Machtkämpfe Barbara Naß tritt aus der SPD aus

HARDTBERG · In der Hardtberger SPD brodelt es gewaltig. Rund um die Kommunalwahl hat es Beschlüsse und Machtkämpfe gegeben, die Barbara Naß nicht länger hinnehmen will. Weitere Mitglieder wollen ihr Parteibuch abgeben.

 Barbara Naß kann sich in der SPD keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr vorstellen. Sie kritisiert Ernesto Harder.

Barbara Naß kann sich in der SPD keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr vorstellen. Sie kritisiert Ernesto Harder.

Foto: SPD

Am Donnerstagabend schickte sie die Austrittserklärung aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an Ernesto Harder, den Vorsitzenden der Bonner SPD. Ihr Parteibuch will sie im Unterbezirksbüro in Poppelsdorf abgeben. Zwei weitere Mitglieder aus dem Stadtbezirk werden es Naß wohl gleichtun.

Die 60-Jährige war 35 Jahre SPD-Mitglied. Zwei Wahlperioden lang führte sie die Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) Hardtberg, war achteinhalb Jahr Ortsvereinsvorsitzende, seit 2012 auch im Bonner Stadtrat. Auch wenn die Querelen im Ortsverein laut Naß schon bis 2008 zurückreichen, seien die Abstimmungen rund um die Kommunalwahl der Auslöser für den jetzigen Schritt gewesen.

Vor dem Urnengang am 25. Mai sei sie für die BV auf Platz eins nominiert worden. "Ich wollte den Fraktionsvorsitz gerne weitermachen und gegebenenfalls stellvertretende Bezirksbürgermeisterin werden." Es sei im Prinzip alles in trockenen Tüchern gewesen. Um des lieben Friedens Willen habe sie noch bei der Reserveliste für den Rat zurückgesteckt und ging von Platz zwei auf drei. Sie rückte entsprechend nicht ins Stadtparlament, stattdessen aber Gabi Mayer und Binnaz Öztoprak (Vorsitzende der SPD Hardtberg). Naß wollte sich ganz auf die BV konzentrieren, doch dann konnte sie sich, wie berichtet, bei der konstituierenden Fraktionssitzung am Mittwoch vor einer Woche nicht mehr durchsetzen. Da wurde Dominik Loosen zum Fraktionsvorsitzender und Wolfgang Groß zu dessen Stellvertreter gewählt. Gisbert Weber wurde vorgestern zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister.

Naß sagt, dass sie eigentlich nichts dagegen habe, dass der Rest der Fraktion gegen sie gestimmt habe. Doch sie habe von anderen anwesenden SPD-Mitgliedern große Rückendeckung verspürt. "Hier geht es darum, wer wird was", sagt Naß, die sich keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr vorstellen kann. Sie habe mehr Unterstützung von Harder erwartet. "Wir müssen was tun, sonst verlieren wir noch mehr Mitglieder. Die Partei braucht Menschen." Naß will nun parteilos in der BV sitzen und sich Mehrheiten suchen.

"Es ist nicht mehr sichergestellt, dass demokratische Beschlüsse in der Bonner Partei beachtet werden", sagte gestern Michael Klewitz. Der 75-Jährige will sein Parteibuch nach 43 Jahren abgeben. Er spielt darauf an, dass die Reihenfolge politischer Ämter zunächst fest stand, dann aber habe man Naß "regelrecht weggeschossen". Harder hätte einschreiten müssen. "Ich bin entsetzt". Auch Winfried Persch (63) überlegt, nach 42 Jahren aus der SPD auszutreten. Er beklagt den Verfall der demokratischen Strukturen. "Früher zählten Mitgliedervoten an erster Stelle. Da ging kein Tricksen."

"Ich finde es sehr bedauerlich und unwürdig", sagte gestern Abend Ernesto Harder zum Parteiaustritt. Er habe Naß Gespräche angeboten, auch schriftlich. "“Wir sind für Dich da„ war der O-Ton", doch es sei nie eine Reaktion gekommen, so Harder. Zur Reihenfolge der Ratsliste habe es die Absprache gegeben, beide abzusichern - also Mayer und Öztoprak. "Ich wollte, dass der Hardtberg endlich mal mit zwei Stadtverordneten im Rat vertreten ist." Das ist letztlich auch passiert. Außerdem sei der Listenvorschlag einstimmig beschlossen worden, "auch mit den Hardtberger Stimmen", sagt der SPD-Vorsitzende. Bezüglich der BV-Fraktion könne er die Frustration nachempfinden. Er hält es aber nicht für richtig, parteilos weiterhin im Gremium zu bleiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort