Bonner Segel-Club wird 50 Jahre alt 79-jährige Bonnerin spricht über ihre Liebe zum Segeln

Bonn · Regina Feußner ist nicht nur seit zwölf Jahren Schriftführerin des Segel-Clubs Bonn, sondern auch mit ihrem sportlichen Kielboot auf Rurstausee unterwegs. Sie beschreibt, was an ihrem Hobby so besonders ist.

 Für Regina Feußner gibt es kaum Schöneres, als auf einem Segelboot die Natur zu genießen.

Für Regina Feußner gibt es kaum Schöneres, als auf einem Segelboot die Natur zu genießen.

Foto: Stefan Hermes

Wie auch im Sommer, als der über hundert Mitglieder zählende Segel-Club Bonn sein 50-jähriges Bestehen auf dem Clubgelände am Rursee feiern konnte, schien den Seglerinnen und Seglern schon bei ihrer traditionellen Winterwanderung zu Anfang des Jahres die Sonne. „Immer am Zaun entlang führte uns der Weg zuerst durch eine Wohngegend und später dann auch durch den Wald“, schreibt Regina Feußner über die Winteraktivität der Vereinsmitglieder, die sich aufgrund des Jubiläumsjahres einen Wanderweg um das rund 80 Hektar große Gelände des Verteidigungsministeriums (BMVG), dem „Geburtsort“ der Seglervereinigung, ausgewählt hatten.

Auf dem symbolträchtigen Weg und beim anschließenden Zusammensein in der Waldschänke dürfte so manches Seemansgarn über die Gründungszeit des Clubs gesponnen worden sein, der aus der Betriebssportgruppe des BMVG heraus entstand und schließlich 1973 offiziell ins Vereinsregister eingetragen wurde. „Erst bei der Zusammenstellung von Berichten und Ereignissen aus unserer Vereinsgeschichte ist mir aufgefallen“, so Feußner, „dass ich mit 79 Jahren nun das älteste aktive Mitglied unseres Vereins bin.“ Die agile Seniorin ist nicht nur seit zwölf Jahren als Schriftführerin im Vorstand des Vereins aktiv, sondern auch mit ihrem sportlichen Kielboot auf dem rund acht Quadratkilometer großen und von Bonn etwa eine Autostunde entfernten Rurstausee unterwegs.

Mit zwei Fingern steuern

„Segeln ist für mich wie eine Sucht“, sagt Feußner und fügt mit einem Lachen hinzu, am liebsten jede freie Minute auf dem Wasser verbringen zu wollen. Begeistert berichtet sie von ihrer Kieljolle, die sich sie „so wundervoll leicht“ mit zwei Fingern steuern lasse. „Am liebsten segle ich hoch am Wind, wenn die Dyas hart auf der Backe liegt, aber kein Tröpfchen Wasser ins Boot kommt. Dann habe ich wirkliche Glücksgefühle.“

Schnell fallen ihr auch besondere Segelmomente wie ein vor etlichen Jahren gemachter Törn um die Ostseeinsel Rügen ein, wo sie zunächst versuchte, gegen die vorherrschenden Winde anzusegeln und es ihr erst nach einer 180-Grad-Wende gelang, die faszinierende Küste mit ihren zum Wahrzeichen gewordenen Kreideklippen zu umrunden. So sind es oft auch die Segelabenteuer fern des Vereinsreviers an der Rur, die unter den Seglerinnen und Seglern mit animierender Begeisterung ausgetauscht werden. So kann Feußner auch von einer Mallorca-Umrundung berichten, wo der Skipper eines 14-Meter-Charterboots die leidenschaftliche Köchin als „Smutje“ zur Verköstigung seiner Mannschaft anheuerte. Sie gerät bei den Gedanken an Sonnenauf- und untergänge über dem Meer oder beim Erinnern an die Momente des Einlaufens in ruhiges Hafenwasser nach stürmischer Fahrt über ein aufgewühltes Meer und einem sich daran anschließenden Schlendern über mediterrane Hafenpromenaden ins Schwärmen.

Segeln im Verbund

Mit ähnlicher Begeisterung erinnert sich Feußner auch an die ersten Törns, die sie mit dem Bonner Club mit gecharterten Yachten auf dem Ijsselmeer machte. „Da sind wir meist mehrere Tage in Flottillen unterwegs“, sagt sie und bezeichnet damit das gemeinschaftliche Segeln im Verbund mit mehreren Booten. So gerne, wie sie über das Segeln an sich spricht, thematisiert Feußner auch die Gemeinschaft der Segelnden. „Wir sind ein familienfreundlicher Club“, sagt die Vorstandsfrau und freut sich darüber, dass in den 50 Clubjahren inzwischen die Kinder und Enkelkinder der ersten Vereinsmitglieder die Geselligkeit untereinander nicht nur mit den Clubtraditionen des An- und Absegelns auf dem Rursee fortsetzen, sondern sich ebenso für ihren Verein engagieren, wenn es darum geht, die noch aus den Anfängen des Clubs stammende Steganlage in Simmerath-Rurberg zu erneuern. „Unsere Mitglieder sind alle sehr kreativ und arbeitsfreudig“, sagt Feußner und fügt noch hinzu, wie schön es sei, niemanden „zwingen zu müssen“.

Boote des Bonner Segelclubs in einer Flaute auf dem Rursee.

Boote des Bonner Segelclubs in einer Flaute auf dem Rursee.

Foto: Privat. Repro Stefan Hermes

Glücklich berichtet die Schriftführerin ganz aktuell von der Bewilligung einer Fördersumme in Höhe von 20.000 Euro, von der der Club nach seinem Antrag aus dem Förderprogramm „Moderne Sportstätten“ vom Land Nordrhein-Westfalen bereits einen ersten Teilbetrag zur Sanierung ihrer Steganlage erhalten hat. „Jetzt konnten wir schon größtenteils das morsche Holz und Teile der Unterkonstruktion durch nichtrostenden Stahl ersetzen.“ Knapp 50 Liegeplätze hat der Club dort für die Boote seiner Mitglieder und Gäste, die jederzeit herzlich willkommen sind. Neben den eigenen Booten der Mitglieder stehen dort für Kinder und Jugendlich zwei Optimisten, zwei Laser, eine 420er Jolle und ein Pirat zur Verfügung.

Mit dem „Vollholz-Piraten“ ging es los

Erwachsene können sich auch an die Pinne eines Kajütboots oder einer schnellen Dyas- oder Monarch-Jolle setzen. Auch wenn die klassische Jugendjolle „Pirat“ am Steg des Vereins längst eine moderne Ausgabe ist, erinnert der Bootstyp noch an die Zeit vor der Gründung des Vereins, als die damals etwa 40 Mitglieder zählende Betriebssportgruppe des BMVG mit einem gebrauchten „Vollholz-Piraten“ ihr erstes Boot anschaffte. Durch die Ausgabe von Anteilsscheinen zu je 100 Mark konnte das stark sanierungsbedürftige Boot für 1600 Mark gekauft werden.

In den Aufzeichnungen von Gerd Becher, der vor 40 Jahren die Anfänge der Vereinsgeschichte festhielt, findet sich ein Bericht des Deutschen Segler-Verbands (DSV), der über das 1968 auf den Namen „Simsala“ getaufte Boot schrieb, dass es „wie Zauberei anmutet, dass die Gruppe Segeln tatsächlich schon ein Boot kaufen und in Benutzung nehmen konnte.“