Eine gute Tat 206 rote Hände für Angela Merkel

BRÜSER BERG · Die Schülerin Lava Mella engagiert sich am Hardtberggymnasium für Kindersoldaten. Sie sammelte jetzt 206 rote Handabdrücke, die sie als Protestnote an die Bundeskanzlerin schicken wird.

Lava Mella hat ein Problem: Die Schülerin will der Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Brief schreiben. Die Frage ist bloß, wie macht man das? Was schreibt man auf den Umschlag, an welche Adresse schickt man den Brief? Dabei wäre es Lava wichtig, dass der Brief ankommt. Denn in ihm steckt die Aufforderung an die deutsche Bundeskanzlerin, sich für den Kampf gegen Kindersoldaten einzusetzen.

"Ich wollte schon lange etwas für Kinder in Not tun", sagt die 17-Jährige. Dass es nun eine Aktion gegen Kindersoldaten wurde, sei eher Zufall. "Ich ging durch die Stadt und da sah ich diesen Flyer, ein rotes Mädchen und eine rote Hand darauf", sagt Lava.

Die rote Hand ist das Symbol des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten. Lava sah die Aktion und wusste, was sie machen wollte.

"Ich wollte zuerst klein anfangen und habe mich nicht getraut, sofort in die Fußgängerzone zu gehen", berichtet Lava. Also startete sie die Aktion in einem vertrauten Umfeld, an ihrer Schule, dem Hardtberggymnasium.

Lava informierte sich über das Thema Kindersoldaten, machte ein Info-Plakat, kaufte Papier und rote Acrylfarbe und stellte sich an zwei Tagen während der Schulpausen an ihren Stand. Damit sie dort nicht alleine stehen musste, machte sie vorher per Durchsage auf ihre Aktion aufmerksam. Gut besucht sei ihr Stand gewesen.

"Überraschenderweise wussten die alle Bescheid", meint Lava. Und einmal angesprochen, seien alle auch gerne bereit gewesen, ihren Handabdruck abzuliefern, die Reaktionen seien sehr positiv gewesen.

Lava stimmt das optimistisch. "Die Jugendlichen interessieren sich schon, man merkt es, wenn man sie anspricht", meint die Schülerin. Und wenn man ihnen in den "Hintern trete", dann komme auch der "Instinkt", sich zu engagieren.

Lava meint, bei ihr sei dieser Instinkt besonders ausgeprägt. "Ein Mensch mit gesundem Menschenverstand schaut doch nicht weg, wenn er von so etwas weiß, denn was unterscheidet ihn von den Betroffenen?", fragt die 17-Jährige.

Besucht man die Schülerin zu Hause, zieht man zuerst die Schuhe aus und betritt dann einen Raum, an dessen Wänden Teppiche hängen. Familie Lava stammt aus dem kurdischen Teil des Irak.

Vielleicht sei es die eigene familiäre Erfahrung, die sie antreibt und wegen der sie sich engagieren will. "Im Irak wurden unter Saddam Husseins Regierung ebenfalls Kinder entführt und als Soldaten ausgebildet, damit Saddam diese dann abgehärtet für seinen Krieg einsetzen konnte", so Lava.

Sie selbst hält ein politikwissenschaftliches Studium für die richtige Wahl, um ihre Neigungen später einmal beruflich ausleben zu können. Im kommenden Frühjahr macht sie ihr Abitur, allmählich braucht sie Zeit zum Lernen. "Deswegen belasse ich es vorerst bei dieser Aktion", sagt Lava.

Immerhin 206 Handabdrücke hat sie an zwei Tagen gesammelt. Ob die Bundeskanzlerin sich davon beeindrucken lässt? Unwahrscheinlich, dass Frau Merkel von der Existenz von Kindersoldaten nichts weiß.

"Ich weiß." Lava wiegt abschätzend den Kopf hin und her. "Aber mich motiviert allein die Gewissheit zu wissen, dass ein Mitglied der Regierung meinen Brief in den Händen hält." Außerdem sei der Einsatz sehr wichtig. "Die Kindheit prägt den Menschen. Wenn sie schrecklich war, verfolgt einen das das ganze Leben", meint die 17-Jährige.

Deutsches Bündnis Kindersoldaten

Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten ist eine Vereinigung von zwölfNichtregierungsorganisationen. Mit dem roten Handabdruck forderndie Mitglieder ein Ende des Einsatzes von Kindersoldaten. Einprominenter Unterstützer der Aktion ist Bundesaußenminister GuidoWesterwelle.

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