Gelände der ehemaligen Schamotte-Fabrik Bis zu 120 Wohnungen im Duisdorfer Zentrum geplant

Duisdorf · Auf dem Gelände der ehemaligen Schamotte-Fabrik im Duisdorfer Zentrum sollen bis zu 120 Wohnungen gebaut werden. Die Verwaltung erwartet vom Investor einen Ideenwettbewerb mit mindestens acht Architektenbüros.

 Erst Schlachthof, dann Schamotte-Fabrik. Das Gebäude in Duisdorf ist jetzt überplant.

Erst Schlachthof, dann Schamotte-Fabrik. Das Gebäude in Duisdorf ist jetzt überplant.

Foto: Barbara Frommann

Endlich kommt aus Sicht des Eigentümers Bewegung in die Pläne für das Areal der ehemaligen Schamotte-Fabrik. Wilhelm Pickartz, Geschäftsführer der KölnGrund Haus- und Grundbesitz GmbH, ist „froh, dass es nun weitergeht“. Ein großes Grundstück im Zentrum, das über Jahre brach liege, sei nicht im Interesse eines Bauträgers. Das Stadtplanungsamt hat den politischen Gremien jetzt einen Zielbeschluss zur wohnbaulichen Entwicklung auf den Tisch gelegt. Mindestens acht Architekturbüros soll die KölnGrund zu einem Wettbewerb einladen, damit am Ende ein qualitätvolles, neues Quartier entsteht. Das ist eine Vorgabe der Verwaltung: Das Ergebnis des Planungswettbewerbs bildet die Grundlage für die weitere Bauleitplanung. Zudem sollen die unmittelbar angrenzenden städtischen Flächen für eine perspektivische Gesamtentwicklung in das Qualifizierungsverfahren einbezogen werden.

Das Plangebiet mit rund 14.230 Quadratmetern liegt zwischen Bahnhofstraße, Am Burgweiher, Lessenicher Straße und der Regionalbahnstrecke. Der bestehende Bebauungsplan von 1962 setzt im Wesentlichen ein Industriegebiet fest und muss geändert werden. Laut Verwaltung steht das Gebäude der ehemaligen Schamotte-Fabrik mit dem hochaufragenden Schornstein nicht unter Denkmalschutz und bietet sich wegen des Zustands auch nicht für eine Sanierung an. Pickartz will die Fabrikgebäude abreißen. Dort sollen 70 bis 120 Wohneinheiten entstehen. Mindestens 40 Prozent der Wohnungen müssen im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus realisiert werden.

Die östlich, Richtung Hüttenweg, angrenzenden städtischen Grundstücke mit Obdachlosenunterkunft und einer Lagerfläche für die Feuerwehr stehen zwar für eine bauliche Entwicklung derzeit nicht zur Verfügung, wie das Planungsamt betont, sollen aber im Ideenwettbewerb der Architekturbüros berücksichtigt werden. Bevorzugt sei Wohnbebauung. Die KölnGrund bekundet auf GA-Nachfrage Interesse an den städtischen Grundstücken. Insgesamt setzt sich die Fläche aus knapp 8000 Quadratmetern im Eigentum der KölnGrund, 4200 Quadratmetern städtischen und weiteren rund 2000 Quadratmetern privaten Flächen zusammen. Auch bei den Privaten käme der KölnGrund die Möglichkeit des Erwerbs gelegen. Je besser das Areal arrondiert sei, umso besser lasse sich ein Projekt aus einem Guss planen“, sagt Geschäftsführer Pickartz. Denn das Umfeld ist mit zwei- und dreigeschossigen Wohngebäuden etwa an der Bahnhofstraße, einem viergeschossigen Bankgebäude, der Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr Duisdorf und weiteren niedrigeren Häusern sehr heterogen. Und auf der Rückseite, im Norden, verläuft die Bahntrasse Bonn-Euskirchen. Die Verwaltung schlägt bahnparallel einen insgesamt 6,50 Meter breiten Rad- und Fußweg zwischen Hüttenweg und Bahnhofstraße vor als Teil der Rad-Schnellverbindung Bonn-Rhein-Sieg vor. Die KölnGrund bestätigt ihrerseits, dass sie dafür Flächen zur Verfügung stellen will. Auch der Bau einer Kita ist für das Unternehmen Auflage. Allerdings soll sie nach dem Vorschlag des Bauträgers nicht direkt im Plangebiet liegen, sondern in der Nähe, an der Bahnhofstraße. Das Grundstück befindet sich bereits im Besitz der KölnGrund.

