Lydia Niewerth Eine Richterin mit Leidenschaft

BONN · Seit 40 Jahren steht Amtsgerichtsdirektorin Lydia Niewerth im Dienste der Justiz und hat einiges bewegt. Wer Lydia Niewerth kennt, weiß: Sie ist mit Leidenschaft Richterin.

 Seit 40 Jahren Richterin: Lydia Niewerth.

Seit 40 Jahren Richterin: Lydia Niewerth.

Foto: Kohls

Seit 40 Jahren steht die 64 Jahre alte Direktorin des Bonner Amtsgerichts nun im Dienste der Justiz, vier Jahrzehnte, in denen sich ein starker Wandel in der Gesellschaft vollzogen hat. Und wie massiv dieser Wandel auch die Justiz beeinflusst hat, ist Richterin Niewerth sehr bewusst.

Als sie damals anfing, waren Frauen im Richteramt noch stark in der Minderheit, sagt sie. Und in führenden Funktionen erst recht. Doch sie habe sehr früh gewusst, was sie wollte, und habe das auch "frech" an entscheidender Stelle kundgetan: "Ich will Amtsgerichtsdirektorin werden." Sie wurde es. Zuerst in Rheinbach, später in Bergisch-Gladbach und schließlich in Bonn.

Sie liebt, wie sie sagt, die Arbeit als Direktorin, wo sie gestalten und Strukturen effizienter machen kann. Aber, so erklärt sie auch: "Meine Leidenschaft war immer das Jugendstrafrecht." Und sie sieht stolz aus, als sie schildert, wie sie Anfang der 1990er Jahre als Jugendrichterin soziale Maßnahmen in Gang gesetzt habe, "die heute im Gesetz stehen".

Tatsächlich sind die von ihr mit auf den Weg gebrachten sozialen Trainingskurse längst eine häufig angewandte Maßnahme bei jugendlichen Straftätern. Und auch die von ihr seit Jahrzehnten praktizierte Zusammenarbeit mit anderen Stellen wie Polizei und Jugendämtern gehört heute bei den Jugendrichtern zum täglichen Geschäft.

Mit Jugendlichen hat Lydia Niewerth auch jetzt in Bonn wieder zu tun, denn ihr obliegt als Direktorin nicht nur die Verwaltung des Amtsgerichts, sie ist auch als Vorsitzende eines Jugendschöffengerichts weiter an der Basis tätig. Und ist besorgt über die Entwicklung und Veränderung der Energie bei jugendlichen Tätern.

Waren es in ihren Anfängen als Richterin vor allem jugendtypische Taten wie Mofa frisieren, Ladendiebstahl oder Schwarzfahren, so beobachtet sie seit Jahren Taten, die von immer größerer Aggressivität geprägt sind. "Und da viele der männlichen Jugendlichen aus Kulturkreisen stammen, in denen der Mann die Krone der Schöpfung ist, haben sie oft keinerlei Respekt vor einer Frau als Richterin", hat sie festgestellt.

Überhaupt hat sie beobachtet, dass das Richteramt nicht mehr den Respekt genießt wie früher. Was ihrer Meinung nach auch damit zu tun hat, dass die Justiz immer mehr ihren Elfenbeinturm verlassen und sich insgesamt mehr für den Bürger geöffnet hat. Das allerdings begrüßt sie sehr, erklärt sie: "Denn gerade das Amtsgericht ist für die Bürger da."

Wie lange die 64-Jährige noch an dessen Spitze steht, ist absehbar. Und genauso, dass sie dann noch lange nicht Ruhe geben wird.

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