Stadtteilverein Dransdorf Bildungsarbeit aus Berufung

DRANSDORF · Für den Bildungsbereich des Stadtteilvereins Dransdorf und speziell für das Wohngebiet an der Lenaustraße ist Olga Dopolitskaja ein Glücksfall. Nicht nur, weil sie als ausgebildete Lehrerin weiß, wie man Menschen etwas vermittelt, sondern auch, weil sie mit Herz bei der Sache ist. Seit zehn Jahren arbeitet sie für den Verein, und im Wohnviertel kennt sie inzwischen jeder.

 In den Räumen des Stadtteilvereins Dransdorf gibt Olga Dopolitskaja Sprach-, Computer- und Konversationskurse, hilft bei Bewerbungen und leitet die Hausaufgabenbetreuung.

In den Räumen des Stadtteilvereins Dransdorf gibt Olga Dopolitskaja Sprach-, Computer- und Konversationskurse, hilft bei Bewerbungen und leitet die Hausaufgabenbetreuung.

Foto: Stefan Knopp

Als Projektleiterin im Bildungsbereich betreut sie die Sprachkurse für Frauen in Kooperation mit der Volkshochschule, für die es auch Kinderbetreuung gibt. Daneben ist sie für Computerkurse, den Konversationskurs, Bewerbungshilfe und die nachmittägliche Hausaufgabenbetreuung zuständig. Im Sommer hatte sie das Ferienprogramm mitgestaltet und im Herbst Kinder zu "Mülldetektiven" gemacht: ökologische Bildung für Dransdorfer Kinder. Mit ihnen erstellt sie jetzt Collagen mit Müllfotos am Computer und zeigt ihnen dabei, dass das Gerät nicht nur zum Spielen da ist.

Als Dopolitskaja 2000 mit Mann und Sohn nach Deutschland kam, habe sie nur wenige Sätze Deutsch gesprochen, sagte die 56-Jährige. Geboren ist sie in Georgien, nach der Hochzeit hat sie 20 Jahre lang in Minsk als Lehrerin russische Sprache und Literatur unterrichtet. Sowohl in der Heimat als auch in Weißrussland habe sie sich damals wohl gefühlt, sagt sie. "Als Lehrerin war ich immer darauf bedacht, dass sich die Kinder frei fühlen können im Land."

Dann habe sich aber die Situation im Land geändert: Mit Alexander Lukaschenko sei ein Präsident an die Macht gekommen, bei dem sie ein ungutes Gefühl gehabt habe. Außerdem wollte sie nicht, dass ihr Sohn zum Militär gehen muss. Sie nutzte den Umstand, dass ihr Mann Verwandte in Deutschland hatte, und zog mit der Familie nach Köln um. Als erstes machte Dopolitskaja einen Sprachkurs in Düsseldorf. "Ich habe jetzt das kleine Sprachdiplom des Goethe-Instituts."

Als Lehrerin konnte sie in Deutschland natürlich nicht arbeiten. Über die Jobbörse erhielt sie eine Honorarstelle als Sprachkursleiterin, wurde später sogar Team-Lehrerin in einem Deutsch-Sprachkurs für Menschen, denen die Motivation fürs Lernen fehlt, und wurde schließlich auch nach Bonn vermittelt. Mit der damaligen Stadtteilvereinsmitarbeiterin Ulla Meurer leitete sie vier Jahre lang Deutsch-Sprachkurse für Anfängerinnen: Sie wusste, wie sie das angehen sollte. "Ich habe ja damals Russisch als Fremdsprache gelernt." Das Wissen wendete sie einfach auf Deutsch an. Heute ist sie fest in die Arbeit des Vereins integriert.

Dopolitskaja weiß, dass sie viel Glück hatte. "Ich habe oft tolle Menschen hier getroffen." Und sie hilft gerne den Menschen in Dransdorf. Die soziale Ader habe sie vielleicht von ihrer Mutter: "Sie war immer im Zentrum des Lebens." Außerdem sei für sie der Lehrerberuf auch Berufung. Sie sei nach Deutschland gekommen, um hier zu leben, und sieht es jetzt als ihre Heimat an. "Wo ich mich wohlfühle, da ist mein Land."

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