Nach der Razzia im Eros-Center Ermittler hüllen sich in Schweigen

Bonn · Was war der Grund für die Razzia am Dienstagabend im Eroscenter an der Immenburgstraße? Haben Prostituierte ihre Steuern nicht bezahlt, oder sind eher die Betreiber des Bordells ins Visier der Steuerfahnder geraten?

Mit einem Großaufgebot durchsuchte die Oberfinanzdirektion die Räume des Eroscenters, die Bonner Polizei half.

Mit einem Großaufgebot durchsuchte die Oberfinanzdirektion die Räume des Eroscenters, die Bonner Polizei half.

Foto: Axel Vogel

Detaillierte Antworten auf diese Fragen gab es am Mittwoch nicht. "Wir werden die Aktion weder bestätigen noch dementieren", sagte Peter Schmeling, Sprecher der Oberfinanzdirektion Rheinland in Köln dem General-Anzeiger. Mehr zu dem Einsatz mochte er mit Verweis auf "das Steuergeheimnis" nicht preisgeben.

Mit einem Großaufgebot hatte die Oberfinanzdirektion mehrere Stunden lang die Räume des Eroscenters durchsucht, Amtshilfe leisteten Dutzende Beamte der Bonner Polizei. Offenbar handelte es sich um eine konzertierte Aktion, denn fast zeitgleich wurde nach GA-Informationen auch ein Eroscenter in Köln durchsucht.

Obwohl drei Steuerfahnder noch während der Razzia in Bonn vor Pressevertretern darauf verwiesen hatten, es werde anderntags eine Erklärung folgen, hieß es am Mittwoch "Kein Kommentar" aus der für den Einsatz zuständigen Oberfinanzdirektion. Auf das Steuergeheimnis berief sich auf Anfrage auch ein Sprecher des Finanzministeriums in Düsseldorf.

"Das ist sehr weitreichend und bindet rechtlich alle Personen, die mit einer solchen Aktion zu tun haben", sagte Daniel Moritz. Auch von der Polizei gab es am Mittwoch keine erschöpfenden Auskunft. Weder André Faßbender, Pressesprecher der Kölner Polizei, noch sein Bonner Kollege Christoph Schnur machten Angaben zu den Razzien. Schnur bestätigte nur, dass die Bonner Polizei Amtshilfe geleistet und die Finanzfahnder an der Immenburgstraße unterstützt habe.

Nicht klagen über die Steuermoral der Prostituierten kann die Stadt Bonn. In Sachen "Sexsteuer" habe die Verwaltung zunächst mit 300 000 Euro für 2011 kalkuliert, wobei der Betrag dann aber auf 200.000 Euro nach unten korrigiert worden sei, erklärte Elke Palm vom städtischen Presseamt. "Im vergangenen Jahr sind dann aber doch 250.000 Euro an Einnahmen angefallen." Palm legt Wert auf die Feststellung, dass die Razzia im Eroscenter in keinem Zusammenhang zur Bonner Sexsteuer stehe.

Die speise sich aus zwei Quellen: Zum einen aus den Abgaben von Frauen, "die ein Gewerbe angemeldet haben und die dann einen Steuerbescheid bekommen". Zudem müssten Gelegenheitsverdienerinnen am Straßenstrich ein Ticket am Automaten ziehen. "Das wird auch vom Ordnungsamt kontrolliert."

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