Geheimpapier: LKA hat 175 Personen im Visier

Die Stadt Bonn hat eine herausragende Bedeutung für die islamistische Szene in Deutschland. Entsprechende Erkenntnisse aus einem Geheimpapier des Landeskriminalamts (LKA) liegen dem General-Anzeiger vor.

Bonn. Die Stadt Bonn hat eine herausragende Bedeutung für die islamistische Szene in Deutschland. Entsprechende Erkenntnisse aus einem Geheimpapier des Landeskriminalamts (LKA) liegen dem General-Anzeiger vor.

Für Bonn gehen die Ermittler in dem Bericht aus dem Jahr 2010 von 175 Personen aus, die sie als "mögliche Angehörige des islamistisch-terroristischen Personenpotenzials" bezeichnen. Bonns Polizeipräsident Wolfgang Albers sagte auf Anfrage, man könne davon ausgehen, dass die Zahl der tatsächlich gewaltbereiten Islamisten bei "deutlich unter 20 liegt".

Aber er sagte auch: "Die Situation ist schon ernst zu nehmen." Bonn spielt dem LKA-Bericht zufolge eine besondere Rolle in der dschihadistisch-terroristischen Szene. Nach Erkenntnissen der Düsseldorfer Behörde sind "namentlich bekannte Islamisten überwiegend aus dem Bereich Bonn aus Deutschland in den Dschihad ausgereist", heißt es in dem Bericht, über den der "Focus" bereits berichtete.

Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein Teil der Personen als ausgebildete Dschihadisten (Gotteskrieger) nach Deutschland zurückkehren werde, so das LKA weiter. "Je nach individuellem Radikalisierungsgrad ist davon auszugehen, dass diese Personen grundsätzlich bereit sind, im In- oder Ausland (Selbstmord-)Anschläge zu begehen."

Diesen Personen komme mit Blick auf die Gefährdungslage in NRW besondere Bedeutung zu. Albers sagte, dass es zurzeit keine konkreten Hinweise auf geplante Anschläge gebe. Für die Bonner Islamisten-Szene haben die LKA-Ermittler die 175 Personen in zwei Rankings mit "möglichen Ausführern" und "Führungspersonen" eingeteilt. Auf den hinteren Plätzen sind auch Vertreter des Rats der Muslime in Bonn und von Moscheen aufgeführt.

Zwei spielen in diesem und einem zweiten LKA-Bericht vom Mai 2010 zufolge eine zentrale Rolle als Treffpunkte der Islamisten. Sie gelten als Orte, "in denen radikales Gedankengut verbreitet wird" und "die auf Islamisten anderer Bundesländer eine gewisse Sogwirkung entfalten". Die Ermittler rechnen damit, dass sich die islamistische Szene in Bonn "weiter etabliert und verdichtet". Grund dafür sei ein schon vorhandenes gutes Netzwerk.

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