Keine Lederhosen Deshalb setzen Bonner Veranstalter auf Volxmusik

Endenich · Nicht Volksmusik, sondern Volxmusik. Sie verbindet traditionelle Musik mit Rock, Hip-Hop oder Jazz. Und sie findet immer mehr Fans. Nun holen die Veranstalter Wolfgang Koll und Bert Jackwerth drei Bands in die Harmonie nach Endenich – auch wenn sie dafür die Bühne verlängern müssen.

 Bert Jackwerth und Wolfgang Koll (r.) holen „Volxmusik“ in die Harmonie nach Endenich.

Bert Jackwerth und Wolfgang Koll (r.) holen „Volxmusik“ in die Harmonie nach Endenich.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Loisach Marci das letzte Mal in der Harmonie waren, musste die Bühne verlängert werden, damit genug Platz für das Instrument war. Denn die eine Hälfte der Combo, Marcel Engler, spielt Alphorn – und das Instrument kann zwischen zweieinhalb und vier Meter lang sein. Fünf Jahre ist es her, dass Wolfgang Koll und Bert Jackwerth die beiden Musiker nach Endenich holten, die eine Mischung aus bayerischem Landler, Hip-Hop, Blues und Elektrobeat spielen.

„Das Horn ragte richtig ins Publikum rein“, erinnert sich Koll, der an diesem Nachmittag am Tresen in der Harmonie lehnt, während über die Anlage eine kleine Kostprobe der Musik läuft. Und Jackwerth ergänzt: „Das sah so aus wie ein Laufsteg für Models.“ In knapp zwei Wochen sind Loisach Marci wieder in der Harmonie. Denn dann steigt dort ein eintägiges Festival für „Neue Alpine Volxmusik“.

Konzerte die an Techno-Partys erinnern

„Da geht richtig die Post ab, wenn die loslegen“, sagt Koll. „Das ist wie auf einer Techno-Party.“ Wie sie auf die Musiker aufmerksam geworden sind, daran erinnern er und Jackwerth sich nicht mehr so richtig. Nur dass sie vom Sound des Duos direkt angetan waren. „Wir haben sofort gedacht: Die laden wir jetzt ein“, sagt Koll.

Kolls und Jackwerths Liebe zur bayrischen Musik begann mit dem ersten Konzert von Ringsgwandl, das sie Ende der 80er in der Bonner Pop-Mensa veranstalteten. Später kamen noch andere Gruppen hinzu wie Biermösl Blosn, Haindling und Hubert von Goisern. Was ihn an dem Genre fasziniere, das Volksmusik mit Rock, Jazz und elektronischen Elementen verbindet, sei das Überraschungsmoment, sagt Koll. „Du weißt nie, was dich erwartet. Das finde ich total spannend.“

Ähnlich geht es auch Jackwerth. „Die junge Generation ist mit anderer Musik aufgewachsen“, sagt er. Die würde sie nun mit der traditionellen Musik ihrer bayrischen Heimat verbinden. „Die ursprüngliche Musik bleibt dabei aber nicht auf der Strecke.“ Was dabei herauskommt, sei für die beiden eine Art der Weltmusik.

Volxmusik zieht immer mehr Publikum an

Und dafür finde sich ein immer größeres Publikum, auch ein jüngeres. Diese Entwicklung beobachten sie schon seit einigen Jahren. Nördlich von Frankfurt seien viele der Künstler noch nicht so bekannt, zu den Konzerten kämen nur ein paar Hundert Leute. „Aber in Bayern spielen die in großen Hallen“, sagt Koll. Dazu habe vielleicht auch der Begriff Volxmusik beigetragen. „Wo die Leute das X sehen, erwarten die keinen Musikantenstadl“, sagt er. „Und es kommt auch keiner in Lederhosen.“

Abgesehen vielleicht von den Künstlern. Bei Loisach Marci gehört das Beinkleid durchaus schon mal zum Bühnen-Outfit. Sie sind beim Festival eine von drei Bands, die auftreten. Die Fexer mit Tuba, Trompete und Flügelhorn bezeichnen sich selbst als die „wahrscheinlich kleinste Blaskapelle der Welt“ und bieten – ihre Worte –: „Blasmusik, gemixt mit modernen Arrangements und jugendlichem Charme“. Weiherer hingegen setzt auf Gitarre und Mundharmonika, entweder allein oder auch mal mit Band liefert er eine Mischung aus „Liedermacherei und Kabarett“.

Das Festival soll der Auftakt einer Reihe sein. Einmal im Jahr wollen Koll und Jackwerth bayrische Bands in die Harmonie holen – auch wenn das bedeutet, dass sie die Bühne verlängern müssen.

Neue Alpine Volxmusik mit Loisach Marci, Die Fexer und Weiherer findet am Freitag, 4. März, in der Harmonie statt. Einlass ist um 18 Uhr, los geht es um 19 Uhr. Die Tickets für 28,80 Euro gibt es zum Beispiel bei Bonnticket.

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