Der Bonner Uwe Günther erzählt von Tansania Arme spenden ihre Tiere für die Kollekte
BRÜSER BERG · Rund 3000 Menschen bei der Amtseinführung eines neuen Bischofs - das wäre in Deutschland zumindest sehr ungewöhnlich. Uwe Günther erlebte das bei einem Besuch in Tansania, genauer gesagt in der Nordwestdiözese der Evangelisch Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), zu der der Partnerkirchenkreis Kusini A des Evangelischen Kirchenkreises Bonn gehört.
Er war dort in der zweiten Oktoberhälfte als Vertreter des Partnerschaftsausschusses und beobachtete fasziniert, dass die Gottesdienstbesucher kilometerweit gingen, um die Amtseinführung dann vor der Kirche auf einem Fernseher zu verfolgen.
"Beeindruckt hat mich in Afrika die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen", erzählt Günther. Sie hätten eine positive Lebenseinstellung "trotz erkennbarer Armut". Und ein anderes Selbstverständnis, was den Besuch von Gottesdiensten angeht. Der 62-Jährige, der auf dem Brüser Berg wohnt und die Thomaskirche in Röttgen im Kreiskirchlichen Ausschuss für Ökumene und Weltmission vertritt, erlebte dort eine andere Kultur, in der die ärmere Landbevölkerung statt Geld Tiere und Landwirtschaftsprodukte für die Kollekte spenden, die anschließend versteigert werden.
Er berichtet von einer Bischofseinführung, die fünf Stunden dauerte, weil schon der Einmarsch mit Kapelle, Chören und Geistlichen aus aller Welt 30 Minuten in Anspruch nahm. Und vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Tansanias, einem Muslim, der in der christlichen Kathedrale von Bukoba ein Grußwort sprach.
Anschließend hielten die Beteiligten unter Leitung des neuen Bischofs Keshomshahara das erste Partnerschaftsseminar überhaupt in Tansania ab, bei dem die Fünfjahresplanung zur Weiterentwicklung der Nordwestdiözese vorgestellt und Programme zur Armutsbekämpfung, Bildung und anderen Themen diskutiert wurden. Und weil Günther Afrika bislang nur als Marineoffizier in Küstenstädten erlebt hat, reiste er auch ein paar Tage in der Regenzeit durch die Diözese. Er besichtigte Projekte, die der Kirchenkreis fördert, und lernte Land und Leute kennen.
Förderung von Kindern
Gefördert werden unter anderem Schulfonds, über die etwa 300 Kinder zur Schule gehen können - was sie laut Günther auch mit Begeisterung tun. "Es ist wichtig, dass man den jungen Menschen eine Perspektive für das Leben bietet." Auch ein Solaranlagen-Projekt wird unterstützt: Ein Solarpanel auf dem Dach ist an eine Autobatterie angeschlossen, die den Strom speichert. Mit diesem werden zum Beispiel Glühbirnen und Fernseher betrieben. Weitere Mittel fließen in ein Baumpflanz-Projekt, in Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen und anderes.
Günther will wieder nach Tansania fahren und schlägt regelmäßige Besuche in beiden Partnerschaftsrichtungen vor. "Es ist wichtig, dass wir Weißen anfangen, Afrika etwas zurückzugeben", sagt er mit Bezug zu den Themen Sklaverei und Ausbeutung. In Sachen Entwicklungshilfe sollte man verstärkt die Bevölkerung direkt unterstützen. "Die Gelder aus dem Westen werden von der herrschenden Klasse einkassiert." Man solle aber auch drauf achten, dass die Hilfe nicht kontraproduktiv ist: Wenn man den Menschen dort Kleidung schenkt, leidet darunter der heimische Schneider. "Wir müssen die gesellschaftliche Stabilität erhalten."
Den ausführlichen Reisebericht von Uwe Günther gibt es im Internet auf www.bonn-evangelisch.de