Fußballbegeisterte trauern den vergebenen Chancen hinterher
Tausende Bonner drücken beim Public Viewing der deutschen Elf die Daumen - Auf dem Museumsplatz feiern 8 500 Menschen friedliche Party
Bonn. Das nennt man wohl Ausnahmezustand. Es schien, als sei ganz Bonn zum EM-Finale auf den Beinen gewesen. Ob in der Innenstadt, in Beuel, entlang der Clemens-August-Straße in Poppelsdorf oder auf der Musemsmeile, überall standen viele tausend Fans vor Großbildschirmen und verfolgten gebannt den Fußballkrimi zwischen Deutschland und Spanien.
Bangen, Hoffen, Daumen drücken und Zittern: Bis kurz nach 22.30 Uhr erleben die deutschen Fans ein Wechselbad der Gefühle. Das 1:0 für Spanien in der 33. Minute versetzt sie in einen Schockzustand, von dem sie sich nicht mehr erholen werden. Aber sie geben nicht auf: Bei jedem Konter der Deutschen ertönt lautstarker Applaus - als könnten ihn Michael Ballack und seine Mannschaft im Wiener Stadion hören.
Mut macht ein Busfahrer den Fans vorm Wasserträger in Poppelsdorf. Laut hupend fährt er, eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff, vorbei und ruft aus dem Fenster. Heftig mit ihren Fähnchen wehend winken die Fans zurück.
Unterdessen bangen noch 8 500 Menschen auf dem Museumsplatz mit der deutschen Elf. Kurz vorher hat Jürgen Harder, Organisator des "Rudelguckens" auf dem Museumsplatz und im Brückenforum noch stolz erzählt, seine Frau Ina, einst Bonna im Karneval, gucke sich das Spiel mit einer spanischen Freundin in Wien live an. Da könne eigentlich für Jogi Löw und seine Elf nichts schief gehen. "Vizemeister olé", singen Fans auf der B 9 vor der Museumsmeile.
Der Verkehr ist für Minuten lahmgelegt, allerdings lediglich aus Sicherheitsgründen. Einen Autokorso, wie in den vergangenen Tagen gibt es nicht, die Fans sollen lediglich ungefährdet den Heimweg antreten können, so die Polizei. Sie zählte allein 10 000 Fußballfans in der Bonner Innenstadt.
Während der eine oder andere deutsche Fan traurig den Kopf hängen lässt, liegen sich im Spanischen Elternverein in Beuel die Menschen in den Armen. Sie freuen sich ausgelassen mit ihrer Elf. "Sie war die beste Mannschaft im Turnier", sagt ein Mann, der sich vor lauter Freude kaum beruhigen kann.
Bilder vom Finaltag in Bonn