50 Jahre Pfarrkirche Christi Auferstehung Bei Eis und Schnee zog die Prozession ein

Röttgen. · Modernes Backsteinmauerwerk, Ziegelwände, Sichtbeton, abstrakte Buntverglasungen in schwindelerregender Höhe und eine plastische Deckenkonstruktion: Die Röttgener Pfarrkirche Christi Auferstehung wurde 50 Jahren eingeweiht.

 Schmuckloser Zweckbau oder sehenswertes Beispiel geradliniger Architektur: die Pfarrkirche Christi-Auferstehung in Röttgen.

Schmuckloser Zweckbau oder sehenswertes Beispiel geradliniger Architektur: die Pfarrkirche Christi-Auferstehung in Röttgen.

Foto: Benjamin Westhoff

An Christi-Auferstehung scheiden sich die Geister: Für die einen ist die Röttgener Pfarrkirche ein kühler, schmuckloser und reduziert gestalteter Zweckbau. Andere bewundern hingegen die gradlinige Architektur, die sich auf das Wesentliche beschränkt. Doch egal ob Freund oder Feind: Seit einem halben Jahrhundert prägt die moderne Kirche mit dem freistehenden Glockenturm die Ortsansicht am Herzogsfreudenweg. Am 29. August 1971 wurde das neue Gotteshaus in Röttgen offiziell eingeweiht. Mit Festmessen feierte die Pfarrgemeinde dieses Ereignis.

Modernes Backsteinmauerwerk, Ziegelwände, Sichtbeton, abstrakte Buntverglasungen in schwindelerregender Höhe und eine plastische Deckenkonstruktion springen beim Betreten des Gotteshauses sofort ins Auge. Erst auf dem zweiten Blick offenbart die Kirche jedoch ein ganz anderes Gesicht: Mit dem alten, roten Wegekreuz aus dem Kottenforst auf dem Vorplatz, dem Corpus Christi im Eingangsbereich (vermutlich um 1420), der Mutter Gottes (um 1380) am kleinen Marienaltar sowie der modernen, achteckigen Bronzekrone mit einem barocken Elfenbeinkruzifix (18. Jahrhundert) schafft das Gebäude aus den 1960er Jahren einen Spagat zwischen historischem Kleinod und moderner Baukunst. Natürlich hat auch der in Bonn allgegenwärtige Kurfürst Clemens August Spuren in Christi Auferstehung hinterlassen.

Bronzekrone als Mittelpunkt

Mittelpunkt der Kirche ist die kostbare Bronzekrone über dem Altar. Die zeitgenössische Arbeit wurde Anfang 1983 nach einem Entwurf des Bildhauers Karl-Matthäus Winter gefertigt und besteht aus vier giebelförmigen Haupt- sowie vier rechteckigen Nebenfeldern. Zum Kirchenschiff hin ist Golgatha dargestellt. Das alte Kreuz mit dem filigran gearbeiteten Corpus aus Eifelbein zieht sofort alle Blicke auf sich. Dieses Kreuz stand wahrscheinlich einst in einer kleinen Betnische neben dem Salon im Erdgeschoss des Kurfürstlichen Schlosses in Röttgen. Nach dem Abbruch der Residenz kam es in die Venantiuskapelle (an der Reichsstraße), wo es mehrere Jahre einen Seitenaltar zierte. Irgendwann wurde das Kreuz jedoch abgehangen und mit allerhand anderen Gegenständen in einer Kiste auf dem Dachboden verstaut. Nur durch Zufall wurde es schließlich entdeckt und in die moderne Arbeit über dem Altar eingefügt. Dort hebt sich das makellose Weiß des Elfenbeins kontrastreich gegen das dunkle Ebenholz ab. Neben dieser Szene von Golgatha sind auf den Seitenelementen der Altarkrone Darstellungen aus dem Leben Jesu ausgewählt.

Mehr Platz für die Gläubigen

Die rasante Entwicklung des ehemals beschaulichen Dorfes am Rande des Kottenforst ist eng mit der Entwicklung Bonns zum Regierungssitz verbunden. Während bis in die 1960er Jahre hinein Röttgen kaum besiedelt war, wurde mit der Wahl Bonns zur provisorischen Bundeshauptstadt und dem rasanten Ausbau der Unikliniken der Ort zum bevorzugten Wohnort für viele Neubürger. Die Einwohnerzahl wuchs rasch und in der Venantiuskapelle fanden bei den Sonntagsgottesdiensten längst nicht mehr alle Gläubigen Platz. Ende 1966 stand daher bereits fest: Röttgen braucht eine neue Pfarrkirche. Am 17. Juni 1968 wurde schließlich nach den Plänen von Heinrich Dölken der Grundstein gelegt. Zuvor, am 24. Februar 1968, folgte Josef Kardinal Frings dem Wunsch der Röttgener und bestimmt, dass Kirche und Pfarre den Namen „Christi Auferstehung“ tragen sollen.

Die Arbeiten gingen rasch voran. Bei Schnee und Eis zogen schon am Karsamstag 1970 die Gläubigen mit Osterkerzen, die in der Venantiuskapelle entzündet worden waren, in einer feierlichen Lichterprozession in die neue Kirche ein. Mit der Osterkerze vorweg betraten die Röttgener am 29. März 1970 ihr neues Gotteshaus. In das Grab des Altars hatte man zuvor Reliquien Kölner Märtyrer sowie die des Heiligen Hermann-Josef aus Steinfeld gelegt. Offiziell geweiht wurde die Kirche schließlich am 29. August 1971. Zur gleichen Zeit wurde auch die neue Klais-Orgel mit 22 Registern eingebaut.

Das Innere der großen Kirche ist vollkommen ohne Stützen konzipiert und bietet so von jedem Platz aus einer optimalen Sicht auf ein erhöhtes Podest. Dort stehen Ambo, Altartisch sowie Tabernakel in Form einer Thorarolle. Die Decke von Christi Auferstehung ist kassettenförmig angerichtet. Seit 1987 zieren zudem Kreuzwegreliefs aus Kalksandstein von Elmar Hillebrand das Innere.

Engel spielen Posaune

1992 begannen dann die Arbeiten für den 24 Meter hohen, freistehenden Kirchturm. Durch seine äußere Verkleidung mit Grauwacken und Ziegeln wirkt er jedoch wesentlich höher. Seit 2001 wird die Turmhaube von vier Posaune blasenden Engeln gekrönt. Sie sind ebenfalls nach Entwürfen von Elmar Hillebrand gefertigt.

Um Platz für die vielen Neubürger zu schaffen, brauchte Röttgen als bevorzugter Wohnadresse für die neuen Regierungsbeamten und das medizinische Personal der Kiniken nicht nur ein größeres Gotteshaus. Sondern es fehlten auch Pfarrzentrum, Bücherei, Kindergarten und Mehrzwecksaal. Erst vor wenigen Jahren wurden diese Gebäude im Schatten der Kirche aufwändig renoviert und saniert. Heute befindet sich auch der Kindergarten im Kirchencarré.

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