Poppelsdorf Bis ins hohe Alter ein treuer Berater

Poppelsdorf · Als Lokalhistoriker ist Helmut Uessem in Poppelsdorf sehr bekannt. Nun ist er mit 95 Jahren gestorben.

 Feierten im Januar 20217 das 20-jährige Bestehen des Fördervereins Poppelsdorfer Geschichte: (von links) Wolfgang Alt, Helmut Uessem, Iris Siebertz und Manfred van Rey.

Feierten im Januar 20217 das 20-jährige Bestehen des Fördervereins Poppelsdorfer Geschichte: (von links) Wolfgang Alt, Helmut Uessem, Iris Siebertz und Manfred van Rey.

Foto: Barbara Frommann

Helmut Uessem ist in Poppelsdorf kein Unbekannter. Von Beruf Lehrer verschrieb er sich vor allem der Geschichte seines Heimatortes. Er setzte sich für den Aufbau und Erhalt des Poppelsdorfer Heimatmuseums ein. Am dritten Advent ist er im Alter von 95 Jahren gestorben.

Geboren am 14. April 1926 als Nordstadt-Junge am Kaiser-Karl-Ring, Kriegszeit-Schüler an der EMA-Oberschule, sammelte er nach 1945 seine ersten praktischen Erfahrungen in einem Kolonialwarenhandel der Südstadt und ging dann bald auch zum Lehrerstudium an die Kölner „Pädagogische Akademie“.

Seine berufliche Laufbahn begann als Lehrer an der Volksschule Graurheindorf

Im Jahr 1949 der Bundesrepublik-Gründung heiratete er Liesel Thomas, Nichte des Poppelsdorfer Pastors Hans Stöcker, und begann sein berufliches Leben mit einer Lehrerstelle an der Volksschule Graurheindorf. Von dort wechselte er 1956 an die Clemens-August-Schule in Poppelsdorf, um aber gleich nach fünf Jahren als junger 35-jähriger Rektor nach Graurheindorf zurückzukehren – nicht nur als erfolgreicher Pädagoge und Organisator, sondern auch als leidenschaftlicher Fotograf; seine ‚Objekte‘ waren, wie er selbst auch, immer in Bewegung: ob Kinder im Werkunterricht, Vögel am Rheinufer oder die englische Queen beim Empfang im Bonner Rathaus. Damals wohnte die junge Familie mit ihren fünf Kindern in der Moltkestraße (heute Weberstraße) und zog 1959 nach Endenich.

Im kraftvollen und planungsfreudigen Alter von 50 Jahren übernahm Helmut Uessem 1976 seine zweite Rektorenstelle an der Marienschule – in seiner heimatlichen Nordstadt. Es war die beginnende Zeit der „neuen Medien“, deren Benutzung und Anpassung im Schulbereich er alle seine freien Stunden widmete: Dem ‚Epigraphen‘ zur Projektion von Bildern und Texten sowie dem üblichen Diaprojektor folgte der universelle Overhead-Projektor im Verbund mit dem digitalen Bild-Scanner – sein Fotolabor gestaltete er um zum Computer- und Video-Raum und statt Filmrollen sammelte er nun die jeweils neuesten Typen von Video-Kassetten, für den Unterricht besorgt von diversen Leihstellen, insbesondere von der Bonner Stadtbildstelle. Die Kooperation mit dieser entwickelte sich so gut, dass er schließlich 1983 deren Leitung übernahm, bis zu seiner Pensionierung.

Uessem gab Lehrstunden für Schulkinder im Museum

Damals begann er auch seinen engagierten Einsatz für Aufbau und Erhalt des heutigen Poppelsdorfer Heimatmuseums, welches er von 1989 bis 2003 ehrenamtlich leitete. Beauftragt wurde er hierzu von der Stadt Bonn unter Mitwirkung von Manfred van Rey (Stadtarchiv) und Werner Koch-Gombert (Schulamt). Unermüdlich erweiterte er die von Pastor Stöcker 1962 der Stadt geschenkte heimatkundliche Sammlung zu einem fest etablierten Museum in der Clemens-August-Schule. Bei den Schulkindern beliebt waren seine Lehrstunden im Museum oder auch im Stucksaal des Poppelsdorfer Schlosses: gerne erlebten sie so den Kurfürsten oder lernten die Soennecken-Schreibfedern kennen.

Genau vor 25 Jahren, als rüstiger 70-Jähriger, konnte Helmut Uessem seine Idee zur Schaffung eines „Fördervereins Poppelsdorfer Geschichte“ verwirklichen, dessen Gründung Anfang 1997 im Verbund mit einigen weiteren Initiatoren erfolgte, zu denen auch die damalige Leiterin der Clemens-August-Schule, Iris Siebertz, gehörte.

Bis ins hohe Alter blieb Uessem „seinem“ Museum verbunden

Das von ihm angebahnte beständige Zusammenwirken zwischen Heimatmuseum und Schule in Poppelsdorf hält bis heute an und ist inzwischen auch im schulischen Lehrplan verankert. Für den Förderverein, welcher die von ihm damals eingeworbene Zahl von rund 150 Mitgliedern weiterhin aufweisen kann, organisierte er mitreißende Führungen, spannende Exkursionen und wunderbare Feste, wie das zum 300. Geburtstag des Kurfürsten Clemens August im Jahre 2000. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit den anderen Bonner Geschichts- und Heimatvereinen mündete schließlich in die Gründung der heutigen Arbeitsgemeinschaft.

Bis ins hohe Alter blieb Helmut Uessem „seinem“ Museum und „seinem“ Verein aktiv verbunden und war dem jeweiligen Vereinsvorstand ein treuer Berater. ga

(ga)
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