Krieg in der Ukraine Gemeinden in Bad Godesberg arbeiten bei der Flüchtlingshilfe zusammen

Bad Godesberg · Im Gottesdienst in der Johannes-Kirchengemeinde war der Krieg in der Ukraine Thema. Die Gläubigen engagieren sich zudem in der Flüchtlingshilfe. Sachspenden wie Kleidung, Kindernahrung und Medikamente wurden mit Lastfahrzeugen an die ukrainische Grenze gebracht.

 Pfarrer Eugen Theodor (links) von der Mariä-Schutz-Kirchengemeinde im Gespräch mit Prädikant Hans-Georg Kercher. Gemeinsam wurde ein Gottesdienst gefeiert.

Pfarrer Eugen Theodor (links) von der Mariä-Schutz-Kirchengemeinde im Gespräch mit Prädikant Hans-Georg Kercher. Gemeinsam wurde ein Gottesdienst gefeiert.

Foto: Niklas Schröder

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Mitglieder der Johannes-Kirchengemeinde auf dem Heiderhof. Vor Kurzem spendeten die Gläubigen 1000 Euro an eine Partnergemeinde in Kraplewo. Die evangelische Gemeinde in Polen beherbergt derzeit 300 geflüchtete Waisenkinder aus der Ukraine. Mit dem Geld aus Deutschland soll nun vor Ort ein Sommercamp errichtet werden. Nicht zuletzt deshalb hatte die Johannes-Kirchengemeinde am Samstagabend zu einem besonderen Gottesdienst in die Immanuelkirche geladen. Neben dem Euskirchener Gefängnis-Pfarrer Knuth Dahl-Ruddies war auch Pfarrer Eugen Theodor von der Mariä-Schutz-Kirchengemeinde zu Gast, um über das momentane Kriegsgeschehen zu sprechen und gemeinsam für den Frieden zu beten. An dem „Glanzlicht“- Abendgottesdienst nahmen 55 Besucher unter den Corona-Regeln teil.

„Bestürzt und fassungslos“

Im Vorfeld hatte Theodor auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Bonn Stellung zum Konflikt in der Ukraine bezogen. (Der GA berichtete) Man sei bestürzt und fassungslos, so der Pfarrer. „Das, was jetzt geschieht – der Bruderhass, das Blutvergießen – empfinden wir eindeutig als ein Werk des Bösen“, schrieb Theodor. „Die Welt ist so nah am Abgrund, wie noch nie!“ Seine Gemeinde wolle nicht als „Vertreter der Kreml-Politik“ eingeordnet werden. Mit Russland, der Ukraine, Georgien, Armenien und Weißrussland bündeln sich in der russisch-orthodoxen Gemeinde einige Staaten der ehemaligen Sowjetunion. „Die Gemeinde besteht aus Familien, die fast alle Verwandte und Freunde in der Ukraine haben und daher sind wir alle betroffen“, erklärte Theodor.

Ihre Geschlossenheit demonstrieren die rund 3000 Gläubigen nun in der Flüchtlingshilfe. Sachspenden wie Kleidung, Kindernahrung und Medikamente wurden mit Lastfahrzeugen an die ukrainische Grenze gebracht. Insgesamt 50 Geflüchtete wurden seit Kriegsbeginn im privaten Umfeld der Gemeinde und im Aloisiuskolleg untergebracht. „Das ist für unsere Gemeinde natürlich eine menschliche Katastrophe“, schilderte Ilya Filonenko. Der Gemeinderatsvorsitzender ist im russischen Grenzgebiet nahe Charkiw aufgewachsen – sein Vater stammt aus der Ukraine.

Hilfe als Grundaufgabe

„Der Krieg zerreißt mich innerlich. Dennoch gilt in unserer Gemeinde bereits seit dem Georgienkrieg, dass politische Themen in der Kirche Tabu sind“, sagte Filonenko. Jeder Mensch sei eben anders und könne andere Meinungen haben. „Wir sehen es als Grundaufgabe, Menschen zu helfen. Wer Recht oder Unrecht hat, kann man noch Jahre später klären.“ Deshalb halte man in der Gemeinde festzusammen, betonte der Vorsitzende. Ärger drohe hingegen durch Anfeindungen von außerhalb: „Ich habe drei komische Mails bekommen, worin uns vorgeworfen wird, dass wir russische Panzer gesegnet hätten. Das stimmt nicht“, berichtete Filonenko. Den Adressarten hatte der Meckenheimer seine Gesprächsbereitschaft angeboten – die Anfragen blieben aber unbeantwortet.

Derzeit hilft die Russisch-Orthodoxe Gemeinde geflüchteten Familien bei der Integration in Deutschland. „Mit dem Papierkram für einen Aufenthaltsstatus und dass die Kinder zur Schule gehen können.“ Zudem werde man bald einen Deutschkurs anbieten, sagte Filonenko. Auch die Johannes-Kirchengemeinde wolle weiterhin bei der Flüchtlingsarbeit unterstützen, kündigte Prädikant Hans-Georg Kercher an.

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