte der beiden ist unzertrennbar mit der Vergangenheit der Stadt verbunden, und jeder Bonner kennt ihre Grabstätte oder zumindest das Baudenkmal, das über ihren Gräbern errichtet worden ist: Die Rede ist von Bonns Stadtpatronen Cassius und Florentius, deren Grabstätte im Bonner Münster liegt.

Ihnen zu Ehren hielt Stadtdechant Wilfried Schumacher am Sonntag in der Münsterbasilika vor hunderten Besuchern ein Festhochamt. Auch Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann kam zum feierlichen Gottesdienst, sie entzündete - einem mittelalterlichen Brauch folgend - stellvertretend für Stadtrat und Verwaltung eine Opferkerze, die am Schrein der Heiligen aufgestellt wurde.

Während des Festamts sangen und spielten der Bonner Münsterchor und das Orchester der Münsterbasilika Mozarts "Waisenhausmesse". Stadtdechant Schumacher hob in seiner Predigt hervor, dass die beiden Märtyrer zu zweit für ihren christlichen Glauben einstanden. "Glaube ist nichts für Einzelkämpfer. Und wir brauchen Festtage wie diesen, die uns zusammenführen und Kraft geben."

Die Geschichte von Cassius und Florentius beginnt ungefähr im späten dritten Jahrhundert. Sie waren Soldaten der thebäischen Legion Roms, die im dritten und vierten Jahrhundert im Rheinland stationiert war, und wurden wegen ihres standhaften Bekenntnisses zum christlichen Glauben enthauptet.

Auf die vermutete Hinrichtungsstätte machen im Stadtbild heute noch zwei Namen aufmerksam, deren Ursprung manch einen neu zugezogenen Endenicher oder Poppelsdorfer schon ins Grübeln brachte: Die Marterkapelle und der Mordkapellenpfad am Fuße des Kreuzbergs.

Der Legende nach soll Kaiserin Helena, die Mutter Konstantins des Großen, bei den Gräbern der Märtyrer eine Kirche errichtet haben, archäologische Funde weisen eine spätrömische Grabstätte unter der Krypta nach. Da die beiden Märtyrer immer bekannter wurden und immer mehr Pilger nach Bonn kamen, wurde ein Betreuungstab von Klerikern gebildet, der 691 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Über den Grabmälern von Cassius und Florentius entstand im zwölften Jahrhundert die Basilika, 1643 wurden die beiden zu Bonner Stadtpatronen erhoben. Wer einen Eindruck von den Märtyrern bekommen möchte, muss aber nicht erst den Kreuzberg ersteigen.

Seit vier Jahren sorgen vor dem Münster die Nachbildungen ihrer Köpfe besonders bei Touristen für viel Aufmerksamkeit. Die Skulpturen aus Granit hat der Künstler Iskender Yediler geschaffen; gestiftet wurde das Kunstwerk von zwei in New York lebenden Rheinländern, die einen starken Bezug zu ihrer Heimat haben.

Auch das Rätsel, warum die Köpfe seitlich auf dem Boden liegen - als wären sie von der Kirche gefallen - erklärt sich aus der Geschichte: Der Künstler möchte damit auf die Enthauptung der Märtyrer hinweisen.

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