Friedhof Ückesdorf: Zwist unter Steinmetzen?

Unbekannte haben auf dem Friedhof Ückesdorf das Firmenlogo eines Rheinbacher Unternehmens von einem Grab abgeschlagen. Steckt dahinter womöglich ein Konkurrenzkampf zweier Steinmetze?

 Die Ecke ist rausgehauen: Andreas Samulewitz (links) und Hans-Joachim Kunz am beschädigten Grab.

Die Ecke ist rausgehauen: Andreas Samulewitz (links) und Hans-Joachim Kunz am beschädigten Grab.

Foto: Barbara Frommann

Ückesdorf. Der Ärger steht Hans-Joachim Kunz ins Gesicht geschrieben. Traurig blickt er auf die letzte Ruhestätte seines Vaters Rudolf E. Kunz. Würdevoll ragt der Stein aus schwedischem Granit über dem Grab am Ückesdorfer Friedhof auf.

Aus demselben Stein schmiegt sich die Grabumfriedung um die noch nicht mit Pflanzen geschmückte Begräbnisstätte. Zunächst wirkt die Anlage harmonisch, bis der Blick auf die vordere rechte Kante des Steinrandes fällt, wo eine faustgroße Lücke klafft.´

"Mittwochs wurden die Umrundung und der Stein gesetzt. Sieben Tage muss das Fundament abbinden. Als ich am Samstagmorgen mit dem Friedhofsgärtner zum Grab ging, fiel mir erst mal nichts auf, dann kam der Schock", so Kunz. Kurz nachdem das Grab vom Rheinbacher Steinmetzunternehmen Samulewitz fertiggestellt wurde, muss jemand die Ecke samt des bronzenen Logos des Steinmetzunternehmens abgeschlagen haben.

"Ich sprach mit Anwohnern, die Donnerstag das Grab noch unbeschädigt sahen, Samstagfrüh war es schon zerstört", erklärte Kunz dem Juniorchef Andreas Samulewitz. Vorsichtig begutachtet der Steinmetzmeister die Zerstörung.

"Es ist auffällig, dass die Ecke sehr glatt und sauber herausgebrochen ist. Vermutlich wurde sie mit einem gezielten Schlag abgeschlagen. Die Stelle an der das Bossiereisen angesetzt wurde, ist gut zu erkennen", sagte der Steinmetz. Aufmerksam prüft er die Anlage und sagte: "Zu allem Überfluss wurde auch der Grabstein freigerüttelt, er hat eine Neigung von 1,5 Prozent."

Gleich nach der Entdeckung des Vandalismus habe er Anzeige erstattet, berichtete Kunz. Bisher blieb aber ungeklärt, wer für die Beschädigung verantwortlich ist, erklärte Kunz dem Steinmetz Samulewitz.

"Es ist immer leicht, Jugendliche zu verdächtigen, dafür ist die Bruchstelle aber zu sauber. Ein Racheakt an meinem Vater ist auszuschließen. Er zog erst kurz vor seinem Tod nach Bonn. Niemand kennt ihn hier, außer seiner Familie", sagt Kunz.

Er habe einen sehr konkreten Verdacht. "Ich bin mir fast sicher, dass ich in die Mühlen eines Zwistes zwischen konkurrierenden Steinmetzunternehmen geraten bin", mutmaßte er. Samulewitz steht dieser Vermutung zurückhaltend gegenüber, wundert sich aber über die professionelle Bruchkante.

"Es wurde wohl fachmännisch geschlagen, man könnte also vermuten, dass irgendwo in der Branche ein schwarzes Schaf herumläuft", so Samulewitz. In Duisdorf sei es in der Vergangenheit mitunter schon einmal zu Beschädigungen gekommen, hier aber zum ersten Mal, sagt er.

Der Stadtverwaltung sei der Fall in Ückesdorf mittlerweile bekannt, teilte das Presseamt der Stadt mit, ähnliche Beschädigungen in Duisdorf seien aber nicht bekannt. "Es gab aber schon einige böse Briefe, in denen ähnliche Verdächtigungen geäußert wurden", räumte das Amt auf Nachfrage ein.

Auch die Bildhauer- und Steinmetzinnung Bonn/Rhein-Sieg und Oberbergischer Kreis zeigte sich zurückhaltend. "Der Betroffene hat sich an uns gewandt und den Fall geschildert, sein Ärger ist sehr gut zu verstehen, die Geschichte ist sehr unangenehm. Freilich ist der Konkurrenzkampf heute sehr groß, aber ähnliche Vorkommnisse sind der Innung nicht bekannt", sagte Innungsgeschäftsführer Andreas Maybaum.

"Ich habe den Eindruck, dass jeder etwas weiß, aber niemand etwas sagt", ärgerte sich Hans-Joachim Kunz. Auf den Kosten wird er glücklicherweise nicht sitzen bleiben. Die Beschädigung trat nämlich vor der Abnahme der Anlage auf.

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