Weimbs-Orgel an St. Rochus 2287 Pfeifen und 36 Register

DUISDORF · Hoch oben fühlt er sich wohl. Sein bayerischer Akzent allein lässt schon vermuten, dass er "gipfelerprobt" ist. Aktuell liegt sein Lieblingsplatz allerdings nur rund zehn Meter oberhalb des Bodens und bietet ihm dennoch einen grandiosen Ausblick.

 Die Weimbs-Orgel im Blick: Ein Lieblingsplatz ist für Kirchenmusiker Franz Reißner der Orgeltisch in der Kirche Sankt Rochus.

Die Weimbs-Orgel im Blick: Ein Lieblingsplatz ist für Kirchenmusiker Franz Reißner der Orgeltisch in der Kirche Sankt Rochus.

Foto: Roland Kohls

Zwar nicht über Wälder und Täler, wohl aber auf kleine und große Pfeifen. "Dort oben am Orgeltisch ist mein Lieblingsplatz", erzählt Franz Reißner, Kirchenmusiker im Seelsorgebereich Bonn/Hardtberg spontan und deutet auf die Empore der St.-Rochus-Kirche in Duisdorf.

Doch nicht nur der Anblick der insgesamt 2287 Pfeifen und 36 Register lässt ihn ins Schwärmen geraten. "Eine bessere Akustik als hier gibt es nicht", lobt er in den höchsten Tönen. Der Musiker, der am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg Kirchenmusik studiert hat, liefert gleich auch die passende Erklärung: "Das Gewölbe mit den Rundbögen im alten Teil der Kirche und die leichte Wölbung der Decke im Neubau reflektieren die Töne auf ideale Weise." Für ihn ist die Weimbs-Orgel aus Hellenthal der größte Kirchenschatz an St. Rochus.

Sie steht mittig auf der Empore, frei und offen, wie auf einer großen Handfläche, und ermöglicht so eine ideale Klangabstrahlung zu allen Seiten. Das Instrument ist jedoch nicht allein für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste unverzichtbar, zu großen Konzerten mit Chor und Orchester kann die Gemeinde dank der Orgel regelmäßig in ihre Kirche einladen.

"Meister" Franz Joseph Schorn aus Kuchenheim hatte bereits 1892 eine Orgel für St. Rochus gebaut. Am 17. August erklangen die ersten Töne. Als "ausgemachte Dorfschönheit" wurde sie damals beschrieben. Doch mit den Jahren wurde die kleine Kirche im Zentrum von Duisdorf für die stetig wachsende Gemeinde zu klein.

Denn mit den vielen Neubauten für die Bundesbediensteten der Ministerien zogen auch immer mehr Menschen in den Ort. 1955 wurde schließlich der erste Spatenstich für einen Erweiterungsbau gesetzt. Im Juli 1958 konsekrierte schließlich der Kölner Kardinal Josef Frings die mehr als doppelt so große Duisdorfer Kirche.

Bekannt ist St. Rochus auch als Kirche ohne Turmspitze. Das war nicht immer so. Der Turm wurde von deutschen Soldaten im März 1945 geopfert. Weil er von den Amerikanern als Beobachtungsposten genutzt werden konnte, nahm ihn eine deutsche Stellung unter Beschuss. Das Geschoss traf den Turm und trennte ihn ab. Die Spitze kippte und schlug durch das Dach. Auch nach dem Ende des Krieges wurde der Helm nicht wieder erneuert.

Zur kompletten Neugestaltung der Kirche gehörte auch die Anschaffung der Weimbs-Orgel. Das Besondere daran: Eine Vielzahl Pfeifen aus dem Vorgängermodell von "Meister" Schorn, das damals über dem Eingangsbereich thronte, wurde in dem neuen Instrument eingebaut. "Sie stehen hier auf einer Windlade und sind daran zu erkennen, dass sie nicht so glänzen wie die neuen Pfeifen.

Wie eine Patina hat sich die Oxidationsschicht der Jahrzehnte darauf abgelegt", schwärmt Reißner. Ganz besonders ist für den professionellen Kirchenmusiker auch, dass es insgesamt drei Tasteninstrumente in Duisdorf gibt. Denn neben der Weimbs-Orgel gibt es in der Kirche noch eine kleinere neben dem alten Altar sowie einen Blüthner-Flügel. "Und alle drei Instrumente sind ideal aufeinander abgestimmt", freut er sich.

Lange überlegen muss Organist Franz Reißner nicht, wenn man ihn fragt, was er am liebsten auf "seiner" Orgel spielt: "Bach", antwortet er spontan. "Ganz klar die Sonaten, Präludien und Improvisationen."

Die Rochuskirche

Von 1860 bis August 1862 wurde der alte Teil der heutigen Rochuskirche nach den Plänen von Paul Thomann erbaut. Der erste Gottesdienst wurde 1862 gefeiert, die Konsekration erfolgte allerdings erst 1867. Im Oktober 1882 lieferte die Glockengießerei Edelbrock aus Gescher bei Coesfeld drei unterschiedlich große Glocken. Aus der alten Rochuskapelle stammte die vierte Glocke. 1916 mussten alle Glocken zum Umschmelzen abgegeben werden. Als Ersatz wurden im Jahr 1920 drei Stahlglocken aufgehängt. Am 8. März 1945 wurde von der deutschen Flak bei Kämpfen gegen die Amerikaner der lange Turmhelm herunter geschossen. 1955 begannen die Erweiterungsarbeiten an dem Gotteshaus.

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