Commerzbank schließt vorübergehend Banken-Schwund in Hardtberg schreitet voran

Hardtberg · Banken und Sparkassen ziehen sich aus der Fläche zurück, das bekommen die Hardtberger zu spüren. Deutsche Bank, BB-Bank und Spardabank sind weg - bald folgt die Commerzbank. Vor allem Ältere, die nichts mit Online-Banking anfangen können, haben ein Problem.

340 Filialen der Commerzbank sollen schließen, darunter auch die in Duisdorf.

340 Filialen der Commerzbank sollen schließen, darunter auch die in Duisdorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Hinweis an der Eingangstür informiert Kunden der Commerzbank, dass die Filiale ab 27. Juli geschlossen bleibt - aus betrieblichen Gründen. Auf der Homepage lesen Kunden: Für uns steht die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter an erster Stelle. Deshalb ist diese Filiale derzeit vorsorglich geschlossen.“ Selbstbedienungsgeräte sind weiterhin verfügbar. Ein Sprecher teilt auf GA-Anfrage mit, in der nächsten Woche gehe es wie gewohnt weiter. 

Allerdings gehört die Duisdorfer Commerzbank-Filiale zu den 340 Standorten in Deutschland, die in den kommenden Jahren schließen, wie ein Sprecher kürzlich mitteilte. Die Filiale verliere für tägliche Bankgeschäfte bei Kunden immer mehr an Bedeutung; das Smartphone werde zum wichtigsten Kontaktkanal, so die Argumentation.

Viele Banken haben auf Selbstbedienung zurückgefahren

In den zurückliegenden zwei Jahren haben im Stadtbezirk Hardtberg die Deutsche Bank, die BB-Bank und die Sparda-Bank geschlossen. Die VR-Bank und die Sparkasse KölnBonn haben ihre Standorte auf dem Brüser Berg auf Selbstbedienung zurückgefahren. Hardtberger Politiker sind sich einig, dass die Ausdünnung der Filialstrukturen wohl weitergehen wird. Sie wollen ihre Einwände aber dennoch bei den Vorständen zu Gehör bringen. Vor einem Jahr hatte die Bezirksvertretung einstimmig von der Verwaltung gefordert, Servicedienste der Kreditinstitute im Stadtbezirk sicherzustellen, schließlich gehöre nach die Verfügbarkeit zur Daseinsvorsorge.

Die Politiker schlugen zudem vor, Servicepunkte von Banken und Sparkassen in öffentlichen Gebäuden wie Rathaus oder Bezirksbücherei einzurichten. Grünen-Sprecherin Jutta Brodhäcker findet den Rückzug der Kreditinstitute aus der Fläche problematisch, „weil vor allem Ältere Nachteile haben, die sich eben nicht auf das Online-Banking verstehen“. SPD-Sprecher Dominik Loosen sieht die städtische Wirtschaftsförderung in der Verantwortung, zumindest Einwände bei Banken geltend zu machen und Lösungsmöglichkeiten auszuhandeln. CDU-Sprecher Bert Moll erinnert daran, dass die Intervention bei der Sparda-Bank im vergangenen Jahr zumindest dazu geführt habe, dass Selbstbedienungsautomaten am Standort verblieben.

Ältere Kundschaft bleibt treu – so lange es geht

Das Beratungsunternehmen PwC Strategy geht laut einer Studie davon aus, dass in den kommenden drei Jahren rund 40 Prozent der Geschäftsstellen von Privatbanken verschwinden werden. Für jüngere Kunden ist das weniger ein Problem. Sie sind geübt in Online-Banking, aber auch darin zu wechseln, wenn ein anderes Kreditinstitut ihnen ein besseres Angebot macht. Die ältere Kundschaft bleibt dem angestammten Kreditinstitut treu – so lange es geht.

„Wir haben in Deutschland neun Millionen ältere Menschen, die offline sind. Davon macht die Altersgruppe 70 plus etwa die Hälfte aus“, sagt Janina Stiel. Sie ist Projektleiterin der Servicestelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) in Bonn. Laut Statistischem Bundesamt nutzen nur 37 Prozent der Menschen über 55 das Netz für Bankgeschäfte. Zum Vergleich: Bei den 25- bis 54-Jähirgen sind es 74 Prozent. Position der Bagso ist, dass es älteren Menschen, die offline sind, trotzdem möglich sein muss, alle Belange des Alltags zu regeln.

Vorbehalte gegen Online-Banking

Gerade beim Online-Banking gebe es sehr große Vorbehalte. Ältere hätten wenig Vertrauen in Datenschutz und -sicherheit. Stiel: „Sie gehen lieber zum Schalter oder zum Automaten.“ Dass sie weniger aufs Netz setzen, habe etwa damit zu tun, dass sie den Nutzen nicht erkennen. Aber auch damit, dass es für sie nur wenig Möglichkeiten gebe, den Umgang mit der Technik zu lernen. „Da sehe ich auch die Banken in der Pflicht, ihren Kunden das beizubringen“, sagt Stiel.

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