Gesamtschule Godesberg: "Der sofortige Bezug war ein Fehler"

Oberbürgermeister Nimptsch weiht Neubau und Dreifachturnhalle ein

  Der Neubau  der Gesamtschule an der Gotenstraße: In ihm wird bereits seit gut einem Jahr unterrichtet. Gestern wurde der Gesamtkomplex inklusive Turnhalle offiziell eingeweiht.

Der Neubau der Gesamtschule an der Gotenstraße: In ihm wird bereits seit gut einem Jahr unterrichtet. Gestern wurde der Gesamtkomplex inklusive Turnhalle offiziell eingeweiht.

Foto: Volker Lannert

Plittersdorf. Einerseits war es Donnerstagnachmittag ein freudiger Moment, als Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch mit Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann den neuen Klassentrakt und die topmoderne Dreifachturnhalle der Godesberger Gesamtschule einweihte.

Bilden beide doch mit einer Investitionssumme von 9,7 Millionen Euro den bislang teuersten Schulneubau der Stadt. Die Schlüsselübergabe war aber andererseits auch ein Moment der Besinnung, "dass zwar viel kompetente Arbeit hier reingesteckt wurde, dass aber das ein oder andere auch nicht ganz gelang", wie es Nimptsch ausdrückte.

Da konnte sein das World Conference Center betreffender Scherz wohl nicht jeden trösten, dass an anderer Stelle in der Bundesstadt "etwas noch viel teurer verbaut wurde". Er stehe selbstverständlich in der Verantwortung und habe den großen Wunsch, die mit dem Neubau entstandene Problematik bis zu Ende zu klären, betonte der Oberbürgermeister. "Aber Fehler darf man nicht ein zweites Mal machen. Wir müssen also daraus lernen."

Wie berichtet, hatten in dem im Oktober 2008 bezogenen vierstöckigen 30-Räume-Bau sehr schnell Kinder und Lehrer über gesundheitliche Beschwerden geklagt. Daraufhin ermittelte im Dezember in dem von Jungschülern genutzten Trakt ein Schülervater und hauptberuflicher Sachverständiger für Schadstoffbelastung auf eigene Faust: Zum Einen entdeckte er eine stark überhöhte CO2-Konzentration sowie zum anderen die Gesundheit belastende Stoffe, die in den ersten Monaten intensiv aus dem Boden austraten.

Nach der GA-Berichterstattung geriet die Stadt unter Druck, gab als Grund den unkorrekt gelieferten Kautschukbelag durch eine externe Firma an und veranlasste im Neubau regelmäßiges Lüften sowie diverse Messungen. Im März 2009 verpflichtete sie sich sogar, zukünftig Schulbauten nicht mehr ohne vorherige Schadstoffprüfung in Betrieb zu nehmen.

Inzwischen hat sich das Schadstoffproblem erledigt: Die Lösemittelemissionen haben sich verflüchtigt. Die CO2-Konzentration nimmt die Stadt aber immer noch in die Pflicht. Eltern könnten jedoch heute ihre Kinder, wie er es auch mit seinem Sohn tue, ohne Bedenken in den Neubau schicken, antwortete parallel zu den Feierlichkeiten auf GA-Frage der aktive Schülervater und Sachverständige Christian Tegeder.

Er sitzt jetzt im Mitte 2009 gebildeten entsprechenden Arbeitskreis von Schule, Stadt und Eltern. Mit kontrolliertem Lüften begegne die Schule auch dem zweiten Problem, dem Konzentrationsverlust durch einen zu hohen CO2-Raumwert. Die Stadt teste seit den Herbstferien vor Ort aber auch eine technische Lösung per Lüftungsanlage, lobt Tegeder.

Die zweite Lösungsmöglichkeit, eine Komplettauswechselung der nagelneuen, hermetisch schließenden Fenster sieht Tegeder selbst als kostspieliger an. Er freue sich übrigens, dass die neue Schulturnhalle jetzt erst nach intensiven Messungen ans Netz gegangen ist. "Da haben sie also was gelernt."

Das will bei der Feier auch Schulleiter Peter Wagner ausdrücklich so verstanden wissen. Der sofortige Bezug des Klassentrakts kurz nach Fertigstellung sei ein Fehler gewesen, legte Wagner offen die Karten auf den Tisch. "Und ich spreche den Schülern die Entschuldigung aus, dass sie sich so lange dieser täglichen Atemluft ausgesetzt haben."

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