Ideen für Finanzierung Wie geht es weiter mit der Alten Stadtgärtnerei in Bonn?
Dransdorf · Der Verein Neue Stadtgärtnerei trifft sich regelmäßig zum Austausch rund um die Ideen, die er auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei in Bonn umsetzen möchte. Es gibt neue Ideen für eine Finanzierung.
Die Ideen, die der Verein Neue Stadtgärtnerei hat, ziehen inzwischen weite Kreise. Ursel lebt noch in Berlin, zieht aber im nächsten Jahr nach Bonn, und weil sie in der Nähe war, kam sie am Sonntag spontan zum Treffen der Vereinsmitglieder in der Grünen Spielstadt.
Dort konnte jeder Interessierte hinkommen, aber viel Werbung dafür hatte der Verein nicht gemacht. Ursel jedenfalls findet es gut, was dort auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei entstehen könnte, wenn alles so läuft, wie es sich der Verein vorstellt, und würde das unterstützten.
Gleiches gilt für den Familienvater aus Alfter-Oedekoven, der ebenfalls trotz Regen gekommen war. Mit Blick auf seine Kinder beschäftige er sich mit dem Thema Wohnraum. „Die Flächen sind ja umkämpft, und da gibt es viele Interessen innerhalb der Stadt.“ Das Projekt habe interessante Aspekte, sagte er: neue Formen des Wohnens, der Ernährung und des sozialen Miteinanders, Klimaschutz und mehr. „Wenn das kommt, würde ich das auf jeden Fall gutheißen.“
Seit März ist Jutta schon dabei. Sie gehe bald in Rente, erzählte die Bonnerin, „und ich suche nach einer Alternative für die Zeit danach“. Und bei dem Projekt des Vereins Neue Stadtgärtnerei sei sie fündig geworden.
Es gibt also Menschen, die das Konzept anspricht. Für den Verein sind das gute Neuigkeiten. „Wir brauchen Menschen, die die Initiative unterstützen“, sagte Mitorganisator Stefan Haas. Bekanntlich möchte man auf dem schon lange brachliegenden Gelände zwischen Biologischer Station und Grüner Spielstadt eine „sozialökologische Transformation“ in Gang bringen.
Die Stadtgärtnerei wurde 2004 aufgegeben, seitdem liegt das Areal überwiegend brach. Das Bestandsgebäude nutzt die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft. Das Konzept sieht vor, das Gelände in vier Bereiche aufzuteilen.
Neben Platz für die Biostation sind in einem weiteren Areal Wohnungen geplant. Die anderen beiden Flächen sollen unbebaut bleiben. Auf einer davon soll ein Teil für urbane Landwirtschaft genutzt werden, auf der anderen bleiben grüne Spielstadt und internationale Gärten des Vereins Wissenschaftsladen beheimatet. Im Prinzip sollen nur die Bereiche bebaut werden, die bereits jetzt durch die ehemaligen Bauten der Stadtgärtnerei versiegelt sind. Die Verwaltung will das Areal in Erbpacht vergeben, damit es im Besitz der Stadt bleibt.
Teil der Konzepts sind Wohngebäude aus Baustrohballen – die gibt es schon vereinzelt, Vereinsmitglieder hatten sich Gebäude mit gepresstem Stroh als Dämmmaterial im niederländischen Nijmegen angeschaut – mit Einbindung der Bestandsbauten, landwirtschaftlicher Anbau mit Agroforstsystem auf einer Fläche von 9000 Quadratmetern zur Grundversorgung der Bewohner und als Lernort etwa für Schulen sowie ein öffentlich zugängliches Umweltbildungs- und Nachbarschaftsbegegnungszentrum.
Eckpunkte sind mehrere Jahre alt
Der Verein arbeitet mit der Montag Stiftung Urbane Räume sowie mit der Stadt Bonn zusammen, um das Konzept auszuarbeiten. Die Grundlagen dafür, erklärte Mitgründerin Lena Kocanis den Neuen, wurden schon vor sechs Jahren aufgestellt. In der damaligen Alten VHS habe man über die Zukunft der Alten Stadtgärtnerei diskutiert, und viele Eckpunkte im heutigen Konzept seien damals schon festgelegt worden.
Im Oktober letzten Jahres hatte der Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst, dass der Verein und die Stiftung mit der Verwaltung ein Bauleitplanverfahren über die künftige Nutzung des Geländes ausarbeiten sollen. „Eine Dreieckskonstellation, die sehr unüblich ist“, so nennt es Sascha Gajewski von der Montag Stiftung Urbane Räume. Der Verein tritt dabei als Investor auf, und zum Investieren braucht er Geld, das er über eine bald startende Crowdfunding-Aktion einholen möchte.
Die Stiftung wurde für die Umsetzung des Umwelt- und Stadtteilzentrums ins Boot geholt und ist laut Gajewski derzeit mit der Entwicklung einer Gemeinwohlstrategie beschäftigt. Sie hat schon mehrere Bauprojekte mit umgesetzt, aber zu so einem frühen Zeitpunkt war sie noch nie beteiligt. „Wir haben bisher noch keine Bebauungsplanverfahren gemacht“, sagt Gajewski. „Das ist für uns auch ein Lernprozess.“
Aber dass es gegen diese Verfahren immer auch Gegenwind seitens der Bevölkerung gibt, das ist schon bekannt. Von Anwohnerseite gab es bei einer Infoveranstaltung Anfang Februar durchaus Kritik. Man gehe auf Leute zu und stehe auch in regem Austausch mit der Bonner Stabstelle für Bürgerbeteiligung. Die Stiftung wolle „im Sinne der Stadtentwicklung eine gute Basis legen“, und das habe auf jeden Fall stattgefunden. Auf dieser Basis kann man jetzt gemeinschaftlich planen und irgendwann bauen.
Einrichtung der Ackerfläche
Den landwirtschaftlichen Anbau, der sich laut Timo Luthmann weitgehend am Vorgehen des SoLaWi-Projektes in Alfter orientiert, hofft man, schon im kommenden Jahr starten zu können, wobei erst mal die Einrichtung der Ackerfläche und das Pflanzen von Obst- und Nussbäumen im Vordergrund steht. Die intensivere Produktion könne dann 2025 starten. Voraussetzung ist aber, dass der Verein mit der Stadt den Erbpachtvertrag unterschreiben kann, der ihm für 99 Jahre die Nutzung des Geländes sichern soll.
„Wir wollen ein Modelldorf sein“, erklärte Haas. Das Bauprojekt solle auch ein „Laboratorium für neue Ideen“ sein, und weil das alles ehrenamtlich geleistet wird, braucht der Verein weitere Mitstreiter. Auf der Homepage www.neue-stadtgaertnerei.org gibt es viele Informationen zum Projekt.