Probelauf für einen Langbus Aus der Hardtbergbahn wird der Hardtbergbus

Hardtberg · Ab Sommer testen die Stadtwerke einen 25 Meter langen E-Doppelgelenkbus. Dieser wird auf der Linie vom Bonner Hauptbahnhof in den Stadtbezirk Hardtberg eingesetzt.

Eine schienengebundene Direktverbindung zum Stadtbezirk Hardtberg war immer der Traum der ÖPNV-Verkehrsplaner. Doch fast zwei Jahre, nachdem der Stadtrat das umstrittene Projekt Hardtbergbahn (im Tunnel) beerdigt hat, ist nichts von einer Alternative in Sicht.

Nichts? Stimmt so nicht ganz. Zwar verweist die Stadt Bonn auf Nachfrage etwas schmallippig auf die geltende Beschlusslage, dass man nun mögliche oberirdische Routen prüfen und vorschlagen solle, weil das Projekt weiterhin Bestandteil des Nahverkehrsplans und des Verkehrsentwicklungsplans der Stadt Bonn sei. Aber was seit März 2015 konkret dabei herauskam, dazu gibt es keine Aussage. Ein Informationsgespräch des General-Anzeigers mit einem Verkehrsplaner wird abgelehnt.

Und doch gibt es Bewegung: Zumindest wurde damals von politischer Seite überlegt, ob im Vorfeld ein Betrieb mit Bussen zum Hardtberg möglich ist. Und da kommen die Stadtwerke Bonn ins Spiel, wo man demnächst ein Gefährt ausprobieren will, das für genau diese Strecke vom Hauptbahnhof bis zum Brüser Berg als „Hardtbergbus“ prädestiniert zu sein scheint.

Probebus vom Mobilitätspartner

Es handelt sich um einen Doppelgelenkbus, der 24,80 Meter lang ist, vier Achsen hat, von denen zwei durch einen Elektromotor angetrieben sind – ein mächtig langes Gefährt. „Dieser Bus kommt von der Kapazität her einer Straßenbahn am nächsten“, sagt SWB-Geschäftsführer Heinz Jürgen Reining. „Er wurde kostenlos als Probebus angeboten.“ Und zwar von der Firma Bozankaya und ihrer deutschen Tochter Sileo, die in Sachen Elektromobilität Partner der SWB sind.

Reining griff zu. Im Sommer soll das Exemplar nach Bonn kommen und getestet werden. Es ist ein Monster. Im Gegensatz zum 12-Meter-Solobus für 70 Fahrgäste und zum 18-Meter-Gelenkbus für 100 Passagiere, kann dieses Gefährt bis zu 140 Fahrgäste auf einmal transportieren (64 Sitz- und 76 Stehplätze). Zum Vergleich: In eine Straßenbahn des Bonner Modells passen 168 Fahrgäste hinein.

Für die Fahrer soll der Mammut-Bus trotz der Länge nicht schwerer zu lenken und um die Kurven zu zirkeln sein als ein Gelenkbus. Ob er sofort und dann auch auf längere Sicht für die Hardtberg-Strecke eingesetzt wird, ist allerdings noch nicht ganz spruchreif. „Wir testen erst einmal, wo man damit überhaupt entlangfahren kann und wo der Einsatz bedarfsgerecht ist“, sagt Reining mit aller Vorsicht. „Aber für diese Strecke scheint der Bus am ehesten geeignet.“

Grundsatzbeschluss über E-Bus-Einsatz

Wichtiger als der Umstand, dass der Doppelgelenkbus sogar auf einer Straßenbahntrasse fahren könnte, ist dem Geschäftsführer die Elektromobilität. „Wenn wir uns mit diesem Thema beschäftigen, dann müssen wir auch diese Variante testen.“ Der Motor wird 460 Kilowatt/Stunde nutzbare Kapazität haben und soll damit vom Hersteller garantierte 300 Kilometer am Stück fahren können – unter allen Bedingungen.

Eine Überzeugungsfrage ist das Aufladen. Reining will keine Stationen im Stadtgebiet, an die E-Busse zwischendurch gehangen werden – wie es in Köln geplant ist – sondern er plädiert für eine zen-trale Ladeeinheit im Betriebshof Friesdorf. Damit entfiele auch die Frage, wer unterwegs Stationen baut, unterhält und bewacht.

Der Trend geht also in Bonn zu immer größeren Gefährten, die in der Kostenbilanz nicht nachteilig sein müssen. Seit Jahren wird die SWB-Flotte auf größere Gelenkbusse umgestellt. „Ihr Anteil hat sich mehr als verdreifacht“, sagt Reining. Vor zehn bis 15 Jahren seien in Bonn 20 bis 30 Gelenkbusse gefahren, heute seien es schon 80. Die Zahl der kurzen Solobusse liege bei nur noch 80.

Dass die Mammut-Busvariante preiswerter ist als eine Straßenbahn, kann man sich an einer Hand abzählen. Die Straßenbahn kostet 2,5 bis drei Millionen Euro pro Exemplar, „der Doppelgelenkbus vielleicht die Hälfte“, so Reining. Er schätzt, dass sich auch die Unterhaltskosten durch diesen E-Bus verringern. Genaue Erkenntnisse gäbe es aber noch nicht. Für ihn zählen auch andere Werte: „Ich muss keine Schienen bauen, die dann ja auch unterhalten werden müssen.“ Ein Grundsatzbeschluss zum E-Busse muss allerdings noch her. Der soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 fallen. Dann entscheidet sich, ob die Stadtwerke ihre ganze Flotte auf Elektromobilität umstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort