Handelskette verursacht viel Ärger

Wenn in der Remigiusstraße als Bonner Einkaufsmeile Nummer eins ein Ladenlokal für längere Zeit leer steht, steckt bestimmt nicht eine fehlende Nachfrage dahinter. Eher eine Geschichte von möglichem Betrug, Insolvenzverschleppung und vielen enttäuschten Hoffnungen.

Bonn. Wenn in der Remigiusstraße als Bonner Einkaufsmeile Nummer eins ein Ladenlokal für längere Zeit leer steht, steckt bestimmt nicht eine fehlende Nachfrage dahinter. Eher eine Geschichte von möglichem Betrug, Insolvenzverschleppung und vielen enttäuschten Hoffnungen.

Der Reihe nach: Die Firma Mediastar GmbH aus Frankfurt hatte sich im Januar in der Remigiusstraße 9 eingemietet, um dort die schöne neue Fernsehwelt, mit Beamern, Heimkinos und Leinwänden, zu verkaufen. Und nicht nur dort: Seine elf Filialen wollte Geschäftsführer Sezgin Yazici auf deutlich mehr Betriebe aufstocken. Ein Standort davon: Bonn.

Doch hier passierte dasselbe wie schon in Wiesbaden und Syke und offenbar auch in anderen Städten: Mitarbeiter wurden plötzlich nicht mehr bezahlt, Mieten nicht überwiesen. Medienberichten zufolge wird gegen den Geschäftsführer Yazici inzwischen seitens der Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt. Und es sollen bundesweit mehr als 200 Mitarbeiter von der Hängepartie betroffen sein.

Boris Lorenz ist einer von ihnen. Der 33-jährige Verkäufer aus Bonn, der im Mai eingestellt und für den Heimkino-Job auch geschult wurde, ist am Ende: "Das August-Gehalt habe ich noch bekommen, danach nichts mehr. Im Oktober hieß es, das Geld kommt 14 Tage später." Auch Fehlanzeige.

Das Schlimme dabei: Um Arbeitslosengeld zu bekommen, braucht's einen Gehaltsnachweis. Der ist aber nicht zu bekommen. Lorenz: "Ich bin finanziell extrem unter Druck, werde wohl nächste Woche Verbraucherinsolvenz anmelden und die Eidesstattliche Versicherung abgeben müssen."

Für das Ladenlokal in Bonn sieht es auch nicht gut aus. Seit fast fünf Monaten zahle die Firma keine Miete mehr, sagte die Hauseigentümerin dem GA. "Wir sind deswegen bei Gericht. Der Mann ist ein Betrüger." Kündigung und Räumungsklage seien ignoriert worden. "Wir kommen überhaupt nicht rein in den Laden und können ihn deshalb auch niemandem zeigen." Nach ihren Angaben schulde die Firma auch dem Makler noch Gelder. Und sie selbst habe die ersten Monate nur nach Mahnungen ihre Miete erhalten.

Wie es für Boris Lorenz weiter geht, ist unklar. Den Geschäftsführer Yazici hat er nie persönlich gesehen. "Nur seinen Aston Martin." Auch die Hauptfiliale in Frankfurt soll inzwischen geschlossen sein, der Chef offenbar über alle Berge.

Auf Nachfrage in der Firmenzentrale in Frankfurt hieß es nur: "Der Geschäftsführer ist nicht im Haus." Wann er wieder da ist? Schulterzucken. Die beiden Bürokräfte waren auch nicht sonderlich froh. Auf Nachfrage, ob sie ihr Gehalt bekommen haben, hieß es: "Noch ja."

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