Ex-Ako-Rektor Pater bekennt Schuld

Nach seiner von Protesten begleiteten Einführung als Jesuitensuperior in Göttingen äußert sich Pater Theo Schneider, der im Verlauf des Missbrauchsskandals als Rektor des Bonner Aloisiuskollegs (Ako) 2010 zurücktrat, erstmals öffentlich.

Bad Godesberg. Nach seiner von Protesten begleiteten Einführung als Jesuitensuperior in Göttingen äußert sich Pater Theo Schneider, der im Verlauf des Missbrauchsskandals als Rektor des Bonner Aloisiuskollegs (Ako) 2010 zurücktrat, erstmals öffentlich.

In einem an diesem Sonntag erscheinenden Pfarrbrief der katholischen Göttinger Citykirche St. Marien schreibt der 64-Jährige, es sei in seinen Jahrzehnten als Ako-Internatsleiter und Rektor "ein gravierender Fehler" gewesen, "nicht früher, lauter und rigoroser eingeschritten zu sein und unterbunden zu haben, wo mein eigener Kompass in unserem Kolleg Falsches anzeigte".

Die Opfergruppe "Eckiger Tisch" wirft Pater Schneider mit Bezug auf die unabhängig erstellten Aufklärungsergebnisse über lange Jahre Mitwisserschaft an Übergriffen eines Mitpaters vor. Diesem im Juli 2010 verstorbenen Pater wird strafrechtlich relevanter Missbrauch zur Last gelegt. Außerdem habe Pater Schneider sich bis heute nicht dem direkten Gespräch gestellt, kritisiert der "Eckige Tisch".

Alles, was Jugendlichen geschadet habe, hätte er sensibler wahrnehmen müssen, um im Zweifel dem Empfindsameren Rechnung zu tragen, äußert Pater Schneider nun im Göttinger Pfarrbrief zu seiner Verantwortungspflicht den Heranwachsenden gegenüber. Dazu hätte er viel früher den Rat außen stehender Sachverständiger einholen und radikaler die Perspektive der betroffenen Jugendlichen in den Vordergrund stellen müssen.

"Ich bedauere nach wie vor, dass durch die verzögerte Aufklärung Betroffenen oder auch Geschädigten zu Unrecht wichtige Hilfe versagt geblieben ist. Das tut mir sehr leid. Und weil es nicht rückgängig gemacht werden kann, trage ich Schuld." Wobei Schneider seine Schuld sofort "jenseits strafrechtlich relevanter Kategorien" ansiedelt. Deshalb bitte er immer wieder alle Betroffenen um Verzeihung, von denen er persönlich leidvolle Erfahrungen nicht abgewendet habe.

Und Pater Theo Schneider fügt hinzu: "Meine Bitte bezieht ausdrücklich das Leid ein, das Mitbrüder verursacht haben, sowie strukturelle Sünden unserer Jesuiteninstitutionen." Er wolle nun in seinem neuen Lebensabschnitt in Göttingen besonders durch Offenheit, durch Zuhören und dadurch, zuverlässig für die Mitmenschen da zu sein, Lasten mittragen helfen. Als neuer Superior trägt Pater Theo Schneider nun Verantwortung in der Seelsorge für die Göttinger Jesuiten und für die Citygemeinde. ham

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