Bonn steht im Stau Experten diskutierten Vorschläge gegen drohenden Verkehrsinfarkt

Bonn · Tausendfüßler, Trajektknoten, Viktoriabrücke: Die Liste der aktuellen und noch kommenden Baustellen in Bonn ist lang und hat, wie viele Berufspendler es täglich erfahren müssen, direkte Auswirkungen auf den Verkehr in der Bundesstadt und in der Region.

 Wie entkommt die Region dem Stau? Diese Frage diskutieren Elke Hüttner und Michael Jaeger. In der Mitte Moderator Holger Willcke.

Wie entkommt die Region dem Stau? Diese Frage diskutieren Elke Hüttner und Michael Jaeger. In der Mitte Moderator Holger Willcke.

Foto: Barbara Frommann

Im Stau zu stehen ist fast schon normal. "Droht uns der Verkehrsinfarkt?", fragten am Donnerstagabend die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der General-Anzeiger in der gemeinsamen Veranstaltungsreihe "Bonn und die Welt". Elke Hüttner, GIZ-Verkehrsexpertin, und Michael Jaeger, Planungsdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, gaben darauf Antworten.

Die rund zweistündige Podiumsdiskussion, die GA-Redakteur Holger Willcke moderierte, machte deutlich, dass es keine infrastrukturelle "Master-Lösung" gibt, um die Verkehrsprobleme in Bonn zukünftig lösen zu können. Vielmehr kommt es auf einen intelligenten Mix von verschiedenen Fortbewegungsmethoden an, die die Situation entschärfen können.

Jaeger, der seit viereineinhalb Jahren überwiegend das Rad benutzt, um vom Wohnort Bonn zur Arbeit nach Siegburg zu fahren, sieht "in jeder schwierigen Verkehrssituation Chancen". Er erkennt in dem geplanten Rad-Schnellweg im Rhein-Sieg-Kreis eine Möglichkeit, die Situation zu entspannen. Gleichwohl weiß er, dass auch mit einem solchen Schnellweg die Probleme nicht gänzlich gelöst werden können.

"Wir müssen uns ein Potpourri aus Maßnahmen einfallen lassen. Die Mobilität der Menschen entscheidet über die Attraktivität des Raumes", so Jaeger. Elke Hüttner sprach sich für einen Ausbau des Öffentlichen Personen- Nahverkehrs (ÖPNV) aus, der sich vor allem durch Flexibilität auszeichnen soll. Die Überlegungen zu einem Wasser-Taxi auf dem Rhein findet Jaeger "in unserer Situation als Übergangslösung überlegenswert". Fritz Schwirz stellte die Idee eines Bürgertickets vor, die Vertreter verschiedener katholischer und evangelischer Gemeinden aus Bonn verfolgen.

Die seit Jahren heiß diskutierten Pläne für den Venusberg-Tunnel und den Ennert-Aufstieg kamen auch bei der Diskussion zur Sprache. Für letztere sprach sich vor allem Rolf Bausch (CDU) aus, der im Publikum saß und stellvertretender Landrat des Rhein-Sieg-Kreises ist.

"In Abwägung aller Maßnahmen ist diese die einzige Möglichkeit, die wir haben, um die Situation zu entschärfen", erklärte Bausch. Im Hinblick auf den Venusberg-Tunnel forderte Michael Jaeger auf, noch einmal in Ruhe und frei von Vorurteilen darüber nachzudenken und zu diskutieren, schließlich habe es Vorurteile gegen die ICE-Trasse gegeben, die sich aufgelöst hätten.

Rolf Beu, Grünen-Landtagsabgeordneter und Sprecher für ÖPNV und Bahnpolitik, sieht indes die Verkehrslage in Bonn nicht als dramatisch an und geht auch nicht davon aus, dass es zu einem Infarkt kommen wird. Beu erinnerte an die Sperrung der A40, der zentralen Achse des Ruhrgebietes im letzten Jahr - da sei es auch zu keinem Infarkt gekommen: "Die Bonner werden sich den Weg suchen, der ihnen am zweckmäßigsten ist."

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