Neues Quartier soll Klimaneutralität Rechnung tragen

Das neue Quartier, das einen brachliegenden, aber bereits in der Vergangenheit versiegelten  Innenbereich erschließt, soll dem beschlossenen Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2035 gerecht werden. An den öffentlichen Nahverkehr ist das Areal durch die Nähe zur Regionalbahnhaltestelle und das bestehende Busnetz gut angeschlossen, sodass die künftigen Bewohner im Prinzip ohne Auto auskommen können. Überdies erwartet die Verwaltung vom dem Planungswettbewerb „vorbildliche Lösungsansätze für eine klimagerechte Quartiersentwicklung“. Berücksichtigt werden sollen neben den Energieeffizienzstandards beispielsweise auch Dachbegrünung und Solarnutzung.

Wilhelm Pickartz ist gespannt auf das Ergebnis des Architekturwettbewerbs. „Als Kaufmann denke ich bezüglich der Rendite langfristig“, sagt er, und ein Vorzeigeprojekt sei auch eine gute Werbung für das Unternehmen. Nach einer zeitlichen Einordnung gefragt, fände der Geschäftsführer optimal, die Baugenehmigung schnell in Händen zu haben. „Dann könnte das Quartier in rund anderthalb Jahren stehen. Im dem Rahmen ist das Projekt kalkulierbar.“

Grüne können sich Bürgerzentrum vorstellen

Dass auf dem Gelände der Schamotte-Fabrik gebaut werden soll, ist Konsens in der Bezirksvertretung Hardtberg – allerdings nicht ohne einen weitergehenden Auftrag an die Verwaltung. „Wir wollen diese Planung nicht blockieren“, sagt Grünen-Sprecherin Jutta Brodhäcker, „aber die Planung des angrenzenden Bereichs Im Burgacker muss zugleich intensiviert werden, damit die Bebauung der Duisdorfer Mitte zwischen Rochusstraße und Bahnstrecke ein homogenes Bild ergibt.“ Zwar ist es weit in die Zukunft gedacht, aber auf dem jetzigen Parkplatz an der Bundestraße 56/Am Burgweiher könnten sich die Grünen beispielsweise ein Bürgerzentrum vorstellen. Zur Erinnerung: Die Pläne für einen Anschluss an die Duisdorfer Fußgängerzone mit dem Burgweiher-Carré hatten 2013 sehr konkrete Formen angenommen, scheiterten jedoch am privaten Bauherrn. Pläne zur Verbesserung der Verkehrssituation und Aufwertung der Straße Am Burgweiher waren 2010 so gut wie fertig – am Ende fehlte das Geld. Jetzt müsste die Verwaltung noch einmal von vorne beginnen.

CDU-Sprecher Bert Moll geht der mehrheitlich beschlossene Antrag von Grünen, SPD, BBB und Linken, auch den Bereich Im Burgacker planerisch in Blick zu nehmen, nicht weit genug. Ohnehin hätte er sich gewünscht, dass zumindest ein Teil der Schamotte-Fabrik als historisches Wahrzeichen erhalten bleibt. Zudem sollten auch Gewerbe und Kultureinrichtungen auf dem Gelände einen Platz finden. Scharf kritisiert Moll, dass ein vor zwei Jahren beschlossener CDU-Antrag für das Areal Schamotte-Fabrik und Im Burgacker eine Rahmenplanung aufzustellen, von der Verwaltung nicht umgesetzt wurde. „Das ist ein Versäumnis. Nun wird das Konzept für ein großes Ganzes überholt durch die Pläne des Eigentümers. Damit verpasst Duisdorf eine Chance.“ Nach Molls Auffassung wäre es zudem nicht gut für das Zentrum, wenn es sich zum reinen Wohnstandort entwickeln würde.

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