Brandserie in Bonn Am Europaring geht die Angst um
MEDINGHOVEN · Die Brandserie am Europaring in Medinghoven lässt nicht nur der Polizei, sondern auch den Mietern keine Ruhe. Nach 20 Feuern seit 2011, bei denen Müll und Hausrat in den Kellern oder Treppenhäusern in unterschiedlichen Wohnblocks in Flammen aufgingen, sind sie mit ihren Nerven am Ende.
"Sobald ich eine Feuerwehrsirene höre, habe ich Panik", erzählte eine Mieterin. Als eine Nachbarin neulich eine Pizza im Ofen vergessen hatte und es qualmte, sei dieses Gefühl sofort wieder da gewesen. In dem Haus am Europaring 49, wo am 19. November der bisher schwerste Brand mit 20 Verletzten zu beklagen war, riecht es immer noch nach Rauch, obwohl der Flur neu gestrichen wurde.
"Bei uns war damals gerade Kindergeburtstag, als das Feuer ausbrach, wir sind dann mit elf Kindern und zwei Erwachsenen auf den Balkon geflüchtet, bis uns die Feuerwehr nach eineinhalb Stunden rausgeholt hat", erinnert sich die Frau. Ihre Tochter fahre bis heute nicht mehr mit dem Aufzug.
Unübersichtlich ist auch der Bestand der Mieter. Es stehen vier bis fünf Wohnungen von insgesamt 20 in diesem Haus leer, im Block daneben sind es drei von 20. "Die Leute versuchen, wenn möglich wegzuziehen." Eine angeblich belegte Wohnung stehe aber seit mehr als zwei Jahren leer. "Und offensichtlich zahlt das Amt die Miete seitdem."
Indem nach dem Brand mit den 20 Verletzten neue Kellertüren und Rauchmelder eingebaut wurden, hat die Deutsche Wohnen AG als Verwalter zwar reagiert. Aber die Mieter beklagen trotzdem Mängel. Bei einer syrischen Familie wurden neue Stromkabel verlegt, das Tapezieren der Wände sollten die Mieter jedoch selbst übernehmen. Schimmel in den Zimmern sei ein ständiges Problem. Der Hausmeister komme nur einmal pro Woche, die Mülltonnen quellen über. "Es stinkt", sagt die Frau.
Deshalb haben sich die Mieter der vier Häuser 45, 47, 49 und 51 jetzt zusammengetan und vier Mietervertreter gewählt. "Der Zusammenhalt muss stärker werden", findet auch Barbara Naß (SPD), die gemeinsam mit Reinhard Jansen, dem Sozialarbeiter des Stadtteilbüros, die Gründung begleitet hat. Besonders Jansen habe großen Anteil daran gehabt, sagt sie. "Viele Mieter trauen sich aber oft nicht, sich über Mängel zu beschweren. Dabei sind die Wohnungen nicht preiswert.
"Vor fünf Jahren habe ich für meine 107-Quadratmeter-Wohnung 877 Euro bezahlt, jetzt sind es 940 Euro", sagt eine Mieterin. "Die Miete wurde für uns jedes Jahr erhöht." Ein anderer Bewohner berichtet von schlecht schließenden Fenstern und Balkontüren. "Das produziert so hohe Heizkosten, dass viele Mieter hohe Nachzahlungen leisten mussten." Im Fall seiner Familie habe man sich zu helfen gewusst und in Eigenarbeit Verkleidungen am Fenster angebracht, damit es nicht so zieht.