Bonner Naherholungsgebiet Bald blüht es wieder auf dem Meßdorfer Feld

Duisdorf/Endenich · An ökologischer Landwirtschaft ist nicht alles unstrittig, sagt der Bauer vom Meßdorfer Feld. Wegen des Verzichts auf Umkrautbekämpfung muss er öfter mit Traktor und Gerät auf den Acker. Das vertreibt die Bodenbrüter. Die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Meßdorfer Felds hält kompromisslos daran fest, dass nicht ein Meter für Wohnbebauung geopfert wird.

 Gedeckter Tisch für Insekten: Bald werden die der Blühstreifen auf dem Meßdorfer Feld wieder so üppig und farbenfroh aussehen wie auf dem Hinweisschild.

Gedeckter Tisch für Insekten: Bald werden die der Blühstreifen auf dem Meßdorfer Feld wieder so üppig und farbenfroh aussehen wie auf dem Hinweisschild.

Foto: Stefan Knopp

Das Schild, das die Blühstreifen der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft auf dem Meßdorfer Feld bewirbt, haben Spaziergänger an den Holzpflock gelehnt, an dem es ursprünglich angebracht war. Im Laufe des Frühjahrs wird der Blühstreifen den Hinweis auf sich überwuchert haben. Bauer Sasha Hellenthal, der vor zwei Jahren die Verantwortung für einen Teil der Ackerfläche übernommen hat, hat den Streifen gemulcht. Bald soll der Blütenmix Insekten anlocken, während auf den Feldern Sommerweizen und Gerste wachsen, und der Raps wieder blüht.

Ab dann heißt es für Hellenthal, regelmäßig aufs Feld zu gehen und Unkraut zu beseitigen. Gift spritzen verbietet der biologische Anbau. Seit 2019 schreibt die Stadt nach einem von den Grünen initiierten Ratsbeschluss definitiv eine ökologische Bewirtschaftung der innerstädtischen Ackerflächen auf dem Meßdorfer Feld vor - also weg vom konventionellen Anbau. Das bedeutet: „Kein Pflanzenschutz, kein mineralischer Dünger. Da muss man öfters rein“, erklärt Hellenthal, der jahrelang im Betrieb von Bauer Josef Berg gearbeitet und ihn dann vor zwei Jahren übernommen hat. Öko bedeute entsprechend, Fruchtfolgen zu beachten. Auf den Äckern muss jährlich die Nutzung geändert, um den Boden nicht auszulaugen.

Bio-Anbau kein Allheilmittel zur Weltrettung

Er ist „grundsätzlich einverstanden“ mit der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft, hält aber nicht alles, was vorgeschrieben ist, für zielführend. Die Unkrautbekämpfung etwa, für die er öfter mit den Geräten ins Feld muss. „Bodenbrüter haben es relativ schwer.“ Denn die Vögel, die im Getreide ihre Nester bauen, werden immer wieder gestört. Ihnen bleiben nur die Blühflächen. Nach Hellenthals Überzeugung sind Pflanzenschutzmittel für die Brüter gar nicht schädlich. Aber gut, sowohl die konventionelle als auch die ökologische Vorgehensweise hätten ihre Vor- und Nachteile. „Wenn man beides kennengelernt hat, hat man einen anderen Blick darauf.“ Freilich hat er den Betrieb in dem Wissen übernommen, dass der Bio-Anbau mehr Arbeit mit sich bringt. „Ich sehe das relativ entspannt“, sagt er, verbunden mit dem Hinweis, dass nach seiner Auffassung „Bio nicht unbedingt die Welt rettet.“

Beim Anlegen der Blühstreifen rundherum waren Mitarbeiter der benachbarten Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft beratend beteiligt. Für Landwirte sei natürlich relevant, dass es einen Ertragsausgleich von der Landesregierung gibt. „Der Blühstreifen ist ja ein Negativgeschäft“, erläutert Biologin Monika Hachtel. Denn man zwackt einen Teil der Ackerfläche ab. Zuvor wird geprüft, welche Flächen in Frage kommen, und welche Feldvögel auf dem Gebiet heimisch sind. Zum Beispiel die Feldlerche. Wer mehr über sie wissen möchte, bekommt die Infos auf einer Hinweistafel. Vergangenes Jahren wurden sogar unter anderem Wachteln gesichtet. Regelmäßig listen Mitarbeiter während eines Monitorings, welche Vögel sie auf dem Meßdorfer Feld und auf anderen naturnahen Gebieten, etwa in Graurheindorf gesehenen haben.

Stillstand für die ehemalige Stadtgärtnerei

Darüber hinaus ist die Biostation nicht in die Pflege des Meßdorfer Feldes eingebunden. Die Entwicklung dort ist dennoch für die Biologen interessant, weil die Station am Rande des Feldes auf dem Dransdorfer Berg angesiedelt ist. Und weil gleich nebenan die alte Stadtgärtnerei liegt. Das Areal steht seit Jahrzehnten leer; die Aufbauten verfallen zusehends. „Die Natur hat sich das Gelände zurückgeholt““, sagt Rudolf Schmitz von der Bürgerinitiative für die Erhaltung des Meßdorfer Feldes. Er befürwortet eine Nutzung im Rahmen der Arbeit der Biostation. Aber danach sehe es derzeit nicht aus.

Geht es nach der Bürgerinitiative, wäre der Bau eines Zentrums für Ökologie und Umweltbildung sinnvoll. Das haben die Akteure vergangenes Jahr in einem Bürgerantrag vorgeschlagen, fand aber keine Mehrheit. Immerhin habe der Ausschuss einige „Denkanstöße“ aus dem Antragspapier mitgenommen, so Schmitz. Er frage alerdings, ob die am Ende zu einer anderen Planung als als Wohnbebauung auf dem Areal führen. Schmitz ist skeptisch - und ein wenig enttäuscht. „Die Grünen schließen eine teilweise Bebauung mittlerweile nicht mehr aus“, kritisiert er. Das habe vor Jahren noch anders geklungen. Ihre Position hat die Inititiative in ihren Namen geschrieben: Für die Erhaltung des Meßdorfer Felds wollen sich Schmitz und seine Mitstreiter kompromisslos einsetzen. Sie befürchten eine Salamitaktik, die das beliebte Naherholungsgebiet sukzessive zugunsten von Wohnbebauung verkleinert. Auf dem Gelände der Stadtgärtnerei soll höchstens auf den ohnehin versiegelten Flächen gebaut werden.

Initiative schlägt Ökozentrum vor

Nach der Ablehnung des Antrags hat Schmitz im Rahmen eines Klimaaktionstags von „Bonn4Future“ in der Grünen Spielstadt mit den Teilnehmern Ideen gesammelt, welche Angebote unter dem Dach eines Ökozentrums gebündelt werden könnten. Die Biostation könnte aus ihren jetzigen Räumen aus- und dort einziehen; es wäre Anlaufstelle für Schulen, Stadtteilbüros und Jugendzentren und Versammlungsraum, es gäbe Veranstaltungen, Workshops und politische Diskussionen. Völlig klar, mit einer solchen Einrichtung lasse sich nicht so viel Geld machen wie mit Wohnbebauung. Doch in der Stadt müsse mehr Bewusstsein für das Meßdorfer Feld und den Umweltschutz allgemein geschaffen werden, ist Schmitz überzeugt. Dafür sei ein das Zentrum für Umweltbildung ideal.

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