Diskussion um Bad Hardtberger halten an Plänen für Familienbad fest

Hardtberg · Geschlossen stemmt sich die Bezirksvertretung Hardtberg gegen die Verwaltung: Das Hardbergbad soll nicht nur saniert, sondern zum Familienbad erweitert werden. Die Verwaltung ist aus Kostengründen jedoch für eine abgespeckte Variante.

Das Hardtbergbad muss dringend saniert werden. Für die Erweiterung zum Familienbad sieht die Verwaltung keinen finanziellen Spielraum.

Das Hardtbergbad muss dringend saniert werden. Für die Erweiterung zum Familienbad sieht die Verwaltung keinen finanziellen Spielraum.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Politiker der Bezirksvertretung Hardtberg zeigen der Verwaltung die Zähne: Das Hardtbergbad soll Familienbad werden – auch wenn das mehr kostet, als derzeit im städtischen Haushalt eingeplant ist. Leicht gemacht haben sich die Parteien ihr Votum nicht. Wichtig zu wissen: Die Entscheidung liegt bei der Bezirksvertretung. Allerdings stehen Haushaltsberatungen an, da wird sich zeigen, was die Hardtberger am Ende bekommen.

Überhaupt nicht einverstanden sind die Politiker mit dem Verwaltungsvorschlag, das Kombibad aus Kostengründen lediglich zu sanieren, statt zu einem Familienbad zu erweitern. Die Verwaltung rechnet vor, dass ein Familienbad unterm Strich rund 51 Millionen Euro kosten wird. Das sind gut 21 Millionen Euro mehr als die für das Hardtbergbad veranschlagten 30 Millionen Euro, die in der Bäderpauschale veranschlagt sind.

Die Verwaltung hat das Bau- und Sanierungsprojekt in sieben Module eingeteilt. Die Module 1 bis 3 umfassen eine energetische Sanierung und den Bau eines Lehrschwimmbeckens. Die Module 4 bis 7 sind ein Anbau für einen Familienbereich mit Kursbecken, ein Eltern-Kinderbereich, für Gastronomie sowie eine Ganzjahresrutsche. Die Verwaltung will nur die ersten drei Module umsetzen. Geschätzte Kosten: 38 Millionen Euro.

Einstimmig gegen die Verwaltung

Keinesfalls wollte sich die Bezirksvertretung mit dem Mehrheitsbündnis von Grüne, SPD, BBB und Linke und der Opposition aus CDU und FDP in der Sache auseinanderdividieren lassen. Einstimmig erhielt der Verwaltungsvorschlag lediglich im Bestand zu sanieren eine Absage. CDU-Bezirksfraktionssprecher Bert Moll kritisierte, wie lange nun schon über die Bäderfrage diskutiert würde, „damit am Ende so gut wie nichts herauskommt?“

Sanierung und Erweiterung des Hardtbergbads sind Teil des Rahmenplans zur Neuordnung der Bonner Bäderlandschaft – beschlossen 2020 –, der jedem Stadtbezirk einen Badstandort zusichert. Moll: „Die Verwaltung hätte sich schon vor zwei Jahren erklären müssen.“ Grüne-Bezirksfraktionssprecherin Jutta Brodhäcker ist „unglücklich“ mit dem Verwaltungsvorschlag. Sie erinnert an den Kampf um die Bäderstandorte, daran, dass vor Jahren sogar in Rede stand, das Hardtbergbad zu schließen. Dann die Kehrtwende und die begründete Aussicht auf ein Familienbad. „Nein, dieser Beschluss muss zuverlässig Bestand haben. Die Kostenproblematik ist ein Totschlagsargument, damit wollen wir uns nicht zufrieden geben“, sagte Brodhäcker. Sie erwarte von der Verwaltung kreative Vorschläge, wie man das Geld aufbringen könne. Die Bäderpauschale sei von Anfang an zu niedrig angesetzt worden.

Auch SPD-Bezirksfraktionssprecher Dominik Loosen machte deutlich, dass er von der Verwaltung eine neue Ausgabenpriorisierung erwarte, soll heißen, dass andere Projekte verschoben werden. Frank Thomas (FDP) lehnt „Flickschusterei“ am Hardtbergbad rundheraus ab mit dem Verdacht, dass die Erweiterung zum Familienbad in der Schublade verschwindet.

Alle Blicke in der Bezirksvertretung richteten sich auf den Sport- und Bäderamtsleiter Stefan Günther. Konnte er zum Verständnis beitragen? „Es ist so, dass schlicht die Kosten gestiegen sind“, sagte er. Insgesamt 130 Millionen Euro sind in der Bäderpauschale hinterlegt, davon 30 Millionen für das Hardtbergbad. Höhere Ausgaben „dürfen nicht zu Lasten der anderen Badprojekte gehen“. Immerhin sei mit dem Lehrschwimmbecken ein zusätzlicher Bau und ein wichtiges Angebot für Familien geplant. Der Ratsbeschluss von 2020 beziehe sich auf die Module 1 bis 3, für die übrigen bestehe lediglich ein Prüfauftrag.

Suche nach neuem Planerteam

Selbstverständlich wollte auch die Politik mit Vorschlägen zu einer guten Lösung beitragen. Diskutiert wurde, ob der Bau der Ganzjahresrutsche verschoben werden könnte, um Kosten zu sparen. Günther sprach dabei von zwei Millionen Euro. Allerdings: Die Module 4 bis 7 würden ohnehin in einem eigenen Baukörper untergebracht. Dafür wurde aber bis auf den Lageplanentwurf noch gar kein Konzept ausgearbeitet.

Günther räumte ein, dass die Planungen im Verzug seien. Warum? „Das beauftragte Planerteam muss ausgewechselt werden. Zu langsam und wenig zufriedenstellende Vorschläge“, konkreter wollte Günther nicht werden. Jedenfalls muss jetzt eine neue Ausschreibung erfolgen. „Die Rutsche kann man weglassen“, sagte Günther und rechnete vor, dass dann immer noch acht Millionen Euro fehlen würden. Nicht auf seiner Seite steht die Bezirksvertretung, die das Projekt Familienbad „gemäß dem Bürgervotum“ keinesfalls „beerdigen“ will.

Denn richtig sauer sind die Politiker auf den Sportausschuss. Der hat der Bezirksvertretung am 11. August mit einem einstimmigen Votum empfohlen, lediglich die Sanierung (Module 1 bis 3) zu beschließen. Mit dem Zusatz nach einem Änderungsantrag der Koalition: „Die Module 4 bis 7 werden zu einem späteren Zeitpunkt realisiert.“

Kopfschütteln bei den Hardtberger Grünen. „In Bonn gibt es definitiv zu wenig Wasserfläche und zu wenig Schwimmunterricht. Wie kann der Sportausschuss als Fachgremium für die abgespeckte Maßnahme stimmen?“, sagt Jutta Brodhäcker. Auch Bert Moll (CDU) fragt sich, „welche Rolle hat der Sportausschuss, wenn er nicht hinter den Sportprojekten steht?“ Nun müsse der Beschluss für das Familienbad in die Haushaltsberatungen eingefädelt werden. Freilich teilen die Bezirkspolitiker die Sorge, dass es bei diesem Projekt weiterhin stockt.

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