WCCB-Prozess Ex-Berater belastet den früheren Investor schwer

BONN · 66 Prozesstage lang saß Wolfditrich Thilo nahezu unbeachtet im Prozess gegen den früheren Investor des World Conference Center Bonn (WCCB), Man-Ki Kim, mit auf der Anklagebank vor der Wirtschaftsstrafkammer und schwieg. Auch am Freitag sagte Kims früherer Rechtsberater so gut wie nichts - und stand doch plötzlich im Rampenlicht.

Das Gericht verlas die Protokolle der Aussagen, die Thilo während seiner Untersuchungshaft bei Ermittlern und Haftrichter gemacht hat. Diese Aussagen belasten Kim schwer - und werfen ein diffuses Licht auf die Stadt und die Sparkasse.

Thilos damaligen Aussagen zufolge trat Kim 2006 an ihn heran. Ein jordanischer Fleischhändler in England habe den Kontakt vermittelt, und laut Anklage war Thilo fortan als Berater an Kims Seite und half ihm angeblich mit unwahren Testaten, die Investmentfirma Honua zu betrügen. Honua stellte Kim, der verzweifelt auf der Suche nach Geld war, 30 Millionen Euro zur Verfügung, nicht ahnend, dass der das WCCB bereits zu 94 Prozent an die Firma Arazim übertragen hatte, weil er die pünktliche Rückzahlung von zehn Millionen schuldig geblieben war.

Thilo aber hatte das Projekt zuvor als unbelastet bezeichnet. Der 67-Jährige war dabei, als Kim in Frankfurt bei Arazims Anwälten den Vertrag für diese Eigentumsübertragung unterschrieb. Aber in seiner Vernehmung erklärte Thilo dazu: Er habe den Vertrag vorher nicht lesen können, da er mit Kim den ganzen Weg nach Frankfurt im Zug habe stehen müssen. Aber: "Die Sparkasse hatte von der Eigentumsübertragung Kenntnis." Er selbst sei in die Einzelheiten von Kims Geschäften nicht eingeweiht gewesen, auch wenn er bemerkt habe, dass mit dem ganzen Unternehmen etwas nicht stimmte. Aber er habe ja auch nur verdienen wollen, sagte der Jurist aus, der längst keine Anwaltszulassung mehr hat und wegen Betruges vorbestraft ist.

Thilo hat nach eigenen Angaben 70.000 Euro von Kim erhalten. Er war nach eigener Aussage dabei, als Kim mit Arazim 2006 einen "Verhandlungsmarathon" führte. Die Anwälte hätten sehr gut über Kims Vermögensverhältnisse Bescheid gewusst. Er, Thilo, habe Kim gewarnt, weil er den Eindruck gehabt habe, die UNCC, die Betreibergesellschaft des WCCB, habe kein Geld. "Aber Kim wollte bei Stadt und Sparkasse gut da stehen, weil die glauben würden, es sei sein Geld", sagte Thilo aus.

Die ganze Zeit sei Kim auf der Suche nach Geld gewesen. "Man hätte eigentlich sagen müssen: Hände weg von dem Projekt." Und Thilo sagte aus: Der Stadt Bonn sei die desolate Situation 2008 bekannt gewesen. Man habe mit den Projektbeauftragen Arno Hübner und Evi Zwiebler geredet, und er habe ihnen gesagt, die Fakten seien falsch und eine Rückabwicklung wäre am besten. Doch die beiden hätten weitermachen wollen.

Ob Thilo mitbekommen habe, ob jemand die Hand aufgehalten habe, fragten ihn die Ermittler. Thilo verneinte, aber: "Ich habe mich gewundert, wie Kim das mit der Stadt hinbekommt." Was er aber mitbekommen habe: "Kim erzählte oft Märchen." Und: "Ich habe häufig gesehen, wie Kim Dokumente fälschte und ihn dabei beobachtet, wie er ein Dokument von Honua fälschte, dass die 20 Millionen kämen." An der Stelle wirft Kim Thilo einen undefinierbaren Blick zu.

Der erste WCCB-Prozess
Angeklagte: Man-Ki Kim (Investor), Michael Thielbeer (das Verfahren gegen den Stadt-Berater wurde mittlerweile eingestellt), Ha-S. C. (Rechtsanwalt von Kim), Wolfditrich Thilo (Rechtsberater von Kim).

Die Anklagen spiegeln die gesamte Palette der Korruptionsdelikte: Betrug, Untreue, falsche Eidesstattliche Versicherung, Bestechung, Bestechlichkeit in besonders schwerem Fall, Beihilfe zur Bestechung.

Weitere Anklagen: Die städtischen Projektbeauftragten Arno Hübner und Eva-Maria Zwiebler sind wegen Untreue, beziehungsweise Beihilfe im besonders schweren Fall angeklagt. Ermittelt wird noch unter anderem gegen Friedhelm Naujoks, ehemaliger Leiter des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) wegen Betruges und Young-Ho Hong, WCCB-Bauunternehmer, wegen Betrugsverdachts und Bestechung.

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