Pfadfinder-Stamm Martin Bucer feiert 25-jähriges Bestehen An Nachwuchs mangelt es nicht

MEDINGHOVEN · Nicolas fühlt sich wohl bei den Pfadfindern, sogar seinen 14. Geburtstag hat er mit Sippenmitgliedern vom Stamm Martin Bucer gefeiert, natürlich im Freien, im Derletal. "Ich war einmal da und habe die Gemeinschaft dort gesehen", erzählt er. "Ich fand's toll, dass alle zusammenhalten." Drei Jahre ist das nun schon her, inzwischen leitet er seine eigene Meute mit Kindern im Altern von sieben bis neun Jahren. Er kommt gut damit zurecht. "Man muss die halt einfach im Griff haben."

 Kochen am offenen Lagerfeuer: Das Pfingstlager bei Wormersdorf gehört zum festen Jahresprogramm der Medinghovener Pfadfinder. Repro: GA

Kochen am offenen Lagerfeuer: Das Pfingstlager bei Wormersdorf gehört zum festen Jahresprogramm der Medinghovener Pfadfinder. Repro: GA

Das gilt auch für Larissa Dombrowski, seit November 2012 Stammesführerin, die bisweilen ihre liebe Not mit den Jüngeren hat. Die 18-Jährige koordiniert die Sippen und organisiert Veranstaltungen, etwa die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Stammes, die Anfang März mit einem Gottesdienst eingeleitet wurden und im Herbst ihren Höhepunkt finden. Dazwischen gibt es die üblichen Aktivitäten: Sippenführerkurse in der ersten, Wölflingsfahrt in der zweiten Osterferienwoche, dann das Pfingstlager im Mai und all die Veranstaltungen auf dem Hardtberg, bei denen die Pfadfinder regelmäßig mitwirken. Außerdem waren die Pfadfinder Anfang Mai auch auf dem evangelischen Kirchentag in Hamburg.

Diese Fahrten macht der Stamm schon lange mit, anfangs unter Leitung von Wolf-Hermann Federschmidt. Er hatte den Stamm Martin Bucer Anfang 1988 ins Leben gerufen, zusammen mit dem damaligen Bundeswehr-Major Hans-Peter von Kirchbach. Die beiden hatten sich schon lange vorher in Rheinbach kennen gelernt, wo Federschmidt evangelischer Pfarrer war. Gemeinsam hatten sie den Pfadfinderstamm Pfalzgraf Ezzo wiederbelebt und verwirklichten auch die Idee eines Pfadfinderstammes in Medinghoven. Laut Stammeschronik war diese Idee daraus entstanden, dass Pfarrer Wolfgang Harnisch kurz nach Amtsantritt an seiner ersten Pfarrstelle eine Jugendgruppe suchte.

Die Infoveranstaltungen und Probe-Zeltlager waren erfolgreich: Bereits Ende 1988 zählte der Stamm Martin Bucer mehr als 40 Mitglieder in fünf Sippen, darunter eine Mädchengruppe. 1998 entstand ein "Ableger"-Stamm in Hangelar, die seit 2003 eigenständige "Siedlung Philipp Melanchthon".

In diesen 25 Jahren hat der Stamm Martin Bucer einen festen Platz auf dem Hardtberg gefunden. Neben Zeltlagern, Fahrten und Hilfe bei Veranstaltungen im Ort hat der Stamm einen bemerkenswerten Kontakt zur Stadt Minsk hergestellt (siehe Infokasten). Der Stamm besteht heute aus sieben Sippen sowie zwei Meuten, von denen eine neu in Volmershoven entstanden und eine weitere in Witterschlick angesiedelt ist. Eine große Gemeinschaft, die sich laut Stammesführerin Dombrowski über Nachwuchs nicht beklagen kann. Auch wenn es manchmal nicht leicht sei, engagierte Mitglieder wie Nicolas zu finden, die auch Gruppenleiter-Aufgaben übernehmen.

Stamm Martin Bucer

Die Gründung des Christlichen Pfadfinder-Stammes Martin Bucer wurde 1988 von Wolf Hermann Federschmidt initiiert. Zwölf Jahre leitete der Pfarrer im Ruhestand als Stammesgründer und Stammesältester seine Pfadis. Federschmidt wollte "junge Leute herauslocken zu bewussten Fragen nach Gottes Wegen, zu verantwortlichem Umgang mit allem Leben um uns her". Aus dieser Verantwortung heraus begann der Stamm in den Folgejahren, die Hand nach Weißrussland zu reichen; der erste Kontakt war zufällig, man hatte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eine Gruppe aus Minsk, der Hauptstadt von Weißrussland, beim Besuch im Westen, in der Bonner Umgebung kennengelernt. Turnusmäßig finden jetzt die völkerverbindenden Kontakte jährlich statt. Für den langjährigen Stammesältesten Federschmidt bedeutet dies in besonderer Weise Versöhnung mit dem Land und seinen Menschen: Er erlebte als Soldat des Zweiten Weltkriegs den Russlandfeldzug. Die Pfadfinder Martin Bucer organisierten in ihrem Engagement für den Nächsten bei den ersten Fahrten nach Minsk eine medizinische Versorgung der Opfer der Tschernobyl-Katastrophe. Zwischen den Gruppen auf beiden Seiten ist eine langjährige, feste Freundschaft entstanden, die die Städtepartnerschaft Bonn-Minsk begründen half.

Der Stamm gehört zur Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands. Er ist nach dem Reformator Martin Bucer benannt, der im 16. Jahrhundert zeitweilig in Bonn war. Die jungen Leute um Pfarrer Federschmidt und seine Frau Ruth hatten 1988 den Stamm auf dem Gelände des Martin-Bucer-Gemeindehauses auf Einladung des Gemeindepfarrers Wolfgang Harnisch in Bonn-Medinghoven gegründet. Stammesältester ist heute Gerald Möller.

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