Kita auf der Hardthöhe Asbest in Wänden "keine Gefahr"

BONN · Gute Nachrichten aus Berlin: Die Erzieher der Kita "Regenbogenhaus" des Bundesverteidigungsministeriums werden rückwirkend zum 1. April wieder auf gleichem Niveau entlohnt wie Kollegen in Tagesstätten von Kommunen. Gleichzeitig gibt es Überlegungen, ein neues Gebäude für die Kita zu bauen. Das bestehende Haus wird seit 40 Jahren genutzt. Wie viele Gebäuden aus dieser Zeit ist es asbestbelastet.

 Die Kindertagesstätte Regenbogenhaus auf der Hardthöhe ist zwar mit Asbest belastet, die Nutzer, wie die Erzieherinnen, seien aber nicht in ihrer Gesundheit gefährdet, heiß es.

Die Kindertagesstätte Regenbogenhaus auf der Hardthöhe ist zwar mit Asbest belastet, die Nutzer, wie die Erzieherinnen, seien aber nicht in ihrer Gesundheit gefährdet, heiß es.

Foto: Roland Kohls

Sowohl das Thema Asbest als auch die Minderbezahlung waren mit der Betriebsübergabe der Kita vom Verteidigungsministerium zum nachgeordneten Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) im Dezember aufgekommen. Seit 2004 ist bekannt, dass in den Außen- und Trennwänden der Sanitärräume Chrysotilasbest verarbeitet worden ist.

Vor der Übernahme 2013 hat das BAIUDBw das Gebäude erneut auf Gefahrstoffe prüfen lassen. Im vergangenen Oktober stand das Ergebnis fest: "Danach besteht keine Gefährdung der Nutzer der Kita. Bei der Bearbeitung der Gebäudesubstanz sind bestimmte Vorgaben zu beachten", teilte eine Behördensprecherin auf Anfrage mit. Die Kita-Leitung sei über das Ergebnis informiert worden und habe Verhaltensregeln bekommen.

Dass das BAIUDBw nun eine Machbarkeitsstudie zur grundlegenden Sanierung oder zum Neubau des Regenbogenhauses vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hat anfertigen lassen, stehe jedoch in keinem Zusammenhang mit der Asbestbelastung, wie die Sprecherin versichert. Die Überlegungen seien auf die "intensive Nutzung" seit mehr als 40 Jahren zurückzuführen.

Für die Mitarbeiter blieb die Übergabe der Kita ans BAIUDBw ebenfalls nicht folgenlos (der GA berichtete). Weil sie damit zwar an gleicher Stelle arbeiteten, aber offiziell nicht mehr beim Ministerium unter Vertrag standen, fiel für die aktuell 23 Erzieher der Kita die Ministerialzulage weg - rund 100 Euro im Monat. Die hatte bis dahin die Gehälter der Pädagogen auf ein ortsübliches Niveau gesetzt. Es bestand die Gefahr, dass sich die Erzieher nach einem anderen Arbeitgeber umsehen und so der Betrieb der Kita gefährdet worden wäre. Denn in der Region werden zurzeit mehr Erzieher gebraucht als zur Verfügung stehen.

Im Februar hatten sich die Angestellten schließlich mit einem Brief an Ministerin Ursula von der Leyen gewandt und um Hilfe gebeten. Sie sind erhört worden. Nach einer Vorabstimmung mit den Ministerien für Finanzen und Inneres kündigte ein Sprecher des Verteidigungsministerium aus Berlin nun an, dass die "Nachteile für die Erzieher beseitigt" worden seien. "Wir wollen eine kontinuierliche und hochwertige Kinderbetreuung", erklärte der Sprecher die Entscheidung von der Leyens.

Die Verteidigungsministerin hatte bei ihrem Dienstantritt angekündigt, die Bundeswehr und ihre Verwaltung zu einem der attraktivsten und familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands zu machen. "Es ist wichtig für unsere Soldaten und Bediensteten, dass sie Familie und Dienst in Einklang bringen können", so der Sprecher.

Daher habe sich die Ministerin für eine Lösung für die Bonner Kita eingesetzt. Zusätzliche Haushaltsmittel seien für die nun wieder höheren Gehälter der Erzieher nicht nötig, hieß es aus Berlin. Die derzeitigen Planungen ließen den dafür nötigen Spielraum. "Das ist mit Sicherheit eine Erfolgsmeldung", hieß es zu dem Ausgleich aus der Personalvertretung der Hardthöhe. Und auch die Erzieherinnen und Erzieher waren froh über die Nachricht aus Berlin.

Ob sie lange Freude an dem erkämpften Sonderausgleich haben werden, ist indes fraglich. Denn das BAIUDBw überlegt nicht nur einen Neubau, es trägt sich auch mit dem Gedanken, die Kita einem externen Träger zu übergeben.

Von allen Bundeswehrstandorten sei die Hardthöhe der einzige, der nicht von einem externen Anbieter betrieben würde, teilte eine Sprecherin des BAIUDBw auf Anfrage mit. Die Überlegungen für einen etwaigen Trägerwechsel seien jedoch noch nicht abgeschlossen.

Asbest und seine Gefahren

Asbest war wegen seiner Eigenschaften bis in die 80er Jahre ein beliebtes Baumaterial. Der Name kommt von dem griechischen Wort Asbestos ("unvergänglich"). Weil Asbest aber auch krebserregend ist, darf es heute nicht mehr benutzt werden. Asbest ist die Sammelbezeichnung für sechs Arten natürlich vorkommender silikatischer Mineralien, zu denen Chrysotil (Weißasbest) und Krokydolith (Blauasbest) gehören. Chrysotil ist mit mehr als 90 Prozent des Asbestverbrauchs am häufigsten verwendet worden. Für die bekannt gewordenen Gesundheitsschäden haben nach Auskunft der Verbraucherschutzzentrale Chrysotil und Krokydolith die weitaus größte Bedeutung.

Typisch für Asbest ist die leichte Spaltbarkeit entlang der Längsachse. Viele Fasern sind so dünn, dass sie leicht eingeatmet werden können. Nicht jede Verwendungsart ist allerdings gefährlich: Es kommt darauf an, ob der Asbest fest oder schwach gebunden ist. Fest gebundener Asbest ist kein Problem. Das heißt, die Fasern sind mit einem Bindemittel so fest miteinander verbunden, dass im Alltag keine Gefahr davon ausgeht. Alte Platten müssen also nicht sofort ausgetauscht werden. Unbedingt vermieden werden sollte es, das Material zu schleifen, zu bohren oder zu zerkleinern, empfiehlt die Verbraucherschutzzentrale.

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