Spaziergang im Katzenlochbachtal Bonner Biologe leitet Baum-Exkursion in Ippendorf

Ippendorf · Wie bestimmt man Bäume im Winter ohne Blätter, Blüten oder Früchte? Biologe Peter Tautz erläuterte auf einer Exkursion der Biostation Bonn/Rhein-Erft, wie man Unterschiede erkennt.

 Peter Tautz (r.) erläutert, an welchen Details man Bäume auch dann bestimmen kann, wenn man keine Blätter oder Früchte vorliegen hat.

Peter Tautz (r.) erläutert, an welchen Details man Bäume auch dann bestimmen kann, wenn man keine Blätter oder Früchte vorliegen hat.

Foto: Stefan Knopp

Im Frühling und Sommer lassen sich Bäume noch gut anhand der Blätter oder Früchte voneinander unterscheiden – obwohl es auch schon fortgeschrittenes Fachwissen erfordert, etwa Ahorn- und Platanenblätter auseinanderzuhalten. Beim Ahorn verzweigen sich die Blattnerven gleich am Blattansatz, bei der Platane in der Blattfläche. Aber was macht man im Winter, wenn am Baum nur Zweige verblieben sind? Wenn einen wirklich interessiert, wie man Bäume dann trotzdem bestimmen kann, lohnt sich eine Exkursion mit einem Experten.

Peter Tautz bietet für die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft solche Veranstaltungen an, und erstaunlicherweise fand die in Ippendorf trotz Kälte und Regen großen Anklang. Wer allerdings auf einen netten Spaziergang mit Wissensvermittlung gehofft hatte, lag falsch: Die Strecke, die der Biologe in den rund drei Stunden zurücklegte, war nicht sehr lang, stattdessen ging man immer nur kurze Wege, dann hatte man schon den nächsten Baum erreicht, an dem Tautz spezielle Merkmale erläuterte, die eine Unterscheidung auch im Winter möglich machen.

Bäume unter der Lupe

Hilfreich war, dass er Zehnfachlupen mitgebracht hatte. Damit konnte man etwa gut die Korkwarzen auf einem Hainbuchenzweig erkennen. „Das sind Durchbrüche durch die Rinde, die dazu dienen, das Wachstumsgewebe, das direkt darunter liegt, weiterhin mit Sauerstoff zu versorgen“, so Tautz. Diese Warzen könnten schon charakteristisch geformt sein und die Rinde quer oder längs aufbrechen.

Man lernte auch das „Gesetz der axillären Verkettung“ kennen: „Ein Seitenzweig entspringt immer aus der Achsel eines Blattes.“ Also dort, wo der Blattstängel aus dem Zweig tritt. Solche Seitenzweige haben am Grund eine leichte Ringelung: Narben der Knospenschuppen. „Jedes Mal, wenn eine Knospe austreibt, dann hinterlässt sie so etwas.“ Das ist aber bei allen Laubbäumen so.

Deutlichere Hinweise geben dem Fachmann zufolge die Knospen, beginnend mit der Anordnung am Zweig: Bei der Hainbuche ist sie „wechselständig“, immer abwechselnd sprießen Blattknospen mal auf der einen, mal auf der anderen Seite aus dem Zweig. Als Gegenbeispiel zeigte Tautz den Zweig eines Feldahorns. „Ganz typisch für alle Ahornarten ist eben diese gegenständige Beblätterung.“ Mit anderen Worten: Bei dieser Baumart kommen die Knospen an der gleichen Stelle des Zweigs zu beiden Seiten heraus.

Beschaffenheit der Knospen gibt Aufschluss

Die Beschaffenheit der Knospen gibt ebenfalls Aufschluss. Die der Hainbuche ist von mehreren kleinen schuppenartigen Blättern umhüllt, erklärte Tautz, die „etwas dachziegelig“ angeordnet sind. Die der Hainbuche ist ein wenig biegsam, die der Rotbuche dagegen stabil und spitzer. Die Blattknospen der Platane dagegen haben nur eine einzige Schuppe, ebenso wie die der Weide. Die Besonderheit bei der Platane: „Vor dem Blattfall sind gar keine Knospen zu sehen“, erklärte Tautz. Denn die Knospe wächst in den Blattstiel hinein.

Die Haselnuss treibt auch schon Knospen aus. Man erkennt sie daran, dass sie plattgedrückt und eiförmig sind, wechselständig aus dem Zweig wachsen und etwa acht eng anliegende Schuppen haben. Wenn man sie aufpult, findet man die Kätzchen im Ansatz. Öffnen sie sich, werden die Pollen darin vom Wind davongetragen. „Die Hasel ist das erste Gehölz, das überhaupt blüht im Jahr. Allergiker wissen das.“

Auch die Weiden haben bekanntermaßen Kätzchen, außerdem meist biegsame Zweige, die auch im Wasser widerstehen können. Die Knospen der Stieleiche sind eiförmig, von oben betrachtet leicht fünfkantig und fein behaart. Damit ähneln sie stark der Kirschknospe, die aber länglicher ist und weniger Blattspurnarben aufweist. Anders als bei der Kirsche hat die Eiche gute Gerbstoffe in der Rinde, die man bei der Umwandlung von Haut zu Leder verwendet. Darüber hinaus hat die Eiche eine interessantere Geschichte zur Form ihrer Blätter aufzubieten, die sich sehr lange im Winter am Baum halten können.

Tautz erläuterte viele noch tiefer gehende Details etwa über Baumrindenarten, gezahnte und gesägte Blattränder. Und die Leute blieben dabei. „Ich wohne in Köln in der Nähe eines großen Parks und habe mich öfter schon damit beschäftigt, was das für Bäume sind, jetzt im Winter, wo die Blätter weg sind", sagte Petra Breuer. "Ich werde jetzt ein paar Äste sammeln und gucken, ob ich sie nach dieser Exkursion auch bestimmen kann.“ Und Niklas Geib aus Erftstadt beschäftigt sich seit diesem Jahr mit der Baumbestimmung. „Im Winter ist das natürlich noch mal was anderes. Es wurde dann immer angeschnitten, dass man es zum Beispiel auch an den Knospen erkennen kann, aber das hätte ich gerne ein bisschen vertieft.“ Dafür war Tautz‘ Exkursion sehr hilfreich.

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