Offene Ganztagsschulen in Bonn Eltern sollen wieder mehr zahlen

Bonn · Die Koalition will neue eine Lösung vorlegen: Danach müssen Eltern voraussichtlich die Ferienbetreuung nicht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, extra buchen, sondern sie soll wieder Bestandteil des OGS-Angebots sein.

Nach monatelangem Streit zwischen den Ratsfraktionen um die künftige Ausgestaltung der offenen Ganztagsschulen wollen Vertreter der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP jetzt einen neuen Vorschlag auf den Tisch bringen. Danach müssen Eltern voraussichtlich die Ferienbetreuung nicht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, extra buchen, sondern sie soll wieder Bestandteil des OGS-Angebots sein.

Zur Gegenfinanzierung sollen aber Geschwisterkinder in der OGS nicht mehr kostenfrei betreut werden. Festhalten will die Koalition an der bereits seit Sommer geltenden Kürzung der Betreuungszeit von 25 auf 22,5 Stunden die Woche. Über den neuen Vorschlag muss der Stadtrat am 25. Februar befinden. Ob eine Mehrheit zustande kommt, ist noch offen. Denn nicht nur innerhalb der Ratskoalition ist nach GA-Informationen diese Variante noch umstritten. Kritik hagelte es erneut auch von OGS-Trägern und Eltern.

Letztere fordern nach wie vor die Wiedereinführung der ursprünglichen 25-Stunden-Betreuung, eine sechswöchige, im Elternbeitrag enthaltene Ferienbetreuung und die von den Trägern geforderte Pauschale in Höhe von 2700 Euro pro Kind und Jahr. Den Wegfall des Geschwisterfreibetrags lehnen sie ab. „Das ist eine unzumutbare Zusatzbelastung für Familien mit mehreren Kindern“, sagte Igor P. Thom, Sprecher der Bonner OGS-Elternräte. Zudem sieht er rechtliche Probleme. „Ich bezweifle, ob man eine einmal eingeführte Regelung wieder rückgängig machen kann.“ Zurzeit zahlen Bonner Eltern von mehreren Kindern, die gleichzeitig in OGS und Kitas betreut werden, lediglich einen Platz, und zwar den teuersten.

Für Stephan Düllberg, Geschäftsführer der Jugendfarm und Sprecher der Freien OGS-Träger, ist vor allem die Wiedereinführung der 25-Stunden-Betreuung wichtig. Andernfalls befürchtet er Qualitätseinbußen. „25 Stunden sind das Minimum. Wir benötigen die Zeit, damit die Verzahnung von Schule und dem Betreuungsangebot gut funktioniert“, erklärte er. Wer sage, das gehe auch mit 22,5 Stunden in der Woche, habe keine Ahnung. „Es handelt sich um eine pädagogisch hoch verdichtete Arbeit.“ Es sei fraglich, ob die Träger dann noch eine Öffnungszeit bis 16.30 Uhr garantieren könnten. Die Krux: Viele Eltern forderten längst Betreuungszeiten bis 17 Uhr und darüber hinaus. Für Düllberg birgt die Kürzung noch ein anderes Problem: „Es ist jetzt schon schwierig, Fachpersonal zu finden.“ Bei noch kürzerer Stundenzahl würden viele Pädagogen erst gar nicht in einer OGS arbeiten wollen. Ähnlich argumentiert auch Caritas-Chef Jean-Pierre Schneider (siehe Text unten).

Grünen-Ratsherr Tim Achtermeyer, der für die Jamaika-Koalition federführend an einer Lösung für die OGS mitgearbeitet hat, sagte gestern auf GA-Nachfrage, die Koalitionäre seien wegen des Vorschlags noch in der Endabstimmung. Hinsichtlich eines möglichen Wegfalls des Geschwisterfreibetrags erklärte er: „Ein Modell sieht vor, dass ab dem zweiten Kind in der OGS maximal 50 Prozent der regulären Gebühren gezahlt werden“. Betroffen davon seien rund 30 Prozent der OGS-Kinder. Achtermeyer erinnerte an die desaströse Haushaltslage der Stadt Bonn. „Eine Erhöhung der Stundenzahl und eine Ferienbetreuung inklusive geht leider nicht zusammen“, bedauerte er.

Wie der GA allerdings aus anderen Quellen erfuhr, wollten einige aus den Reihen der Grünen dem Anliegen der Träger und Eltern in beiden Punkten Rechnung tragen. Das soll allerdings am Veto der CDU gescheitert sein. Deren jugendpolitische Sprecherin Verena Lautz erklärte gestern auf Nachfrage lediglich: „Ich gehe davon aus, dass wir bis zur Ratssitzung Klarheit haben!“

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