Geändertes Verfahren sorgt an Gymnasien für Ärger Eltern ignorieren Anmeldefrist

BONN · Es ist kurz nach 12 Uhr. Auf dem Tresen des Sekretariats im Clara-Schumann-Gymnasium stapeln sich bereits die Anmeldescheine von Viertklässlern. Und wieder geht die Tür auf. Waltraud Schneider steht mit Tochter Isabel vor der Tür. Die Mutter weiß, dass sie eigentlich zu früh dran ist. Denn aufgrund der jüngsten Änderung des Anmeldeverfahrens in Bonn darf sie ihre Tochter erst ab 18. Februar an der Schule anmelden. Eine Verfahrensänderung, die an den städtischen Gymnasien in Bonn für große Verärgerung gesorgt hat.

 An der Bertolt-Brecht-Gesamtschule hat das Anmeldeverfahren gestern offiziell begonnen.

An der Bertolt-Brecht-Gesamtschule hat das Anmeldeverfahren gestern offiziell begonnen.

Foto: Barbara Frommann

Durch eine Änderung der Landesvorgabe müssen die vorgezogenen Anmeldeverfahren für die privaten Gymnasien und Gesamtschulen, die offiziell gestern begonnen haben, erst abgeschlossen sein, bevor die städtischen Gymnasien sowie die Haupt- und Realschulen an der Reihe sind. In den Vorjahren lag der Beginn der jeweiligen Anmeldeverfahren nur wenige Tage auseinander. Grund für die vorgezogenen Anmeldungen an privaten Gymnasien und den Gesamtschulen sind die bisher stets großen Überhänge an diesen Schulformen.

"Die Änderung bedeutet für viele Familien nur zusätzlichen Stress", weiß Schulleiter Willi Nikolay, "wir können absolut nicht nachvollziehen, warum das bisher bewährte Verfahren geändert wurde." So dürfen er und seine Kollegen der anderen städtischen Gymnasien die Eltern erst ab 15. März darüber informieren, ob ihr Kind einen Platz erhalten hat oder nicht. Um aber den Druck vom Kessel zu nehmen, hat die Bezirksdirektorenkonferenz einstimmig entschieden, dass die Eltern trotzdem seit gestern ihre Unterlagen abgeben können. "Wir bewahren die Scheine bis zum offiziellen Start des Verfahrens am 18. Februar lediglich bei uns auf", verspricht Nikolay. Nach GA-Informationen ist man bei der Bezirksregierung Köln über diesen "Sonderweg" allerdings recht verschnupft.

Doch Nikolay weiß alle Bonner Kollegen auf seiner Seite. "Das lange Warten ist doch für die Eltern und Kinder unerträglich", sagt die Direktorin des BeethovenGymnasiums, Renate Giesen. Auch sie hat gestern Morgen bereits reichlich Anmeldungen angenommen, die sie aber ebenfalls erst einmal in die Schublade legen will. So verfährt auch Martina Galilea, Leiterin des Tannenbusch-Gymnasiums. "Für uns ist das ein Angebot, dass zur Beruhigung der Familien führt. Darauf kommt es doch an", sagt sie.

Der Stapel in Nikolays Sekretariat ist derweil weiter gewachsen. Sandra Kremer ist mit Tochter Isabel (9) und Sohn Jannis (7) erschienen und legt den Schein in die Kiste, die Nikolay zur Aufbewahrung aufgestellt hat. Kremers leben in Bornheim und sind über das Anmeldeprozedere in Bonn völlig irritiert.

"In Bornheim erfahren alle Kinder schon in wenigen Tagen, auf welche Schule sie gehen werden. Das hier ist schon eine Zumutung", schimpft die Mutter. Jetzt hofft sie einfach, dass es mit dem "Clara" klappen wird. Und wenn nicht? "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", räumt sie ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort