Es muss nicht immer Miracoli sein: Kurs "Mann kocht" im Haus der Familie

BAD GODESBERG · Es heißt, Männer, die kochen, sind unwiderstehlich. Im Haus der Familie stehen sechs Helden am Herd und schnippeln erst mal Möhren. "Wer übernimmt die Paprika?", fragt Thomas Gießler in die abendliche Runde.

 Was jetzt? Hauswirtschaftslehrer Thomas Gießler (von links) gibt Thorsten Pries und Frank Seldte erste Instruktionen.

Was jetzt? Hauswirtschaftslehrer Thomas Gießler (von links) gibt Thorsten Pries und Frank Seldte erste Instruktionen.

Foto: Ronald Friese

Der erfahrene Hauswirtschaftslehrer leitet die Teilnehmer in diesem vierteiligen Kurs "Mann kocht" freundlich, aber bestimmt an. Vor jedem liegt das Rezeptblatt, detailliert mit Einkaufsliste und Zubereitungstipps versehen. "Wir üben heute unser Silvestermenü", erklärt der Mann mit der "Hier kocht Thomas"-Schürze.

Er habe als glatter Anfänger mal diesen Kurs auf einen Geschenkgutschein hin belegt, erzählt der Knoblauch schneidende Thomas Kuchem, im wahren Leben Beamter. Seither ist er hängengeblieben. "Ich will mehr als nur Spiegelei braten können." Eben heute Putenrolle mit Chinakohl, süß-scharf.

Drüben wäscht Journalist Wilfried Lülsdorf schon sein Putenfilet. "Jetzt vorsichtig abtrocknen. Sonst spritzt es nachher", ruft der Kochlehrer. Lülsdorf ist aus Solidarität zu Sohn Leo dabei. "Ich kann ja schon einiges." Der Junior schneidet mit Engelsgeduld Gemüseberge. Leo will die Kochkünste demnächst in seiner Wohngemeinschaft einbringen.

"Wir hatten schon Studenten, die brauchten in ihrer WG nachher keine Toiletten mehr säubern", lacht Gießler. Keine Tim Melzers, Jamie Olivers oder Eckhard Witzigmanns habe er im Kurs, sondern gestandene Männer, die das endlich auch lernen wollten: Kochen, Braten, Dünsten. Es sei angenehmer, Männer zu unterrichten, verrät Gießler. "Die nehmen das mehr an und wissen nicht gleich alles besser." Die Runde lacht schallend.

Auch als Herbert Dörks, ein Industriemeister Druck, meint, sie seien doch alle nur zum Überlebenstraining hier. Von den Müttern habe ja kaum jemand etwas in der Küche gelernt. Und hernach gebe es in der Ehe meist eine klare Rollenverteilung. "Da dürfen wir Hilfsdienste machen, aber nicht kreativ sein", scherzt Dörks. Jetzt binde er sich selbst die Schürze um.

Und in diesem Kurs werde ihm die Angst genommen, auch mal dumme Fragen zu stellen, fügt er überm Zwiebelschneiden hinzu. Gießler hat den tapferen Männern die todsichere Methode beigebracht, bei der keine Tränen fließen. Alle Achtung, auch Frank Seldte kann noch klar aus den Augen blicken. Seine Frau habe ihn geschickt. "Ich konnte vorher nur Miracoli", gibt der Steuerfachmann zu, während er sein Schnitzel mit Schinken und Chinakohl belegt. Jetzt habe er es schon zu Bierfleisch- und Kasseler-mit-Kohlrabi-Ehren gebracht. "Auch die Kinder sind begeistert", strahlt Seldtke .

Die wird Thorsten Pries erst in den nächsten Monaten beweisen müssen. Der Jurist stellt sich dann nämlich auch den Herausforderungen der Küche, weil er seinen Mann in Familienzeit stehen muss. "Da müssen Kenntnisse her", grinst er und räumt wie die anderen sofort ordentlich alle Abfälle weg. "Lernziel Nummer eins: Wir Männer hinterlassen allen Vorurteilen zum Trotz keine Schweinerei in der Küche", kommentiert das der Hauswirtschaftslehrer.

Jetzt legen seine sechs Helden mit dem Kochlöffel ihre Putenrollen vorsichtig in ihren jeweiligen Topf. Denn Lernziel Nummer zwei heißt: Jeder bereitet sein Gericht selbst zu. "Nur so bekommen sie das Gefühl dafür, wann sie die Rollen wenden dürfen, damit sie nicht reißen." Es brutzelt leicht in sechs Töpfen. Konzentriert sind sechs Köche bereit, ihre Röllchen umzudrehen. Da schallt der Ruf "Geschafft" durch die Küche. Bei "Hier kocht Thomas" ist auch diese Hürde bravourös genommen.

Rezept: Putenrolle mit Chinakohl, süß-scharf

für zwei Personen

Zwei Scheiben Putenschnitzel waschen, abtrocknen, salzen und pfeffern. Mit Senf bestreichen, mit zwei Scheiben geräuchertem Schinken, einem Chinakohlblatt und scharfer Gewürzgurke belegen, mit Zahnstochern zusammenstecken. Öl erhitzen und auf beiden Seiten anbraten.

Gewürfelte Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie, Möhren und Paprika mit je einer Tasse Apfelwein und Apfelsaft, einer halben Tasse Wasser und eineinhalb Gemüsewürfeln 15 Minuten garen. Schließlich fünf Blätter Chinakohl und einen Apfel schneiden und weitere zehn Minuten garen. Mit einer Teelöffelspitze Sambal-Öl und Zucker abschmecken. Dazu Basmati-Reis servieren.

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