Kliniken kooperieren Wie älteren Menschen in Bonn nach Stürzen geholfen wird

Bonn · Ein Sturz in höherem Alter kann etwa komplizierte Knochenbrüche zur Folge haben. Im neuen Alters Tauma Zentrum (ATZ) am Helios-Klinikum werden Senioren nach solchen Unfällen, die gravierende Folgen haben können, behandelt.

Behandlung nach Stürzen: Bonner Krankenhäuser arbeiten zusammen
Foto: Universitätsklinikum Bonn/Katharina Wislsperger

Eine kurze Unachtsamkeit, ein kleines Hindernis auf dem Gehweg – schon ist es passiert. Was in jungen Jahren mit einem kleinen Balanceakt abgefangen werden konnte, ist im Alter kaum noch möglich. Die Folge: Schon ein einfacher Ausrutscher oder ein leichter Sturz können für Senioren gravierende Folgen haben. Dabei können komplizierte Knochenbrüche schnell zu weiteren Erkrankungen sowie dem Verlust der Selbstständigkeit führen.

Um besonders betagte Patienten mit Sturzverletzungen von Beginn an optimal und ganzheitlich zu versorgen, setzt die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Uni Bonn mit dem Alterszentrum des Helios Klinikums Bonn/Rhein-Sieg auf ein kombiniertes geriatrisch-unfallchirurgisches Behandlungskonzept. Das auf der langjährigen guten Zusammenarbeit neu gegründete Alters Trauma Zentrum (ATZ) ist von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert worden, was die hohe Qualität bestätigt.

Als überregionales Traumazentrum versorgt das Bonner Uniklinikum (UKB) jährlich mehrere hundert Schwerverletzte, davon mehr als 230 mit lebensgefährlichen Verletzungen. Durch standardisierte Abläufe im Notfallzentrum sowie im OP ist die Versorgung Schwerstverletzter schnell und effektiv.

„Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl älterer verletzter Menschen, müssen Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie mit den Ärzten der Geriatrie und Unfallchirurgie die Patienten gemeinsam bis zur Entlassung betreuen“, sagt Professor Christof Burger, Chef der Unfall-, Hand- und Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie am UKB.

Patienten sollen zurück in ihr soziales Umfeld

„Unser Ziel ist, nicht nur die älteren Patienten schnell wieder zu mobilisieren, sondern ihnen eine Integration in ihr soziales Umfeld zu ermöglichen. Dafür müssen sie direkt nach dem Unfall frühestmöglich auch altersmedizinisch versorgt werden“, ergänzt Dr. Albert Lukas, Leiter des Alterszentrums des Helios Klinikums Bonn/Rhein-Sieg.

Diese gemeinsame, auf den älteren Menschen zugeschnittene Behandlungsstrategie für Sturzverletzungen, künstlichen Gelenkersatz oder Operationen an der Wirbelsäule, gibt es schon seit mehr als vier Jahren. Denn viele Senioren haben auch andere Erkrankungen. Nicht selten seien Lunge, Herz, Leber oder Nieren nicht mehr so leistungsfähig. Daher besteht ein enger Austausch mit den Abteilungen der Anästhesiologie und der Inneren Medizin.

„Zudem sind die Therapiepläne für geriatrische Patienten komplexer, und sie benötigen mehr Betreuung als jüngere Menschen. Die operative Versorgung sollte eine frühe Mobilisation erlauben, ohne später auf Gehhilfen oder gar den Rollstuhl angewiesen zu sein. Alle Maßnahmen müssen daher individuell zugeschnitten werden“, sagt Dr. Sebastian Scheidt, Zentrumskoordinator und Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am UKB.

Experten arbeiten Hand in Hand

Daher arbeiten die Experten der Uniklinik und die Spezialisten der internistischen Altersmedizin aus dem Helios Klinikum Hand in Hand. Konkret werden die operierten Senioren durch die Geriatrie auf der orthopädisch-unfallchirurgischen Station während des gesamten Aufenthaltes mitbetreut. Hierdurch wird zum einen eine altersspezifische medizinische Behandlung gewährleistet, zum anderen kann der Verlauf vor, während und kurz nach der Operation durch den Arzt engmaschig überwacht und damit eine qualitativ hochwertige Versorgung sichergestellt werden.

Neben den Medizinern gehört der Einsatz von speziell geschultem Pflegepersonal zum Konzept. Zudem sind zusätzliche Physio- und bei Bedarf Ergotherapieeinheiten fester Therapiebestandteil. „Das ATZ bietet älteren Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung einen durchgeplanten Therapiepfad, der Komplikationen minimieren und das bestmögliche Behandlungsergebnis erbringen soll“, resümiert ATZ-Koordinator Scheidt.

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