Kunstprojekt Alanus Hochschule organisiert Ausstellung mitten im Kottenforst

Ippendorf · Zu dem Projekt zählt auch ein riesiger Schriftzug „Zeitenwende“ am Rand einer rund 200 Hektar großen Kahlschlagfläche. Zudem gibt es Fotografien zu sehen.

 Die Ausstellung Feral mit Fotografien von Alanus-Kunststudenten befindet sich mitten im Kottenforst.

Die Ausstellung Feral mit Fotografien von Alanus-Kunststudenten befindet sich mitten im Kottenforst.

Foto: Stefan Hermes

„Ich habe das Gefühl, dass es gerade jetzt den jungen Menschen viel bewusster geworden ist, an welchem Punkt wir uns befinden und dass wir alle zusammen ein Teil der Natur sind“, sagt Andrea Sunder-Plassmann. Damit trifft die Kunstprofessorin der Alfterer Alanus Hochschule genau die Intention des Forstwirts und Waldpädagogen Manfred Hören, der im Juni des Jahres das Projekt „wald.anders.denken“ im Kottenforst initiierte (der GA berichtete).

Für ihn waren „Erregung und Zorn“ über das Waldsterben die Motivation, den riesigen Schriftzug „Zeitenwende“ am Rand der rund 200 Hektar großen Kahlschlagfläche inmitten des Kottenforsts zu installieren. Der Kahlschlag war der nun mahnend sichtbar gewordene Versuch, durch das Abholzen der vom Borkenkäfer befallenen Fichten, einen Übergriff auf den weiteren Bewuchs zu verhindern. Doch die Maßnahme misslang. Jetzt soll „Zeitenwende“ vor der erschreckend mächtigen Wand abgestorbener Fichten zum Nach- und Umdenken auffordern.

Während Neupflanzungen auf der Kahlschlagfläche in die Zukunft des Waldes deuten, sollen den Waldbesuchern an der Gudenauer Allee über verschiedene Kunstaktionen neue gedankliche Perspektiven zum Wald, seiner nachhaltigen Bewirtschaftung und seiner globalen Bedeutung für das Klima aufgezeigt werden. Die vielfältigen Kunstprojekte erheben den Anspruch, durch neue Perspektiven zu überraschen. Den 16 DIN A2-großen Fotografien der Alanus Kunststudierenden, die an Pfosten befestigt einen gemulchten Weg durch die Kahlschlagfläche flankieren, scheint diese Überraschung – zumindest bei Forstmann Hören – gelungen zu sein.

„Ich hatte zunächst im Hinblick auf die Besucher Schwierigkeiten mit dem Verständnis der Bilder“, sagt er. Doch seine Sorge, dass man die Bilder nicht verstehen könne, in denen die Kunstschaffenden den Versuch unternehmen, eins mit der Natur zu werden, scheint unbegründet.

Feral, das spanische Wort für wild und ungezähmt, betitelt die Ausstellung, die schon vor zwei Jahren entstand und bereits in der Kunsthochschule sowie auf Kuba zu sehen war. „Es war super spannend“, sagt Kunststudentin Laura Rentz (25), die beschreibt, wie sie in den Tagen mit und in der Natur immer mehr dazu kam, sich nicht nur selbst zu inszenieren, sondern sich dabei tatsächlich mit der Natur zu verbinden. Die nun auf Metall gedruckten Ergebnisse eines von Sunder-Plassmann veranstalteten Seminars zum Thema „Ich und der Wald – Der Wald in mir“, scheinen wie für das Projekt „wald.anders.denken“ gemacht.

Dankbar über das Zusammenspiel mit den Alanus Künstlern konnte Forstmann Hören am Mittwoch rund 50 Studierende und Gäste zu der Vernissage der Feral-Ausstellung im Kottenforst begrüßen. „Wir müssen alle anfangen, neu zu denken“, begann er seine kurze Rede, die mit dem unmissverständlichen Schluss aus dem Mund des Waldfachmanns, „der Wald stirbt!“, sichtliche Betroffenheit auslöste. „In Zeiten, in denen um Wälder gekämpft werden muss, damit sie nicht wirtschaftlichem Kalkül entgegen allen ökologischen Bedenken zum Opfer fallen“, so Ulrich Maiwald in seiner Ausstellungseinführung, könne Feral auch als ein mutiges und zugleich ermutigendes, künstlerisch-politisches Statement verstanden werden.

Der Professor für performative Kunst und Sprache an der Alanus Hochschule betonte die Chance, dass mit der Ausstellung im Wald „ein neuer Blick für die symbiotische Beziehung von Mensch und Schöpfung“ eröffnet werden könne. Nach kurzer Rilke-Rezitation gelang es dem Schauspiel-Dozenten mit dem Rilke-Gedicht „Fortschritt“ zu der Ausstellung überzuleiten, die – ähnlich wie die vorgetragene Poesie – eine vitale Kraft in sich trage und unsere Sehgewohnheiten irritiere.

Die fotografischen Arbeiten der jungen Künstler weckten auf und öffneten uns mit „fast anarchischer Lust“ die Augen für etwas, das sich hinter der Begegnung zwischen Mensch und Natur an Erfahrungsräumen auftue. Ungeplant meldete sich in den Applaus für die Redner der Ausstellung ein Besucher zu Wort und dankte coram publico Hören sowie den Kunstdozenten für ihre Sätze. „Ich kann jedes ihrer mahnenden Worte unterschreiben“, sagte Olaf Müller. Als Imker wisse er um die Not des Waldes. Anschließend verschenkte er Honig mit den Worten, „damit Sie auch wissen, wie der Wald schmeckt.“

Die Ausstellung „Ich und der Wald – Der Wald in mir“ ist bis zum Frühjahr 2021 am Gudenauer Weg im Kottenforst zu sehen. Man erreicht die Stelle vom Kinderheim Maria im Walde (Gudenauer Weg 142) kommend nach etwa zwei Kilometern in Richtung des Waldes.

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