Haftstrafen wegen Gammelfleisch

Kontrolleure entdeckten bei Familienunternehmen 1,4 Tonnen schlechtes Fleisch - Vater und Sohn beteuern Unschuld

Bonn. Die Meldungen vom Gammelfleisch-Skandal bestimmten im Herbst 2005 die Schlagzeilen, Konsumenten fühlten sich nicht mehr sicher, und so beruhigte eine Bonner Firma ihre Kunden am 25. November 2005: "Wir distanzieren uns aufs Schärfste vom Fleischskandal."

Man garantiere für einwandfreies frisches Fleisch. Nur drei Tage später stießen städtische Kontrolleure bei dem Familienunternehmen auf dem ehemaligen Schlachthof auf einen 1,4 Tonnen schweren Berg von Gammelfleisch und -fisch. Nun sitzen der 64-jährige Vater und sein 34-jähriger Sohn vor dem Amtsgericht, und ihnen wird vorgeworfen, gewerbsmäßig ungenießbare und verdorbene Lebensmittel in Verkehr gebracht zu haben.

Dabei klang es so überzeugend, was ihre Firma der Kundschaft in ganz Nordrhein-Westfalen in ihrer Frischegarantie versichert hatte: "Diese Garantie können wir geben, da unser Fleisch einer ständigen und täglichen Kontrolle unserer Qualitätssicherung und des zuständigen Veterinäramtes unterliegt."

Doch was die Kontrolleure am 28. November 2005 in den Kühlräumen der Firma antrafen, war das reinste Chaos, entsprach nicht im Mindesten den Hygienebestimmungen - und den Versprechungen: Verpackte und nicht verpackte Fleisch- und Fischwaren lagen mit Verfärbungen und Gefrierbrand, teils weit jenseits des Verfallsdatums, überall, auch neben und auf frischer Ware.

Am 22. Dezember erteilte die Stadt der Firma mit sofortiger Wirkung eine Gewerbeuntersagung für Fleisch und Fisch. Vor Gericht schweigt der Sohn, und der Vater, ein gelernter Metzger, beteuert vergeblich: Die gefundene verdorbene Ware sei nicht für den Markt bestimmt gewesen, sondern für die Entsorgung.

Doch der dafür zuständige Lastwagen habe einen Unfall gehabt. Außerdem habe man das Gammelfleisch ohnehin nicht an den Kunden bringen können, so wie das ausgesehen habe. Doch das widerlegt der städtische Veterinär: Wenn man die verfärbten Stellen wegschneide, sehe man dem Fleisch nichts mehr an.

Das Gericht hat am Ende keinen Zweifel mehr an der Schuld der Angeklagten. Es verurteilt den Vater zu neun Monaten Haft auf Bewährung und zur Zahlung von 3 000 Euro, den Sohn zu sechs Monaten auf Bewährung und 2 000 Euro. Die Firma verkauft mittlerweile nur noch Ware von großer Haltbarkeit.

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