Vertreter der Linken besuchten Synagogen-Mahnmal Gregor Gysi erinnerte an Moses Hess

Bonn · Luc Jochimsen ist früh da. Die kulturpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke sitzt auf der Bank am Jüdischen Mahnmal in Bonn am Moses-Hess-Ufer unterhalb der Kennedy-Brücke. Neben ihr Susanne Rhode von der Beueler Initiative gegen Fremdenhass. Rohde hat der Berlinerin schon jede Menge erzählt, als Gregor Gysi eintrifft.

 Am Bonner Moses-Hess-Ufer sprechen (von links) Michael Düllmann, Gregor Gysi, Andrej Hermlin, Luc Jochimsen und Paul Schäfer über den Sozialisten.

Am Bonner Moses-Hess-Ufer sprechen (von links) Michael Düllmann, Gregor Gysi, Andrej Hermlin, Luc Jochimsen und Paul Schäfer über den Sozialisten.

Foto: Barbara Frommann

Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion Die Linke und Andrej Hermlin, Pianist und Bandleader einer Swing Bigband, sehen sich um, betrachten die Gedenkstätte unterhalb des Hotel Hilton, und Michael Düllmann erzählt, wie er damals, im Sommer 1987, mit seiner Frau Gina 62 Tage lang den Platz besetzt hielt.

Damals war der Boden bereitet worden für den Hotelneubau, und darunter zum Vorschein kamen die Grundmauern der ehemaligen dreischiffigen Synagoge, aus deren Reste man diesen Platz gestaltete, wo etwa 20 Personen gestern Abend der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gedachten.

Doch eigentlicher Anlass des Besuchs von Gysi und seinen Parteifreunden war die Erinnerung an "einen der größten Söhne Bonns", wie Wolfgang Henrik Deuling meinte. Moses Hess wurde vor 200 Jahren in Bonn geboren und gilt als Frühsozialist und Freund Karl Marx? als Wegbereiter der kommunistischen Idee. Auf Deulings Initiative wurde der Uferstreifen nach Hess benannt worden ist. Marx soll ganz in der Nähe an der Josefstraße gewohnt haben, so Deuling.

Für Gysi ist die Bedeutung Hess? eindeutig. "Die Forschung hat kürzlich erst nachgewiesen, dass Marx sein wichtiges Werk über die deutsche Ideologie mit Hilfe von Hess geschrieben hat", so Gysi, der anschließend auch im Uni-Club über Hess und Marx diskutierte. "Hess soll Marx überhaupt auf die sozialistische Idee gebracht haben", meinte Gysi, der auch auf die zionistischen Schriften von Moses Hess einging.

"Wenn ich ein Intellektueller in Deutschland der 20er Jahre gewesen wäre, wäre ich auch gegen den Zionismus gewesen", sagte Gysi. "Aber der Holocaust hat alles geändert. Die Wehrlosigkeit der Menschen und die Tatsache, dass sie kein Staat geschützt hat, hat Hess im Nachhinein Recht für seine Ideen gegeben. Hess träumte davon, dass die Menschen gleich werden, wenn sie frei sind: Das ist doch eine sehr christliche Ansicht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort