Geldstrafe für Bonner Busfahrer Gericht stuft Kussversuch als Nötigung ein

Bonn · Es war eine "objektiv sehr beängstigende Situation", so die Amtsrichterin, in die eine 21 Jahre alte Bonnerin im vergangenen September geraten war: Auf dem abendlichen Heimweg mit dem Bus der Linie 635 hatte der Fahrer nicht wie gewohnt an der Endhaltestelle in Vilich-Müldorf gestoppt und sie hinaus gelassen. Der 63-Jährige war vielmehr bis in den anschließenden Wendehammer gefahren und hatte kurz darauf versucht, die Auszubildende gegen ihren Willen zu küssen.

Die Folge: Von der Strafrichterin wurde der Busfahrer am Freitag wegen Nötigung zu einer Geldstrafe von 1750 Euro (50 Tagessätze à 35 Euro) verurteilt.

Zur Zahlung genau dieser Summe war der bislang nicht vorbestrafte Familienvater bereits per Strafbefehl verurteilt worden. Gegen diese Entscheidung hatte der Busfahrer Einspruch eingelegt, so dass es nun zur mündlichen Verhandlung kam. In den Augen des Angeklagten war der Vorwurf ein Racheakt des Freundes der 21-Jährigen. Diesem hatte er anscheinend zuvor einmal die Beförderung samt Fahrrad verweigert, da bereits ein Kinderwagen im Bus gewesen sei. Die junge Frau sei schon mehrfach mit ihm gefahren. Dabei habe man sich stets nett unterhalten.

Die Version vom eifersüchtigen Freund, der ihm etwas anhängen will, hielten sowohl der Staatsanwalt als auch die Richterin für erfunden. Die Aussage der Auszubildenden war hingegen laut Urteil "zurückhaltend und ohne Belastungstendenz". "Selten erlebt man so eine glaubwürdige Zeugin", so die Amtsrichterin.

Die 21-Jährige hatte berichtet, dass sie den Halteknopf gedrückt habe, der Busfahrer jedoch an ihrer Haltestelle vorbeigefahren sei. Im Wendehammer hatte sie sich nach eigenen Angaben noch vor dem Bus mit dem 63-Jährigen unterhalten und eine Zigarette geraucht.

Dann der plötzliche Übergriff: Der Busfahrer packte sie am Oberarm und versuchte, sie zu küssen. Doch die junge Frau wehrte sich und sagte, er solle aufhören - was der Angeklagte dann auch tat. Gemeinsam waren die beiden dann wieder in den Bus gestiegen. An der ersten Haltestelle war die 21-Jährige dann nach eigenen Angaben schnell ausgestiegen.

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