Frühjahr war ideal für die Wespenbrut

Das Sommerwetter lockt viele Insekten hervor. Feuerwehr und Stadt sind nicht für Entfernung von Nestern zuständig.

Frühjahr war ideal für die Wespenbrut
Foto: Benedikt Weitz

Bonn. Marion Hauck hat derzeit ein Problem: Es ist schwarzgelb, fliegt gerade bei Sonnenschein munter herum und setzt sich besonders gerne auf Pflaumenkuchen und Gläser mit süßen Getränken. "Auf unserer Burgaussichtsplattform sind die Wespen momentan eine Plage", gibt die Pächterin des Godesburg-Restaurants zu.

Ein Kammerjäger nebst Kletterunterstützung versuche, das Wespennest im Turm in luftiger Höhe aufzuspüren und auszuräuchern. "Aber unser Restaurantbetrieb ist davon unberührt", versichert Hauck. Sie bitte Gäste mit Speisen eben zur Sicherheit in die Innenräume.

Auch Konstantin Korth vom Parkrestaurant Rheinaue rät den Gästen wie jedes Jahr, mit Speisen und offenen Getränken in den überdachten Bereich zu wechseln. "Jeder muss halt etwas vorsichtig sein", sagt Korth. Ungewöhnlich groß sei die Zahl der Insekten nicht. "Wir haben diesen Sommer absolut keine Wespenplage", hat Korth beobachtet.

Das bestätigen Peter Schmidt, Experte der Biologischen Station Bonn und Bioimker Olaf Müller. Der Naturschutzbund NABU hingegen rechnet mit 30 bis 50 Prozent mehr Wespen als sonst. Für die Wespenbrut sei das Wetter ideal gewesen, im Frühjahr konnten sich die Wespen optimal entwickeln.

Zurzeit treffen Mensch und Wespe besonders oft aufeinander. Schmidt erklärt, die Wespen machten es halt wie die Menschen: Sie kämen vermehrt aus ihren Nestern, wenn der Regen von Sonnenschein abgelöst werde. "Und dann jagen Wespen eigentlich viel lieber Blattläuse als Kuchenstücke", beruhigt Schmidt.

Wer sich passiv verhalte und nicht nah an ein Nest komme, möge Ruhe bewahren. Wenn Bürger ein Nest entdecken, werden oft Fachleute wie Detlev Langhans gefragt. "Etliche Anrufer bitten uns an manchen Tagen, bei ihnen die Wespennester zu entfernen", berichtet der Abteilungsleiter im Amt für Umwelt, Verbraucherschutz und Lokale Agenda der Stadt. Dabei sei die Untere Landschaftsbehörde gar nicht der richtige Ansprechpartner.

Auch die Feuerwehr sollte man nicht anrufen, wenn ein Wespennest in gefährlicher Nähe aufgetaucht sei, so das Presseamt der Stadt. Die Feuerwehr werde nur bei Gefahren an öffentlichen Gebäuden oder auf Spielplätzen oder Friedhöfen tätig. Richtige Ansprechpartner seien die Schädlingsbekämpfer.

Da die gemeine deutsche Wespe nicht unter den Artenschutz falle, stehe jedem Eigentümer die Möglichkeit offen, das Nest von diesen Kammerjägern entfernen zu lassen. Für die Kosten müsse der Auftraggeber selbst aufkommen. Da fielen zwischen 75 und 300 Euro an. "Ob Hausbesitzer ein Wespennest also tatsächlich entfernen lassen, sollten sie davon abhängig machen, ob sie das Nest wirklich belästigt", meint Langhans.

Die kleinen Flieger kämen nämlich nie wieder ins gleiche Nest zurück. Der Wespenstaat sterbe spätestens bei Kälteeinbruch im Herbst ab. Und im nächsten Frühjahr suche sich die Königin einen neuen Platz.

Wer aber doch ernst machen will, bestellt Schädlingsbekämpfer wie Michael Falkner. Mit stichfester Jacke, Hut und Insektennetz geht er auf das Nest zu. Schnell hat er den Eingang ausfindig gemacht und führt einen langen, dünnen Schlauch hinein.

Mit wenigen Spritzern Aerosol ist dann das Nest vernichtet. Hummeln, Hornissen oder Bienen unterlägen aber dem speziellen Artenschutz und müssten für viel Geld umgesiedelt werden, erläutert Falkner danach. Und eigentlich könne man mit den schwarzgelben Fliegern auch gut zusammenleben. "Wespen stechen halt nur, wenn sie nervös werden, also wenn sie sich von uns bedroht fühlen."

Tipps gegen SticheAuch wenn Wespen beim Kaffeeklatsch unter freiem Himmel stören, man kann sich vor Stichen schützen.

  • Wer nach Wespen schlägt oder sie anbläst, reizt sie unnötig.
  • Gläser sollten im Freien nach jedem Schluck abgedeckt werden.
  • Nahrungsmittel sollte man erst unmittelbar vor dem Essen auftragen und danach schnell abräumen. Hauben schützen zusätzlich.
  • Kleine Kinder sollten nicht unbeobachtet Süßes zu sich nehmen und keine Eisreste oder ähnliches am Mund haben.
  • Aufgestellte Fallen lenken die Tiere in einiger Entfernung ab.
  • Wird man doch gestochen, schwillt die Wunde weniger an, wenn man sie sofort mit einem warmen Gegenstand bedeckt. Nach der Schwellung helfen Kühlung und Wundcremes. Wespen-Allergiker müssen sofort den Arzt aufsuchen.
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