Fünf Millionen Euro für Erneuerung der Fraunhofer-Kugel

Gigantismus zum Staunen: Das unter dem weltgrößten Radom verborgene Großradar des Fraunhofer Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik mit einer Höhe von 34 Metern und einem Durchmesser von knapp 40 Metern ist abgeschaltet.

 Markante Kugel: Das Radom schützt das Großradar des Fraunhofer Instituts für für Hochfrequenzphysik und Radartechnik. Hülle und Technik müssen saniert werden.

Markante Kugel: Das Radom schützt das Großradar des Fraunhofer Instituts für für Hochfrequenzphysik und Radartechnik. Hülle und Technik müssen saniert werden.

Foto: Jochen Wagner

Wachtberg. Gigantismus zum Staunen: Das unter dem weltgrößten Radom (Schutzhülle) verborgene Großradar des Fraunhofer Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) mit einer Höhe von 34 Metern und einem Durchmesser von knapp 40 Metern ist abgeschaltet. Betriebsingenieur Jürgen Marnitz (51) hat mit einem halben Dutzend weiteren Spezialisten und Ingenieuren deswegen derzeit viel um die Ohren.

Die 240 Tonnen schwere Großradaranlage TIRA (Tracking und Imaging Radar) wird für Insgesamt rund fünf Millionen Euro umfassend erneuert. In einem ersten Schritt erfolgt bis März 2011 der Einbau der neuen Antriebs- und Regelungstechnik für rund 2,5 Millionen Euro. Weltraumspäher TIRA wurde im Jahre 1969 mit der Antriebstechnik von Siemens errichtet und erstmals im Jahr 1995 umgerüstet.

Dazu wurde die analoge auf eine digitale Antriebsregelung umgebaut und so die Regelungsgenauigkeit gesteigert. Die jetzt noch genutzten Systeme würden zwar noch zuverlässig funktionieren, die Versorgung mit Ersatzteilen sei jedoch inzwischen kritisch - wichtige Komponenten sind nicht mehr lieferbar.

Laut Betriebsingenieur Jürgen Marnitz werden die Regelungsbauteile deshalb auf eine neue Generation umstellt. Die Gleichstromantriebe werden durch Drehstrommotoren mit modernsten Bauteilen ersetzt. "Derzeit bauen wir die bis zu 900 Kilo schweren zwölf Motoren für den Antrieb des Großradars aus. Sie bewegen das Radar in 15 Sekunden einmal im Kreis und in 15 Sekunden auch in die volle Höhenstellung", erklärt der Ingenieur auf einer Arbeitsplattform in rund 40 Meter Höhe unter der hellen Hülle.

Auch die Darstellung der Messergebnisse wird FHR-Sprecher Jens Fiege zufolge vom monochromen Röhrenmonitor auf ein zeitgemäßes Panel umgestellt. "Unser Großradar wird so für die nächsten Jahrzehnte auf den modernsten Stand gebracht," fügte Fiege hinzu. TIRA zählt zu den weltweit größten Radarsystemen.

Der Orbitspäher soll insbesondere Objekte im All und in der Atmosphäre erfassen. Die Aufklärungsergebnisse dienen dem Schutz der Raum- und Luftfahrt. Im Auftrag der Europäischen Weltraumbehörde ESA vermessen und katalogisieren derzeit 25 von insgesamt rund 250 Experten des Instituts zum Beispiel die Bahnen von Weltraumobjekten. TIRA kann bis zu zwei Zentimeter kleine Schrott-Partikel noch in 1 000 Kilometern Entfernung aufspüren.

Im Laufe des kommenden Jahres soll auch die erste Schutzhülle durch eine neue von innen her aufzubauende Hülle ersetzt werden. Die Kosten dazu werden auf etwa 2,5 Millionen Euro geschätzt. Erst danach wird das alte Radom demontiert. Jens Fiege sagte: "Unser neues Radom bleibt dann immer noch Weltspitze."

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