Großübung im Oberkasseler Tunnel

OBERKASSEL · Herzzerreißende Hilferufe hallten am Sonntagmorgen durch den Abschnitt Oberkassel der Tunnelkette auf der Bundesstraße 42. Grund zur Sorge gab es aber nicht: Die Schreie kamen von Statisten, die bei einer Großübung der Bonner und Königswinterer Feuerwehr mitwirkten.

 Zwei Retter in voller Montur bergen einen "Verletzten". Sinn der Übung war, das Bauwerk genau kennenzulernen.

Zwei Retter in voller Montur bergen einen "Verletzten". Sinn der Übung war, das Bauwerk genau kennenzulernen.

Foto: Max Malsch

Der Oberkasseler Tunnel wurde für mehrere Stunden gesperrt. "Aus den Erfahrungen aus mehreren Unglücken in Alpentunneln ist ein Einsatzplan für unsere Tunnel erarbeitet worden", erklärte Carsten Schneider, Brandrat der Bonner Berufsfeuerwehr. "In den U-Bahn-Tunneln und in Bad Godesberg wurde er schon getestet, jetzt ist die Tunnelkette dran."

An der Übung nahmen etwa 80 Mitglieder der Beueler Feuerwache 2 sowie der Freiwilligen Feuerwehren Oberdollendorf und Oberkassel teil. Im Vordergrund stand der Umgang mit der Infrastruktur und den Umgebungsbedingungen.

"Brandsimulation und Rettungstechnik sind hier nicht so wichtig. Hier geht es mehr darum, dass jede Einheit genau ihre Aufgaben kennt und weiß, wo sie anfährt, an welchen Stellen sie in den Tunnel kommt und was sie dort zu tun hat", sagte Schneider. An den Tunnelzugängen gebe es Dienstwege, die in die Anlage führen, in der Tunnelmitte zwei Treppen, die direkt auf die Fahrbahnen führen.

"Die Anlage soll jedem vertraut sein", ergänzte Lutz Schumacher, Sprecher der Königswinterer Feuerwehr. Ziel sei, so schnell und sicher wie möglich in den Tunnel zu gelangen, die Situation einzuschätzen, Menschen zu retten und dann den Brand zu löschen. Die Retter führten jeden Handgriff möglichst realistisch aus. Bereits im Treppenhaus des Notzugangs achteten sie auf korrektes Einhalten des Einsatzplanes.

"Die Tür zum Tunnel muss zum Beispiel gut kontrolliert werden", so Schumacher. "Wir wissen im Brandfall nicht, womit wir zu rechnen haben. Sie darf nur vorsichtig geöffnet werden, falls der Brand in direkter Nähe liegt." Damit im Ernstfall auch alle Einsatzkräfte ihren Weg zum rettenden Ausgang finden, wird ein 100 Meter langes Band im Eingang befestigt.

"Bei Rauch und schlechter Sicht findet man so immer hinaus", sagte Schneider. Während der Oberdollendorfer Abschnitt den 2006 in Kraft getretenen "Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunnel" (RABT) entspricht, hat der Oberkasseler Tunnel noch die alte Ausstattung.

"Nach und nach werden alle NRW-Tunnel angepasst. Wir hoffen, Ende 2012 im Oberkasseler Abschnitt mit der Umrüstung zu beginnen", so Hans-Georg Schulenburg, Projektleiter der B 42-Maßnahmen beim Landesbetrieb Straßenbau. Dann werde das Bauwerk mit neuen Lüftungs-, Beleuchtungs- und Überwachungsanlagen sowie verbesserter Löschwasserzufuhr ausgestattet.

"Heute schon werden die von uns betreuten Tunnel von der Tunnelleitzentrale Duisburg überwacht. Jeweils zwei Mitarbeiter überwachen rund um die Uhr alle Tunnel, um im Unglücksfall umgehend zu reagieren", erklärte er. Um auch mit dem modernisierten Oberdollendorfer Abschnitt der Tunnelkette vertraut zu sein, wird die Übung nächsten Sonntag dort fortgesetzt, sagte Schneider.

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