Geologen erhalten Zuschlag für Tiefenbohrung im Rodderberg-Vulkan

Jubel an Leibniz-Institut und Uni Bonn - Klimaforscher kratzen am Krater

Geologen erhalten Zuschlag für Tiefenbohrung im Rodderberg-Vulkan
Foto: privat

Bad Godesberg. "Jetzt haben wir die optimalen Bohrplätze gefunden", sagt Franz Binot zufrieden. Einen ganzen Nachmittag lang hat der Diplom-Geologe des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik aus Hannover mit einer fachübergreifenden Wissenschaftlergruppe das gesamte Gebiet des Rodderberg-Vulkans durchkämmt.

"Ich denke, wir bleiben wie bei unseren bisherigen Bohrungen in der Nähe des Broichhofs", erklärt Binot fürs Team, dem auch der Geologische Dienst NRW, das Steinmann-Institut der Universität Bonn und Vertreter anderer Unis angehören. Jetzt steht noch ein Planungsworkshop auf dem Programm. Denn den Geowissenschaftlern sind gerade für 2011 die Forschungsgelder für eine 150 Meter tiefe Bohrung im Rodderberg-Krater zugesprochen worden.

Der RodderbergAnders als im Siebengebirge ist beim Rodderberg das wohl 300 000 Jahre alte Vulkangebäude als Landschaftsform erhalten geblieben. Die kreisrunde Senke mit einem Durchmesser von 800 Metern, in deren Mitte der Broichhof liegt, stellt den ehemaligen Krater dar. Der höchste Punkt, der eigentliche Rodderberg, liegt im Südosten. Ein Tuff- und Schlackenring bildet den ringförmigen Wall. Als Tuff bezeichnet man Gestein aus körnig verfestigter Vulkanasche. Schlacken sind flüssig herausgeschleuderte Lavafetzen, die in der Luft oder am Boden erstarrt sind.

"Wir hatten halt zum Glück im Vergleich zur Konkurrenz schöne Vorarbeiten vorzuweisen", meint Binot bescheiden. Wie berichtet, war der Geologe in den letzten eineinhalb Jahren schon zweimal mit Messtrupps rund um den Vulkankessel ausgeschwärmt. Erst hatte er per Schneckenbohrung bis 69 Meter Tiefe spektakuläre Fossilienreste aus alter Torfmasse geborgen.Dann ermittelte sein Schwingungsgenerator die unterschiedlichen Materialschichten. "Am Rodderberg hat sich ein abgeschlossener Vulkankessel wie ein riesiger Eimer für uns aufgestellt und fängt seit Jahrtausenden alles ein, was durch die Landschaft geflogen kommt", macht Binot die Vorzüge des Versuchsgebiets anschaulich. Er will damit weitergehenden Einblick in die Klimageschichte des Rheinlands gewinnen.

Das hat die Jury überzeugt. Das Ziel sei also keineswegs, in den Krater selbst zu pieksen, lacht Binot, sondern nur in die Sedimente, um Klimaprognosen zu wagen. Man gehe nicht 13 000 Kilometer, sondern nur 150 Meter tief, sagt er im Hinblick auf die von einer Fernsehreihe derzeit ausgelöste Vulkan-Hysterie (siehe Streifzug). "Jede normale Erdölbohrung erreicht schon 3 000 Meter", entkräftet er auch Anliegerbedenken.

Und freut sich auf die enge Zusammenarbeit auch mit dem "wuchtigen Partner" Uni Bonn. Und wie sollen 2011 Bohrkerne von hoher Qualität geborgen werden, die dann einen Beitrag zu Vulkanismus und Klimageschichte des Rheinlands sowie weitergehende Erkenntnisse zum Sediment Löss liefern können? "Wir nutzen das Loch, das der Vulkan uns freundlicherweise geschaffen hat", antwortet Franz Binot.

Die Bohrarbeiten würden von einem Lastwagen aus durchgeführt und dauerten zirka drei bis fünf Wochen. Es werde eine PVC-Verrohrung von einem Durchmesser von 12,5 Zentimetern ins Bohrloch eingebaut, damit über eine längere Zeitspanne wissenschaftliche Experimente, Messungen und Langzeitbeobachtungen durchgeführt werden könnten. Oberirdisch werde nur ein Kanaldeckel zu sehen sein, der aber wie bei einer Baustelle von einem Zaun umgrenzt werde. "Damit sich da auch bei Dunkelheit niemand verletzen kann."

Nach etwa fünf Jahren werde die Bohrung vollständig zurückgebaut und das Bohrloch verfüllt. "Wir schreiben Naturschutz ganz groß", antwortet der Geologe auf die entsprechende Frage. Er werde sich Anfang 2010 mit den Experten der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises weiter kurzschließen. "Alle Auflagen werden selbstverständlich erfüllt." Auch mit dem Eigentümer seien weitere Abmachungen zu treffen. Und muss der Rodderberg als Naherholungsgebiet Einschränkungen erfahren? Binot schüttelt den Kopf. "Das kann selbstverständlich weiter genutzt werden."

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