Führerschein ab 17: Gute Tipps vom Beifahrer

Jugendliche, Eltern und Fahrlehrer machen positive Erfahrungen mit dem Führerschein ab 17

Führerschein ab 17: Gute Tipps vom Beifahrer
Foto: Barbara Frommann

Bonn. In Nordrhein-Westfalen können Jugendliche den Führerschein mit 17, der jetzt bundesweit eingeführt werden soll, bereits seit Oktober 2005 machen. Tim Breitbach hat seit dem 3. Juli seinen "Lappen", der mittlerweile im Scheckkartenformat ausgegeben wird. "Ich finde das gut. Manchmal merke ich noch, dass ich etwas Hilfe brauche", sagt der 17-Jährige.

Denn es muss immer ein Beifahrer daneben sitzen, der mindestens 30 Jahre alt ist und seit mindestens fünf Jahren die Fahrerlaubnis hat. In Tims Fall ist das oft seine Mutter. "So lernt man umsichtiges Fahren, und ich kann Tipps geben", erklärt Annette Breitbach.

Damit er bald keine Erklärungen mehr braucht, "fährt er jeden Tag, auch längere Strecken", sagt die Mutter. Tim ist schon nach Düsseldorf und in die Eifel gefahren, mit allem Drum und Dran, also Autobahn bis Landstraße. Sogar in Marburg waren sie. Zum Einkaufen geht es natürlich auch. "Ich glaube, alleine wäre es nicht so einfach", sagt Tim, der jetzt in die Stufe 12 des Hardtberg-Gymnasiums kommt. Bislang konnte er sich noch nicht darüber beschweren, dass ihm seine Eltern zu viel reinreden.

Das ist aber eine der Befürchtungen von Annabel Spilker: "Ich freue mich auf den Führerschein, aber man muss eben immer in Begleitung fahren." Obwohl die 16-Jährige demnächst in die Fahrschule geht, sieht sie, dass es auch Stress mit den Eltern geben könnte. Annabels Mutter dagegen ist Feuer und Flamme für die frühe Fahrerlaubnis.

"Ich habe das angeregt. So werden die Kinder selbstständig", erklärt Sabine Spilker. Annabel sieht die ganze Sache etwas differenzierter. Ihr fehlt nämlich bei einigen Altersgenossen die nötige Reife. "Wenn ich mich so umschaue, denke ich, dass es bei einigen vielleicht ein bisschen früh ist", sagt sie.

Auch Fahrlehrer Timur Soykan findet manche Fahrschüler noch nicht reif genug für den Führerschein: "Sie sind noch nicht so lebenserfahren und entscheidungsfreudig." Beim Autofahren komme es in manchen Momenten darauf an, schnell das Richtige zu tun. "Ich sage dann immer, dass sie selber entscheiden müssen, ich bin ja dabei und helfe, wenn es nötig ist", so Soykan.

Einige Fahranfänger seien sehr behütet aufgewachsen und würden dann zu oft fragen. Einen Vorteil haben seiner Ansicht nach jedoch die 16- bis 17-Jährigen: "Sie sind noch lernfähiger und saugen vieles auf wie ein Schwamm."

Generell hat Soykan nur gute Erfahrungen gemacht. Das zeigen auch Statistiken, die belegen, dass es weniger Unfälle gibt, da die Fahranfänger ein Jahr unter Aufsicht fahren.

Soykans Kollege Hans-Willi Tönnessen hat ebenfalls eine positive Sicht auf den Führerschein mit 17.

"Wenn man erst mit der Mutter fährt, hat man noch etwas mehr Respekt, als wenn man allein auf der Straße ist", erklärt Tönnessen, bei dem sich der erste Schüler für diese Regelung einen halben Monat vor der Einführung 2005 angemeldet hatte. Allerdings, so seine Erfahrung, hätten die Jugendlichen nicht immer Lust, mit den Eltern oder Oma und Opa zu fahren. "Da kommen dann im Jahr manchmal nur 1000 Kilometer zusammen, was nicht viel ist", sagte Tönnessen.

Tim Breitbach wird seine Familie nächste Woche mit dem Minivan nach Amsterdam kutschieren beziehungsweise bis zur Grenze, denn in den Niederlanden müssen dann die Eltern ran.

In einem Jahr wird es für Annette Breitbach noch ein bisschen bequemer: "Wenn Tim 18 ist, kann er uns auch mal abends von einer Party abholen." Bisher läuft das nämlich noch anders herum.

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