Café als Begegnungsort eröffnet Geflüchtete aus der Ukraine treffen Landsleute und Bonner

Bonn · Das neu eröffnete Café in der Brüdergasse möchte Begegnungen schaffen unter allen in Bonn lebenden Menschen mit ukrainischen Wurzeln. Am Eröffnungstag gibt es Musik und Literatur, das soll auch bei den wöchentlichen Terminen so sein.

 Zusammen im Cafe: Sophie, Mitinitiator Christian van den Kerckhoff, Pavlo Hrosul (Solidaritätsinitiative Bonn-Ukraine), Hlona Fostaschouk und Vira Schmied (v.l.)

Zusammen im Cafe: Sophie, Mitinitiator Christian van den Kerckhoff, Pavlo Hrosul (Solidaritätsinitiative Bonn-Ukraine), Hlona Fostaschouk und Vira Schmied (v.l.)

Foto: Sebastian Flick

Veronika Prognimak ist hochmotiviert ins Migrapolis gekommen: „Ich bin hier, weil ich helfen möchte“, berichtet sie. Die 17-jährige Schülerin besuchte am Samstagabend die Eröffnung des ukrainisch sprachigen Cafés „Schewtchenko bei Beethoven“ in der interkulturellen Begegnungsstätte. Veronika ist in Bonn aufgewachsen, ihre Familie kommt gebürtig aus der Ukraine, die Schülerin spricht beide Sprachen fließend.

Das neu eröffnete Café in der Brüdergasse möchte Begegnungen schaffen unter allen in Bonn lebenden Menschen mit ukrainischen Wurzeln – die, die schon viele Jahre oder sogar ihr Leben lang hier wohnen und die, die aufgrund des aktuellen Krieges in ihrer Heimat in den vergangenen Wochen in Bonn gestrandet sind. „Viele Menschen in meinem Alter kommen in dieser Zeit hierher. Für sie ist es ein fremdes Land mit einer fremden Sprache. Vielleicht kann ich ihnen helfen, sich zu integrieren“, sagt Prognimak.

Kultureller Brückenschlag steckt schon im Namen

Im Café werden in den kommenden Wochen viele Begegnungen stattfinden. „Aus der Ukraine geflüchtete Menschen treffen hier Menschen, die ihnen die Hand reichen können“, sagt Christian van den Kerckhoff, Geschäftsführer des Bonner Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen. Das Institut ist Träger des Hauses Migrapolis und hat das Café „Schewtchenko bei Beethoven“ – der Name steht für einen kulturellen Brückenschlag – gemeinsam mit der Initiative Solidarität Ukraine Bonn ins Leben gerufen. Paul Hrosul, Vorstandsvorsitzender der Initiative, hatte Kerckhoff die Idee des Cafés präsentiert, woraufhin das Institut die Räumlichkeiten vermittelt hat.

Die offizielle Eröffnung des Cafés wurde mit einem bunten kulturellen Programm gefeiert, moderiert von Tanja Dobrushina. Die aus der Ukraine stammende Pädagogin und Schriftstellerin lebt seit 20 Jahren in Deutschland. „Wir werden heute Abend viele ukrainische Überraschungen für die Besucher haben“, verriet sie zu Beginn der Feier.

Programm für Erwachsene und Kinder

Mit der ersten wartete kurze Zeit später Christoph Müller auf, der die ukrainische Nationalhymne auf dem Saxophon spielte. Neben Musik stand an diesem Abend auch Literatur im Fokus: Dobrushina trug sowohl eigene, als auch Gedichte von berühmten ukrainischen Poeten vor. Während sich die Erwachsenen im Verlauf des weiteren Abends untereinander austauschen konnten, freuten sich die jüngsten Besucher über verschiedene Kreativaktionen in der oberen Etage des Migrapolis. Abgeschlossen wurde der Abend mit ukrainischen Volksliedern, in die alle Besucher einstimmten.

Hlona Fostaschouk war mit Vira Schmied zur Eröffnung des Cafés gekommen: „Wir sind seit über 30 Jahren miteinander befreundet. Das Schicksal hatte uns immer wieder getrennt, doch wir sind in Verbindung geblieben“, berichtet die in Bonn lebende Schmied. Vor drei Wochen hatte Hlona Fostaschouk ihre zum Kriegsgebiet gewordene Heimat verlassen. Mit ihrer elfjährigen Tochter war sie von Kiew über Rumänien und Ungarn nach Deutschland geflüchtet. Drei Tage dauerte die strapaziöse Reise.

In Bonn wartete Vira Schmied auf die beiden. Fostaschouks Tochter Sophie fand schnell einen Schulplatz, wurde auf einer Mädchenschule aufgenommen, wo sie bereits einige Freundinnen gefunden hat. Auch die deutsche Sprache lernt sie sehr schnell. Sophie würde gerne hier bleiben. Vielleicht kann ihr Veronika Prognimak noch einige Ratschläge rund um das Leben in Bonn geben. Einem anderen aus der Ukraine geflüchteten Mädchen hat Veronika bereits helfen können: „Meine beste Freundin hat eine ukrainische Mitschülerin. Wir haben sie bereits zu uns eingeladen und unternehmen jetzt immer zu dritt etwas“.

Das Café „Schewtchenko bei Beethoven“ lädt ab sofort einmal die Woche in die Räume von Migrapolis, Brüdergasse 18, ein. Dabei soll es immer ein kleines Unterhaltungsprogramm geben. Die nächsten Termine: 17./24./30. April sowie 8./15./22. und 29. Mai.

Rund 450 Teilnehmer (nach Polizeiangaben) haben sich bei einer Kundgebung in der Bonner Innenstadt am Sonntag solidarisch gezeigt. Die Initiative Solidarität Bonn Ukraine (SoliBU) hatte dazu aufgerufen.

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