Bonner Stadtarchiv Geschichtstheater beim Tag der Archive

BONN · Zahlreiche Bsucher kam zum "Tag der Archive" ins Bonner Stadtarchiv. Unter dem Motto "Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen" zeigt das Stadtarchiv am Samstag unter anderem eine Ausstellung zur Zerstörung Bonns im Jahre 1689.

 Humorvolles Theater: Die Schauspieler reisen ins Jahr 1777 zurück.

Humorvolles Theater: Die Schauspieler reisen ins Jahr 1777 zurück.

Foto: Volker Lannert

Gisela Doktor steht im Stadtarchiv vor dem Bonner Schlagwortkatalog. In einer der kleinen hölzernen Schubladen durchblättert sie die Karteikarten. "Ich interessiere mich für die alte Bonner Pferdebahn", sagt sie und wird fündig. Zwei Karteikarten zieht sie heraus. Stadtarchiv-Mitarbeiter Johann Frehse sucht dann in der Zeitungsausschnitt-Sammlung die passenden Artikel heraus.

"Ich suche nach der früheren Pferdebahn-Haltestelle am Fuße des Venusbergs. Das muss der Jagdweg oder die Kirschallee gewesen sein. Dort war die Endhaltestelle der Bahn, und genau dort betrieb meine Großmutter eine Gaststätte", sagt Gisela Doktor. Die gusseisernen Möbel, die einst in der Gaststätte standen, zieren nun den Garten der Henneferin. Heute hofft sie auf Dokumente aus jener Zeit zu stoßen.

"Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen"

Gisela Doktor ist am Tag der Archive ins Stadtarchiv gekommen - ein bundesweiter Aktionstag, der alle zwei Jahre stattfindet und an dem sich viele Archive in besonderer Art der Öffentlichkeit präsentieren. Unter dem Motto "Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen" zeigt das Stadtarchiv am Samstag unter anderem eine Ausstellung zur Zerstörung Bonns im Jahre 1689. Diese haben Andreas Lomnatzsch und Johann Frehse konzipiert und zeigen original Dokumente aus jener Zeit. Es ist erstaunlich, wie gut die Bücher und Schriften erhalten sind. "Wenn man historisch interessiert ist, ist es spannend und schön zugleich, eine authentische Quelle in Händen zu halten", so Frehse.

Dem Brand des Kurfürstlichen Schlosses am 15. Januar 1777 nähert sich das Stadtarchiv mit einem humorvollen Geschichtstheater. Bei dem auch die große Liebe zwischen Hofminister Graf Belderbusch und der Äbtissin des Vilicher Frauenstifts, Gräfin Carolina von Satzenhofen, eine Rolle spielt.

Ein weiterer Blickfang ist die umfangreiche Ausstellung von Fotografien aus dem Bildarchiv Mertens. Josef Mertens, der von 1936 bis 1977 in Graurheindorf eine Drogerie mit Fotoabteilung betrieb, machte es sich zur Aufgabe, das Leben in Graurheindorf fotografisch festzuhalten. Sein Sohn Franz- Josef trat in seine Fußstapfen. Fotografisch gesehen sei Graurheindorf einer der am besten dokumentierten Ortsteile von Bonn, sagt Markus Ernzerhoff, Organisator des Bonner Archiv-Tages. Viel zu tun hat auch Harald Bobzien.

Er lichtet Besucher vor einer großen Leinwand ab, die eine Schwarz-Weiß-Fotografie vom legendären Bonner Fotografen Theo Schafgans zeigt. Der machte zwischen 1897 und 1907 vom Beueler Rheinufer aus Bilder von der Bonner Stadtsilhouette. Dabei fällt vor allem die ehemalige Rheinbrücke auf, die Beuel mit Bonn verband. Ein prächtiger, beeindruckender Bau mit hohen Türmen. Am 8. März 1945 wurde er gesprengt.

Beeindruckend ist auch der neue Film vom Bonner Filmemacher Georg Divossen. Für "Das Bonner Stadtarchiv - Gedächtnis unserer Stadt" hat er monatelang den Alltag im Stadtarchiv und der Stadthistorischen Bibliothek mit der Kamera verfolgt und konnte umfassend die Arbeit des Archivs einfangen und darstellen.

"Heute habe ich es zum ersten Mal erlebt, dass im Lesesaal Menschen auch auf dem Boden saßen, da es keinen Platz mehr gab", sagt Norbert Schloßmacher, Leiter des Stadtarchives, zur Filmpremiere. "Ich bin sehr zufrieden, der heutige Tag ist ein voller Erfolg. Zur Halbzeit mehr als 300 Besucher, das ist toll."

Der neue Film "Das Bonner Stadtarchiv - Gedächtnis unserer Stadt" von Georg Divossen ist im Stadtarchiv, Berliner Platz 2, 53103 Bonn für 5 Euro erhältlich. Monatelang hat der Bonner Filmemacher die Arbeit im Archiv begleitet und präsentiert diese anschaulich in dem 22-minütigen Film.

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